Nachdem wir europaweit bei den Umwelt-Zielen bereits auf einem guten Kurs sind, der jetzt weiterverfolgt wird, schieben sich jetzt die sozialen und die Governance-Ziele nach vorne. Eins der Unternehmensziele in diesen Bereichen ist Diversität, unter anderem Gender-Diversität. Wir Fondsfrauen wollten wissen, wie es speziell um die Gender-Diversität in den Top-Etagen der Asset Manager, die in Deutschland aktiv sind, bestellt ist.

Frauen-Quote in den Führungsetagen gegenüber letztem Jahr gefallen
Daher haben wir, wie schon letztes Jahr, die Zusammensetzung der Geschäftsleitung in der deutschen Asset-Management-Branche untersucht. Die Frauen-Quote dort ist mit 13,7% erschreckend niedrig und ist gegenüber der Quote im vorigen Jahr sogar um einen Prozentpunkt (von 14,7%) gefallen.

Das ist insbesondere vor dem Hintergrund enttäuschend, dass viele Asset Manager das Problem von zu wenigen Frauen in der Top-Führungsebene erkannt haben und sagen, dass sie es angehen wollen. Am Ende des Tages werden die Posten dann aber offenbar doch überwiegend männlich besetzt. Dies zeigt, dass sich die Unternehmen schwertun, die Top-Führungspositionen mit Frauen zu besetzen. Unsere Schlussfolgerung: Entweder suchen die Unternehmen nicht richtig oder sie müssen mehr tun, um ihre Personal-Pipeline in Sachen Diversität besser auszubauen.

BVI hat mit Sonja Albers nun auch eine Frau im Vorstand
Einen Lichtblick konnten wir jedoch feststellen: Der 7-köpfige Vorstand des Branchenverbands BVI hat mit Sonja Albers nun auch eine Frau im Spitzengremium. Sonja Albers wurde zum 1. März in den Vorstand von Union Investment berufen und zog dann auch zügig in den BVI-Vorstand ein.

Zum Vergleich: Der Gesamtverband der Versicherer in Deutschland (GDV), hat mit 18 Mitgliedern einen größeren Vorstand als der BVI, der sich dort „Präsidium“ nennt. Von den 18 Präsidiums-Mitgliedern sind drei weiblich (Claudia Andersch von R+V, Katja de la Vina von der Allianz LV, Monika Köslin von Kieler Rück).

Transparenz erhöht
Daten-Grundlage unserer diesjährigen Untersuchung der Führungskräfte in den Fondsgesellschaften sind alle 116 Gesellschaften, die zum Stichtag 26. März 2022 Vollmitglied im BVI waren.

Je nachdem, ob es sich bei den Asset Managern um eine GmbH oder eine AG handelt, gibt es im Regelfall mehrere Geschäftsführungs- oder Vorstands-Mitglieder. Wir haben alle von ihnen namentlich erfasst. In diesem Jahr konnten wir von 100% Gesellschaften die Führungsebene erfassen. Im Vorjahr war es hingegen bei vier Gesellschaften nicht möglich, die Geschäftsleitung namentlich zu erfahren, weder durch Internet-Recherche noch durch mehrmaliges Nachfragen. Insofern hat sich die Transparenz in dieser Hinsicht erhöht.

Unter den 430 Top-Führungskräften sind 59 Frauen
Insgesamt befinden sich in den Top-Führungsgremien der BVI-Vollmitgliedsgesellschaften 430 Mitglieder, darunter 59 Frauen, was 13,7% entspricht.

Die Größe der Top-Führungsgremien variiert zwischen 9 und 1. Die größten Führungsgremien mit jeweils 9 Personen haben

  • LGIM Managers (Europe) Limited, Germany (Frauenanteil 44,4%)
  • Munich Re Investment Partners GmbH (Frauenanteil 11,1%)

Es folgen die folgenden Gesellschaften, deren Führungsgremien jeweils 8 Personen haben.

  • Universal-Investment-Gesellschaft mbH (Frauenanteil 12,5%)
  • Vanguard Group (Ireland) Limited Frankfurt Branch (Frauenanteil 12,5%)
  • Capital International Management Company Sàrl – Niederlassung Deutschland (Frauenanteil 0%)

Gesellschaften mit ausländischem Background haben tendenziell höheren Frauen-Anteil
Wir hatten die Vermutung, dass Fondsgesellschaften mit ausländischen Wurzeln eventuell einen höheren Frauenanteil haben, weil im Ausland das Bewusstsein für Gender-Diversity bereits weiter entwickelt ist. Dieser Verdacht wurde bestätigt, zumindest teilweise. Insbesondere Gesellschaften mit schweizerischem (25%), angelsächsischem (22,4%) und nordischem (22,2%) Background haben einen relativ hohen Frauenanteil in der 1. Führungsebene. Dahingegen lag der Anteil bei den rein deutschen Gesellschaften im Schnitt lediglich bei 9,2%.

