Die globale Fonds-Informations-Plattform Citywire ist neues Business-Mitglied der Fondsfrauen und berichtet unter anderem über Gender-Diversity im Fondsmanagement.

Seit 2016 veröffentlicht Citywire jedes Jahr den Alpha Female Report, der global die Fortschritte beim Thema „Frauen im Fondsmanagement“ analysiert. Das Ergebnis ist jedes Jahr gleich: Der Frauenanteil ist viel zu niedrig. Vor allem Deutschland hat Nachholbedarf und gehört sowohl in Europa als auch weltweit zu den Schlusslichtern. Asiatische Länder wie Taiwan und Hong Kong geben dafür das Tempo vor.

In Deutschland ist der Anteil weiblicher Fondsmanager seit 2016 nicht wesentlich gestiegen
2023 umfasste die Citywire-Datenbank weltweit 18.015 aktive Fondsmanager. Nur 12,1 % oder 2.179 davon sind weiblich. In Deutschland ist die Quote noch schlechter: Von 650 Fondsmanagern sind nur 7 % weiblich. Dieses Ergebnis reicht im weltweiten Ranking gerade mal für Platz 21 von 24. In dieser Auflistung wurden alle Länder erfasst, in denen es 100 oder mehr Fondsmanager gibt.

Auch die Schweiz schneidet im internationalen Vergleich schlecht ab und weist einen Frauenanteil von lediglich 9 % auf. Damit erreicht das Land aber zumindest Platz 17. Besser läuft es in der DACH-Region nur in Österreich. Im globalen Ranking liegt das Land mit einer Frauenquote von 11 % genau in der Mitte.

Seit 2016 nur wenig Fortschritt
Das diesjährige Ergebnis des Alpha Female Report ist nicht sonderlich überraschend, wenn man auf die Entwicklung der letzten Jahre schaut. Von 2016 bis heute unterscheidet sich der weltweite Anteil weiblicher Fondsmanager nur um 1,8 Prozentpunkte. In Deutschland hat sich der Anteil in acht Jahren tatsächlich bloß um einen Prozentpunkt erhöht. In der Schweiz hat sich zumindest ein bisschen mehr getan, und es gab einen Anstieg von 4 Prozentpunkten. In Österreich ist die Zahl weiblicher Fondsmanager seit 2016 dagegen geschrumpft: Damals waren es noch 13 % – jetzt sind es 11 %.

Angesichts solcher Zahlen verwundert es kaum, dass Fonds, die von einer Frau gemanagt werden, in der Minderheit sind. Von den weltweit 28.542 aktiv gemanagten Fonds wurden in diesem Jahr nur 1.490 von einer Frau verwaltet. In den letzten Jahren hat sich diese Zahl stetig reduziert.

Zuwachs bei gemischten Management-Teams
Bei den gemischten Teams war hingegen ein Zuwachs zu beobachten. Deren Anzahl hat sich von 2016 bis 2023 auf globaler Ebene nahezu verdoppelt. Auch in der Schweiz gibt es 2023 doppelt so viele gemischtgeschlechtliche Management-Teams wie noch 2016. In Deutschland hat sich deren Anzahl fast verdreifacht, und in Österreich gibt es heute sogar knapp fünf Mal so viele Mixed Teams wie vor acht Jahren.

Asien liegt weit vorn
Dass der Weg zur Geschlechterparität auch besser laufen kann, zeigt unter anderem Taiwan. Das asiatische Land ist weltweit führend bei der Gleichstellung von Männern und Frauen im Fondsmanagement und schafft einen Frauenanteil von 29 %. Seit 2016 hat kein Land eine so hohe Quote erreicht. 2021 kam Hong Kong diesem Ergebnis mit einem Anteil von 28 % schon sehr nahe und lag damals auf Platz 1. In diesem Jahr ist der Frauen-Anteil in Hong Kong jedoch zurückgegangen.

In Europa sticht beim Thema Gleichberechtigung vor allem der Süden positiv hervor: Spanien schafft es mit einem Frauenanteil von 21 % weltweit unter die Top 3. 2016 führte das Land das globale Ranking sogar an und kam damals auf eine Quote von 27 %.

Auch einzelne europäische Unternehmen fallen positiv auf. So liegt CaixaBank Asset Management Luxemburg in diesem Jahr unter den Unternehmen mit 50 bis 100 Managern auf Platz # 1. 2021 schaffte es sogar fast die Geschlechter-Parität.

Was die Beschäftigung weiblicher Fondsmanager betrifft, ist die DWS führend unter den drei größten Asset Managern in Deutschland: Unter den 54 Managern dort sind 15 % weiblich. Mit nur einem Prozentpunkt Unterschied folgt danach Allianz Global Investors. Union Investment schafft es mit einem Frauenanteil von 6 % auf den dritten Platz. Weltweit führend ist J.P. Morgan Asset Management.

Es tut sich was, aber die Entwicklung dauert
Nicht alles läuft schlecht, aber vieles muss sich verbessern – vor allem in Deutschland. Mit einer Quote von 7 % weiblicher Fondsmanager ist man noch weit entfernt von der Geschlechterparität im Fondsmanagement. Das soll aber nicht entmutigen, sondern vielmehr dazu motivieren, die Förderung von Frauen in der Branche voranzutreiben. Viele haben diese Notwendigkeit auch erkannt, dafür spricht die hohe Zahl an Neugründungen von Firmeninternen und regionalen Netzwerken, die Frauen in der Finanzbranche unterstützen.

So wurde 2023 in Österreich das Frauennetzwerk FAM – Frauen im Asset Management gegründet und der Verband unabhängiger Vermögensverwalter (VuV) richtete im Juni erstmals eine Veranstaltung eigens für Frauen aus. Petra Ahrens, Vorständin des VuV, gründete 2022 eine Finanzberatung für Frauen. Neben den Neugründungen gibt es aber auch einige etablierte Netzwerke, die sich schon seit Jahren für Gender Diversity einsetzen – das bekannteste sind die in der DACH-Region aktiven „Fondsfrauen“. Jede dieser Organisationen zeigt, dass sich etwas tut, bestätigt aber auch den immer noch hohen Bedarf an Unterstützung.

Text: Jana Rudolf, Citywire

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