Katarina Melvan ist Niederlassungsleiterin bei BNY Mellon Deutschland und gleichzeitig Head of Asset Servicing Deutschland. Fondsfrau Anke Dembowski spricht mit ihr darüber, was sich hinter diesen Jobs genau verbirgt und wie man bei BNY Mellon den Fokus auf die Digitalisierung und die Nutzung von Künstlicher Intelligenz legt. BNY Mellon wurde übrigens dieses Jahr mit dem Fondsfrauen-Award in der Kategorie „Company of the Year“ ausgezeichnet. In einem weiteren Interview spricht Katarina Melvan mit uns darüber, was die Finanzbranche tun kann, um insbesondere junge Frauen stärker für Finanzen zu begeistern.

Frau Melvan, Sie sind Niederlassungsleiterin BNY Mellon Deutschland & Head of Asset Servicing Deutschland. Was genau tun Sie in Ihrem Job?
Ich bin für das Asset Servicing-Geschäft in Deutschland zuständig. Aus Deutschland heraus steuere ich alles, was mit Asset Servicing zu tun hat im deutschsprachigen Raum.

Was verbirgt sich genau unter dem Begriff Asset Servicing?
Darunter verbirgt sich alles rund ums Wertpapiergeschäft: Verwahrung der Assets, Fonds-Administration, Fondsbuchhaltung, Reporting, Steuer-Services, regulatorisches Reporting an die Aufsichtsbehörden, Kalkulation des Fondspreises, alle administrativen und operativen Tätigkeiten. Unsere Kunden sind dabei breit gefächert. Die Verwahrstellen benötigen unsere Daten, aber auch Pensionskassen, andere Banken, Versicherungen, Corporates sowie Asset Manager.

In Deutschland liegt die Verteilung von Frauen und Männern bei etwa 50:50. Zusammen mit unserem Relationship-Team bin ich zuständig für die Kundenbetreuung und für die strategische Weiterentwicklung unseres Geschäfts.

Die deutsche Niederlassung ist Teil unserer Bank, die in Belgien ihr Headquarter hat. Wir müssen also alle rechtlichen und regulatorischen Vorgaben einhalten: Die deutschen, die belgischen, die europäischen, und natürlich die unserer Konzernmutter in den USA.

Sie haben im Juli 2022 die deutsche Niederlassung der BNY Mellon übernommen. Was war das für ein Gefühl?
Ein schönes! Ich bin seit über 16 Jahren bei BNY Mellon, und hatte hier viele verschiedene Rollen. Aber es war mir noch keine Sekunde langweilig und habe auch noch nie bereut, dass ich hier bin. Es gab viele Projekte – teilweise bank-, teilweise kundengetrieben. Eine Weile lang war ich für das Verwahrstellengeschäft in Deutschland und Europa zuständig. Im Zuge einer Übernahme von Geschäftsteilen einer anderen Bank (Anm. der Redaktion: der BHF-Bank) habe ich eine Weile lang die Verantwortung für das Custody-Geschäft übernommen und die Integration vorangetrieben.

Nachdem ich 10 Jahre in der Geschäftsführung unserer KVG beschäftigt war, die unser Hub für Administration und die Fondsbuchhaltung ist, bin ich in die Geschäftsleitung der Bank gewechselt, wo ich früher schon gearbeitet habe. Aber natürlich ist das ein anderes Gefühl, wenn man nun für die Niederlassung verantwortlich ist. Zum Glück waren viele Kollegen noch da, mit denen ich früher schon in der Bank eng zusammengearbeitet habe. Insofern war es ein bisschen wie nach Hause kommen.

Die Bank hat ja eine ziemlich lange Tradition…
Ja, letztes Jahr hatten wir 50-jähriges Jubiläum als Bank in Deutschland. Da kamen alle 16 Mitglieder unseres US-Vorstands, inklusive CEO, denn wir haben das Jubiläum mit unseren Kunden groß gefeiert. Das war toll, denn es unterstreicht auch den langfristigen Gedanken unserer Bank, dass man bei uns nicht kurzfristig, sondern in Jahrzehnten und Jahrhunderten denkt.

Nächstes Jahr feiern wir das 240. Jubiläum der Bank. Sie wurde 1784 von Alexander Hamilton, dem 1. Finanzminister der jungen USA, gegründet. Den kennen Sie vielleicht vom Broadway-Musical und von der 10-Dollar Note.

Ja, richtig! Was sind die Themen, die Sie seit dem Antritt Ihrer neuen Führungsposition als erstes vorangetrieben haben?
Stark im Fokus lagen Kundenprojekte, also in erster Linie Neukundengewinnung und Onboarding der neuen Kunden. Wir sind darüber hinaus eng verbunden, sowohl mit unserer europäischen Bank, auch mit unserer US-Mutter, wo wir viele neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln.

Für was steht die BNY Mellon Bank eigentlich?
Was uns von vielen Banken unterscheidet, ist unser Fokus auf die Digitalisierung, die Nutzung von Künstlicher Intelligenz und die Zusammenarbeit mit FinTech-Firmen und Startups. Bei uns laufen bereits etliche Prozesse mit KI.

Können Sie ein Beispiel für eine KI-Anwendung nennen?
Wenn man als Custodian ein Wertpapiergeschäft abwickelt, sind die Valutatage pro Markt festgelegt, beispielsweise T+2. Erst danach ist der Settlement-Tag. Es kann aber mal sein, dass das Geschäft an dem Tag nicht abgewickelt wird. Standardmäßig monitoren wir die Wertpapiergeschäfte: Was ist mit dem Broker? Warum ist das Geschäft noch offen? Zusätzlich haben wir jetzt eine KI im Einsatz, die prognostiziert, ob das Geschäft wirklich zeitgerecht abgewickelt wird. Wir haben damit eine 92-prozentige Trefferquote, so dass wir unser „Settlement on time“ verbessern können. Das gibt unseren Kunden und uns Sicherheit.

Vielen Dank für die interessanten Einsichten in das Custody-Geschäft!

Foto anlässlich der Fondsfrauen-Award-Verleihung 2023
Foto-Copyright: FONDSprofessionell/Christoph Hemmerich

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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