Petra Krause ist seit Januar 2018 Portfoliomanagerin beim Hamburger Vermögensverwalter Aramea Asset Management AG. Dort ist sie für die Anlage in festverzinslichen Titeln für diverse Publikums- und Spezialfonds zuständig. Bevor sie zu Aramea ging, leitete sie für die Signal Iduna Gruppe in Hamburg den Bereich Fonds- und Portfoliomanagement Renten. Frau Krause ist über 35 Jahre in der Finanzbranche tätig. Ihre berufliche Laufbahn begann sie 1984 mit der Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Dresdner Bank AG. Dort hat sie lange Zeit das Dollar-Buch der Dresdner Bank gehandelt und war damals die jüngste Prokuristin der Bank. Fondsfrau Anke Dembowski spricht mit ihr über ihren Beruf als Portfolio-Managerin, und was daran so reizvoll ist.

Frau Krause, was macht Ihnen an Ihrem Job besonders viel Spaß?
Nichts ist so spannend wie die Wirtschaft, um mal das Handelsblatt zu zitieren. Ich habe eine Affinität zum Kaufmannstum. Was die Märkte und die Erwerbsmöglichkeiten treibt, hat für mich eine große Faszination. Da spielen so unglaublich viele Faktoren mit hinein. Für mich werden Wirtschaft und die Märkte nie langweilig.

Sind Sie in ihrem Job 24/7 verbunden? D.h. wenn Sie in den Nachrichten beispielsweise etwas zum Handelskonflikt zwischen USA und China hören, überlegen Sie dann immer auch gleich die Folgen für Ihr Portfolio?
Ja, das gehört dazu! Als Portfoliomanagerin nehmen Sie das Wirtschaftsgeschehen und auch politische Ereignisse von Tragweite immer bewusst wahr, denn jedes Ereignis könnte das Ihnen anvertraute Geld betreffen. Auch im Urlaub verfolge ich stets die Medien, dadurch schalte ich selten vollständig ab. Ich glaube, wenn ich irgendwann nicht mehr Portfoliomanagerin bin, wird das so bleiben, weil es meine Routine ist. Morgens gucke ich als erstes und spät abends als letztes, was die Börsen machen.

Wie kamen Sie dazu, Portfoliomanagerin zu werden?
Ich war zunächst 2-3 Jahre im Kommissionshandel tätig. Schon zu der Zeit hat mich die Faszination der Börse gepackt. Es war toll, als ich Ende der 80er Jahre dahinter gestiegen bin, was für einen immensen Einfluss die Zentralbank-Veröffentlichungen haben. Auch wie sehr „Greed and Fear“ die Börsen beeinflussen, fand ich spannend – heute heißt das Behavioural Finance und ist ein anerkannter Studiengang. Auch bei den Geschehnissen von 9/11 fragte ich mich sofort: Was hat das für Auswirkungen?

Sie sind schon über 35 Jahre in der Finanzbranche tätig und haben daher einen guten Überblick. Hat sich geändert, wie man Portfoliomanagerin wird? Was musste man früher, und was muss man heute mitbringen an persönlichem Talent und an Ausbildung?
Ja, das hat sich in letzten 30 Jahren erheblich geändert. Früher konnte man auch ohne Studium an die Börse kommen, beispielsweise mit einer Ausbildung zur Bankkauffrau. Ich war damals bei der Dresdner Bank. Die hatten ein gutes, breit aufgestelltes Ausbildungsprogramm, was dann durch externe Händlerprüfungen ergänzt wurde. Dazu lernten wir, wie Bonds funktionieren, welche Usancen es an der Börse gibt, was Wertpapiere im Einzelnen sein können, wie Optionen funktionieren, und so weiter. Früher wie heute gilt aber, dass jemand, der im Asset Management tätig ist, eine Affinität zu Wirtschaft und zu Mathematik haben muss. Außerdem muss man als Portfoliomanager sehr klar in seinen Entscheidungen sein; die Entscheidungen müssen auch vergleichsweise schnell getroffen werden.

Wie ist das im Job als Portfolio-Managerin? Wenn Sie hier einmal auf eine Assetklasse – sagen wird Bonds – ausgerichtet sind, ist man dann für den Rest seines Lebens darauf festgenagelt?
Nein, man kann auf jeden Fall wechseln. Gerade am Anfang der Karriere ist das häufiger der Fall. In dem Moment, wo Sie beispielsweise nicht gerade eine Staatsanleihe bester Bonität halten, sind sie aber immer in einer Art der Kreditanalyse. Ob Sie eine Aktie, eine Unternehmensanleihe, einen Convertible oder eine Option erwerben oder verkaufen wollen, Sie beschäftigen sich immer mit dem Unternehmen. Für mich spielt die Assetklasse daher eine untergeordnete Rolle. Meine große Liebe gilt den US-Treasuries und Credits. Spannend ist der Beruf der Portfolio-Managerin allemal, egal welche Assetklasse Sie machen. Meistens sind Sie ja doch in gemischten Mandaten unterwegs. Sie überlegen sich Szenarien, wie sich die Welt entwickeln könnte – sagen wir angesichts des Brexit. Dann versuchen Sie, das Portfolio bestmöglich zusammenzustellen. Es soll robust sein, d.h. Absicherung und Rendite-Streben spielen eine Rolle. Die Demografie ändert sich, einzelne Länder kommen hoch, andere verlieren an Bedeutung. Sie müssen über den Tellerrand hinausschauen und alle Dinge im Blick haben.

Wie lässt sich der Job einer Portfoliomanagerin mit Freizeit & Familie vereinbaren?
Ich glaube, dass das nicht besser oder schlechter geht in als in anderen Jobs, in denen Sie viel Verantwortung haben. Es gibt auch Möglichkeiten, von zu Hause zu arbeiten, oder Teilzeit. Sie haben ja heute Daten-Zugriff von allen Orten der Welt und müssen nicht mehr physisch an einem Ort sein; das hilft sehr! Schauen Sie: Wenn Sie beispielsweise im pflegenden Dienst tätig sind und Haushalte abfahren müssen, ist es viel schwieriger, Familie und Job unter einen Hut zu bringen. In unserem Job können Sie über die Medien permanent Nachrichten verfolgen und agieren. Man muss nicht permanent tätig sein und kann sich auch mal vom Schreibtisch entfernen, zumindest mit Blick auf die strategische Ausrichtung. Und auch die taktische Ausrichtung wird vielleicht im Wochen oder Zwei-Wochen-Takt neu bestimmt. Darüber hinaus ist man stets im Team tätig, der vertretende Portfoliomanager kann im Notfall agieren. Früher haben die Portfolio Manager oft selbst gehandelt, aber mit der heutigen Regulatorik läuft der Handel vielfach über das Order-Desk. Insofern haben Portfoliomanager neue Freiheiten gewonnen!

Vielen Dank für das interessante Gespräch!

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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