Silke Jensen leitet bei Fidelity International in Kronberg im Taunus die HR-Abteilung für Deutschland und ist Mitglied des deutschen Managementteams. Dabei hat Fidelity International aktuell einen besonderen Fokus auf Diversity&Inclusion, besonders auch was weibliche Mitarbeiter angeht. Fondsfrau Anke Dembowski spricht mit Silke Jensen über Fidelitys Maßnahmen, mehr Frauen zu rekrutieren und im Unternehmen zu halten.

Frau Jensen, Sie streben bei Fidelity International an, gemischte Teams zu haben. Welchen Zweck verfolgen Sie mit diesem Ziel der Diversität?
Mitarbeiter engagieren sich mehr, und die Arbeit macht mehr Spaß für alle. Das belegen auch internationale Studien, z. B. von der London Business School und von McKinsey, die zeigen, dass gemischte Teams bessere Ergebnisse erzielen als homogene. Die Leistung soll um 4,2 % besser sein. Diversität erreicht man, wenn a) die Teams gemischt zusammengesetzt sind, nach Geschlecht, Alter, Nationalität, Berufsgruppen, und so weiter, und zum anderen, wenn b) die Unternehmenskultur entsprechend ist. Nur dann kann sich die Vielfalt auch entfalten. Wichtig ist also das Zusammenspiel zwischen der Unternehmenskultur und der Zusammensetzung der Teams.

Was heißt das für Sie: „die Vielfalt kann sich entfalten“?
Die Fokussierung auf das Geschlecht bzw. die Frauen wäre verkürzt. Wir versuchen insgesamt ein Umfeld zu schaffen, in dem sich alle Menschen mit ihren unterschiedlichen beruflichen und persönlichen Hintergründen gut entfalten können. Davon erhoffen wir uns zum einen mehr Innovation im Unternehmen, wenn verschiedene Perspektiven zusammenkommen, um Ideen zu entwickeln oder die beste Lösung zu finden. Und zum anderen sind ja auch unsere Kunden divers. Daher können wir mit diversen Teams die Kundenbedürfnisse am Markt besser erfassen und bedienen. Letztendlich erhöht das unsere Attraktivität im Markt.

Wie ist es bei Fidelity International Deutschland um die Diversity bestellt, insbesondere in der Führungsetage?
Im deutschen Management-Team sind wir 12 Mitglieder, darunter 6 Frauen. Wir möchten aber gern zum Beispiel im Vertrieb noch mehr Frauen gewinnen, dort ist nur rund ein Fünftel der Mitarbeiterschaft weiblich. Und auch in der IT ist noch Luft nach oben.

Was bewirkt es Ihrer Meinung nach bei der Mitarbeiterschaft, wenn mehr Frauen in Führungspositionen sind?
Es verändert die Unternehmenskultur insgesamt in Richtung mehr Vielfalt. Und es motiviert Frauen sehr, wenn sie sehen: Hier kann ich es bis ganz nach oben schaffen, und das Unternehmen unterstützt das auch. Erfolgreiche Frauen in einem Unternehmen ziehen weitere talentierte Frauen an. Schauen Sie, bei uns leitet Anne Richards als CEO das globale Geschäft. Oder Annika Milz, die leitet hier in Kronberg das institutionelle Geschäft in Deutschland, sogar in Teilzeit. So etwas ist ein Signal, das Frauen durchaus wahrnehmen.

Was tun Sie bei Fidelity, um mehr weibliche Mitarbeiter zu rekrutieren?
Am Anfang steht das Commitment der Unternehmensleitung global und lokal, dass Diversity wichtig und gut ist. Das zeigen wir auch nach außen, z.B. durch die Unterstützung der Fondsfrauen. In diesem Jahr ist bei Fidelity jeder Mitarbeiter aufgefordert, sich Gedanken zu machen, wie er/sie zu Diversity&Inclusion beitragen kann. Dazu wurde Diversity in den Mitarbeiterzielen verankert und ist für Führungskräfte bonusrelevant. Ein Ziel ist beispielsweise, dass 30 % der Führungspositionen mit Frauen besetzt sein sollen. Auf dem Weg dahin haben wir schon gute Fortschritte gemacht.

Mit welchen konkreten Maßnahmen haben Sie das geschafft?
Bei Rekrutierungen ist das ausdrückliche Ziel, gemischte Kandidaten-Listen aufzustellen. Auch die Interviewgruppen, die in die Einstellungsentscheidung einbezogen werden, sind gemischt besetzt (Männer/Frauen, verschiedene Fachbereiche). Beförderungen werden bei uns im Managementteam besprochen, und nicht nur von den direkten Vorgesetzen. Das bewirkt dann automatisch eine Art „Check & Balances“. Und es erhöht die Akzeptanz bei den Mitarbeitern.

Was tun Sie nach der Rekrutierung, um insbesondere die weiblichen Mitarbeiter im Unternehmen zu halten?
Wir zeigen Vorbilder für Frauen und bieten den Rahmen, dass Frauen sich vernetzen und gegenseitig unterstützen können, z.B. bei Fidelity for Everyone, unserem globalen Netzwerk für Diversity&Inclusion. Wir fördern also Eigeninitiative. Wir haben klare Erwartungen an unsere Führungskräfte und schauen uns die „Hard Facts“, wie Beförderungen, Gehalt/Bonus auf Fairness an – das betrifft natürlich alle Mitarbeiter. Gleichzeitig bieten wir Unterstützung an, z.B. durch Mentoring oder Trainings. Außerdem bemühen wir uns, das Arbeitsumfeld aller Mitarbeiter immer weiter zu verbessern. Dazu gehören Mentoring und Training oder Flexible Working. Unsere Mitarbeiter haben die Möglichkeit, flexibel zu arbeiten und sich beruflich weiter zu entwickeln, was mittlerweile nicht nur vielen Frauen, sondern auch Männern wichtig ist. Wir gehen davon aus, dass unsere Mitarbeiter in einem besseren Umfeld ihre verschiedenen Talente besser umsetzen können – daran werden wir auch zukünftig weiterarbeiten.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Silke Jensen ist Mitglied des deutschen Managementteams bei Fidelity International und leitet die HR-Abteilung in Kronberg (Taunus).

Foto: Fidelity International

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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