Daria Lebert ist Sales Managerin und Nadja Peters leitet die HR-Abteilung beim Kölner Asset Manager Flossbach von Storch. Wir wollen von den beiden wissen, wie junge Frauen heute das Unternehmen auswählen, in dem sie arbeiten möchten, und wie sich Unternehmen heute, in Zeiten von Fachkräftemangel, darum bemühen, Mitarbeitende zu bekommen und zu halten.

Daria, Du bist Sales Managerin bei Flossbach von Storch. Was genau beinhaltet Deine Tätigkeit?
Ich verstehe meine Rolle als Bindeglied zwischen Portfoliomanagement und hausinterner Kapitalmarktstrategie auf der einen Seite sowie unseren Vertriebspartnern im Wholesale-Segment auf der anderen Seite. Damit unsere Vertriebspartner wie Banken, Dachfondsmanager, Vermögensverwalter, IFAs und Versicherungen bestmöglich für das Kundengespräch und das eigene Depotmanagement ausgestattet sind, unterstütze ich durch Einzelgespräche, Beraterrunden und Endkundenevents. Dabei lege ich großen Wert auf die langfristig ausgerichtete Kundenbeziehung und nicht auf den schnellen Produktverkauf.

Hast Du als Sales Managerin schon mal eine merkwürdige Situation erlebt auf Grund der Tatsache, dass Du eine Frau bist? Wie hast Du sie gelöst?
In den letzten Jahren zum Glück nicht mehr, aber ich erinnere mich noch an meinen Start in die Finanzbranche. Damals noch als Angestellte eines unabhängigen Maklers, sah ich mich auf meiner ersten Veranstaltung als eine von drei Frauen, aber unter 100 Männern im Raum wieder. Mit damals 23 Jahren, einem farbenfrohen Kleid und blonden Haaren stand ich auf einmal ungewollt im Mittelpunkt. Daraufhin habe ich angefangen, online gezielt nach anderen Beraterinnen und anderen Frauen in der Finanzbranche zu suchen, um hier in den Austausch zu kommen und mich nicht mehr so „alleine“ zu fühlen. So kam ich zu den Fondsfrauen.

Du bist eine gut ausgebildete junge Frau. Wenn Du Dich bei einem Unternehmen bewirbst, auf welche Kriterien achtest Du dabei?
Glücklicherweise muss ich an einen Jobwechsel gerade gar keine Gedanken verschwenden. Falls es jemals so kommen sollte, wäre mir eine konstruktive Fehlerkultur besonders wichtig, weil sie die Chance zu Verbesserungen, persönlicher Weiterentwicklung und Innovationen bringt. Ich würde auch auf flache Hierarchien achten, weil Entscheidungswege kürzer und schneller sind, das finde ich sehr motivierend. Ein gutes Miteinander im Team ist ebenfalls ein wichtiges Entscheidungskriterium.

Kannst Du sagen, welche dieser Kriterien Dein jetziger Arbeitgeber – Flossbach von Storch – besonders gut erfüllt, und inwiefern?
Das fängt bei uns schon mit einer offenen und familiären Du-Kultur an, die ab dem ersten Tag für neue Mitarbeitende zu spüren ist. So kann ich mit meiner Führungskraft, aber auch mit unseren Vorständen auf Augenhöhe sprechen. Was uns darüber hinaus auszeichnet ist die Tatsache, dass wir einen großen Entscheidungsspielraum haben, beispielsweise bei der Gestaltung von Events und Vorträgen. Im Team haben wir die Möglichkeit, uns von Zeit zu Zeit Offsites zu nehmen, um gemeinsame Ziele zu definieren, aber natürlich auch um zusammenzuwachsen.

Nadja, Du bist als Head of HR für Personalthemen verantwortlich. Der Arbeitsmarkt ist aktuell geprägt von Fachkräftemangel. Was können Unternehmen aus Deiner Sicht tun, damit intern eine gute Stimmung herrscht, was ja auch die Arbeitsmoral und die Verbleibedauer der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärkt?
Nadja: Indem wir immer offene Ohren und Türen haben und für unsere Mitarbeitenden da sind; auch wenn sie sich mal nicht so wohlfühlen sollten. Wir unterstützen darüber hinaus auch aktiv ihre Weiterentwicklung – fachlich und auch persönlich. Und durch gemeinsame Events und Aktionen pflegen und stärken wir das Gemeinschaftsgefühl.