AGs haben eine höhere Frauenquote als GmbHs
Wie im Vorjahr auch, haben wir untersucht, ob es Unterschiede in der Frauenquote zwischen den Rechtsformen gibt. Der Großteil der Asset Manager (75%) firmiert als GmbH. Bei ihnen beträgt der Frauen-Anteil in der Geschäftsführung 13,2%.

Etwa ein Viertel der BVI-Vollmitglieds-Gesellschaften firmiert als AG. Bei ihnen liegt der Anteil der weiblichen Vorstands-Mitglieder etwas höher, nämlich bei 15,2%. Ein Grund für die etwas höhere Frauenquote könnte darin liegen, dass sich Aktiengesellschaften in einem stärkeren öffentlichen Licht sehen als GmbHs und daher mehr auf sichtbare Governance-Regeln achten.

Keine signifikanten Unterschiede in der Frauenquote zwischen den Assetklassen
Unsere anfängliche Vermutung, dass der Frauen-Anteil bei den Immobilien-Asset Managern besonders hoch sei, konnte auch in diesem Jahr nicht bestätigt werden. Bei reinen Immobilien-Asset Managern betrug die Frauenquote 12,0%, während sie bei reinen Wertpapier-Managern mit 12,6% nur leicht darüber lag. Auffällig ist jedoch, dass Asset Manager, die neben anderen Assetklassen auch Alternatives managen, mit 17,2% einen relativ hohen Frauen-Anteil in ihren Führungsetagen haben. Der Grund dürfte sein, dass sich hierunter relativ viele Häuser mit schweizerischem bzw. angelsächsischem Background befinden, die von Hause aus einen höheren Frauenanteil haben.

Auch in diesem Jahr wollen wir das Augenmerk auf diejenigen Gesellschaften lenken, die einen ausgewogenen Frauenanteil (40 Prozent oder mehr) in ihrem obersten Führungsgremium haben. Sie sind in der folgenden Tabelle aufgeführt.

Diese BVI-Vollmitglieds-Gesellschaften haben bereits heute einen besonders hohen Frauen-Anteil (über 40%) in ihrer Geschäftsleitung.

Gesellschaft Anzahl Mitglieder in der Geschäftsleitung Davon Frauen Frauen-Anteil in Geschäftsleitung
BNY Mellon Service Kapitalanlage-Gesellschaft mbH 2 2 100%
Swiss Life Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH 2 2 100%
NN Investment Partners B.V., German Branch 1 1 100%
Wellington Management Europe GmbH 1 1 100%
BNP Paribas Real Estate Investment Management Germany GmbH 3 2 66,7%
DWS Real Estate GmbH 3 2 66,7%
Schroder Investment Mgmt. (Europe) S.A., German Branch 5 3 60%
Allianz Global Investors GmbH 6 3 50%
DWS Investment S.A. 4 2 50%
GAM Luxembourg S.A. – Zweigniederlassung Deutschland 4 2 50%
JPMorgan Asset Mgmt. (Europe) S.à r.l., Frankfurt Branch 2 1 50%
Principal Real Estate Spezialfondsges. mbH 2 1 50%
Robeco Deutschland 2 1 50%
Savills Fund Management GmbH 2 1 50%
Savills Fund Management Holding AG 2 1 50%
Vanguard Group Europe GmbH 2 1 50%
Warburg Invest AG 2 1 50%
LGIM Managers (Europe) Limited, Germany 9 4 44,4%
MFS Investment Mgmt. Company (LUX) S.à.r.l. 7 3 42,9%

Quelle: Untersuchung der Fondsfrauen, 2022

Augenscheinlich geht eine besonders hohe Frauenquote häufig mit einem relativ kleinen Gremium einher. Bei einem Gremium, das aus einer oder zwei Personen besteht, führt eine einzelne Frau bereits zu einer Frauenquote von 50 oder 100%.

Vor diesem Hintergrund ist erfreulich, dass Schroder Investment Management (Europe) S.A., German Branch mit einer relativ großen Geschäftsleitung überproportional viele Frauen im Vorstand hat (3 von 5 Vorstandsmitgliedern), und Allianz Global Investors GmbH ein ausgewogenes Geschlechter-Verhältnis aufweist (3 Frauen aus 6 Geschäftsführungs-Mitgliedern). Auch LGIM Managers (Europe) Limited, Germany hat mit seinem relativ großen Führungsgremium (9 Personen) vergleichsweise viele Frauen (4 Frauen).

Wir bleiben am Ball! Nächstes Jahr wiederholen wir diese Untersuchung und hoffen, dass wir noch mehr Frauen in den Top-Gremien der Asset Manager finden, die in Deutschland aktiv sind.

Die gesamte Studie als pdf können Sie hier herunterladen.

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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