Wie sieht es bei Flossbach von Storch mit der Frauenquote aus? Wie hoch ist sie insgesamt, und wie hoch in den Führungsebenen?
Nadja: Der Frauenanteil liegt bei uns insgesamt über 30 Prozent, auch in den Führungsebenen. Besonders freuen wir uns darüber, dass über 40 Prozent aller Neueinstellungen in den letzten Jahren Frauen waren.

Gibt es eine Zielgröße, die Ihr zu einem bestimmten Zeitpunkt erfüllen möchtet?
Nadja: Wir haben keine feste Größe. Unser Ziel ist es, diejenigen, die Ambitionen und Potenzial haben, auf ihrem Weg nach oben zu begleiten. Es gibt aber Bereiche, in denen wir uns mehr Bewerberinnen wünschen würden, beispielsweise im Portfoliomanagement, im Analysten-Team und im Bereich IT.

Welche besonderen Fördermöglichkeiten bietet Flossbach von Storch an? Sind welche dabei, die gezielt für Frauen sind?
Nadja: Nein, wir begehen hier nicht den Kardinalfehler der Personalentwicklung. Der lautet: “fixing the women.” Unser Ansatz ist es, das System von innen heraus gegen den Status quo zu verändern. Wir achten daher sehr darauf, dass Frauen – wie Männer auch – ihre Stärken und ihr Potential im konstruktiven Miteinander entfalten können. Das hat viel mit Wertschätzung und Verbundenheit sowie Perspektivenvielfalt zu tun. Darüber hinaus bieten wir vielfältige Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten wie beispielsweise individuelles Coaching und Führungskräfteentwicklung. Nicht zuletzt glauben wir, dass auch unsere Kooperation mit den Fondsfrauen Früchte tragen wird.

Daria, welche Fördermöglichkeiten nimmst Du persönlich wahr, und warum findest Du sie für Dich passend?
Daria: Neben der Freiheit, mich bei den Fondsfrauen engagieren zu können, habe ich zuletzt an einem viertägigen Training zur Persönlichkeitsentwicklung teilgenommen. Dabei ging es unter anderem um Themen wie Selbst- und Fremd-Wahrnehmung, Vertrauen statt Kontrolle oder auch das Bewusstsein über die eigene Verantwortung im Unternehmenskontext.

Welche beruflichen oder Karrieretipps möchtet Ihr unseren Leserinnen mit auf den Weg geben?
Nadja: Vielleicht habt ihr schonmal davon gehört, dass Männer sich oft schon bewerben, wenn sie nur 60 Prozent der Muss-Anforderungen erfüllen. Manche Frauen halten sich dagegen erst dann für geeignet, wenn sie 100 Prozent mitbringen – doch es ist anders, denn ein Anforderungsprofil in einer Ausschreibung ist keine Mindestvoraussetzung. Statt euch also hinzusetzen und abzuhaken, welche Anforderungen ihr erfüllt, solltet ihr euch bewerben. Wichtig ist, dass ihr euch für den Job begeistern könnt und gut begründet, warum ihr die richtige Person seid.

Daria: Ich kann jede Frau nur dazu ermutigen, keine Scheu vor der Finanzbranche zu haben und mutig zu sein. Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht denkt, aber bei uns arbeiten auch viele Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen. Etwa ein gelernter Maschinenbauer, der heute einen Fonds managt, eine Kollegin im HR-Bereich, die zuletzt noch ein Fitnessstudio geleitet hat, aber eigentlich als gelernte Elektronikerin in der Chemieindustrie ins Berufsleben gestartet ist. Sinologen, Kerzen-Verkäuferinnen und eine Person, die beinahe Tennis-Profi geworden wäre. Auch ich selbst habe Lehramt studiert und erst über einen Umweg in die Finanzbranche gefunden. Es sollten sich viel mehr Menschen trauen in diese Branche reinzuschnuppern, denn entgegen allen Vorurteilen ist das Arbeiten in der Finanzbranche sehr angenehm und es wird sich vor allem bei Flossbach von Storch unglaublich viel Mühe gegeben, vorhandene Wissenslücken intern zu schließen.

Danke Euch beiden für dieses ermutigende Interview!

 

 

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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