Viele Frauen haben neben Ihrem Job in der Finanzbranche noch eine zweite Schiene, und stecken dort richtig viel Herzblut hinein (einen Kommentar dazu von Fondsfrau Anke Dembowski  finden Sie hier). Eine dieser Frauen ist Melanie Fulczyk. Neben ihrem „eigentlichen“ Beruf als Relationshipmanagerin beim Berenberg Vermögensverwalter Office arbeitet sie im Familienunternehmen an der Gulaschkanone auf dem Münchener Oktoberfest. Wir wollen mehr wissen über diese erstaunliche Kombination, die dann doch gemeinsame Anknüpfungspunkte hat.

Frau Fulczyk, können Sie uns kurz beschreiben, was Sie bei Berenberg machen?
Ich betreue unabhängige Vermögensverwalter, die ihr Depots für Endkunden über das Vermögensverwalter Office von Berenberg abwickeln oder eigene Investmentfonds auflegen möchten. Ich berate Banker und Assetmanager auf dem Weg in die Selbständigkeit, unterstütze bei der effizientesten Umsetzung ihres Geschäftsmodells, angefangen bei der Implementierung der aufsichtsrechtlichen Anforderungen oder Vertriebs- und Marketingaktivitäten – bis hin zur Nachfolgeplanung.

Im „Zweitjob“ organisieren Sie noch eine Gulaschkanone auf dem Münchener Oktoberfest. Was machen Sie da genau?
Zusammen mit meiner Familie habe ich dort einen Stand, in dem wir Suppen und Eintöpfe anbieten – vom Gulasch mit Nudeln oder einer veganen Karotten-Ingwer-Suppe bis hin zur traditionellen Fischsemmel haben wir sehr vieles im Angebot. Ich mache dort alles: vom Standaufbau, über den Einkauf und Verkauf bis zum Kassieren und zum Unterhalten mit den Kunden. Wir achten dabei besonders auf qualitativ hochwertige Zutaten, die überwiegend aus der Region kommen. Die Brotlaibe, die wir als Suppenschüsseln verwenden  backt z.B. ein Bäcker, dessen Familie ich seit meiner Kinderzeit kenne.

Wie lange stehen Sie dortauf dem Oktoberfest?
Das Oktoberfest geht zwei Wochen lang. In der 1. Woche bin ich immer auf dem Oktoberfest und in der 2. Woche bin ich tagsüber regulär im Büro und abends schwinge ich den Kochlöffel an der Gulaschkanone. Die Tage sind immer sehr lang- teilweise 12 bis 14 Stunden. Wir teilen uns das auf: Meine Mutter, meine Schwester und ich.

Wie kamen Sie auf die Idee, eine Gulaschkanone auf dem Oktoberfest zu betreiben?
Das ist bei uns Familientradition. Schon meine Uroma, Oma und meine Mutter hatten einen Stand mit Brezn auf dem Oktoberfest. Als ich 18 wurde, habe ich nicht etwa den Führerschein von meinen Eltern geschenkt bekommen, wie viele andere aus meiner Klasse, sondern ich konnte mir das Geld dafür auf unserem Breznstand auf dem Oktoberfest verdienen. Und mit der Gulaschkanone, da haben wir uns vor fünf Jahren für den Stand beworben. Das Konzept hat überzeugt – zu unserer großen Überraschung haben wir dann eine Zusage bekommen.

Ich habe gehört, Ihre Gulaschkanone ist auch ein beliebter Treffpunkt unter Kolleginnen und Kollegen. Gibt es Berührungspunkte zwischen Ihren beiden Jobs?
Ja, das ist wirklich so! Viele Kunden und Kollegen aus der Branche wissen von unserer Gulaschkanone. Die Leute schätzen die angenehme und ungezwungene Atmosphäre – viele kommen zum Plaudern vorbei, essen bei uns und nutzen den Stand als Treffpunkt. Bei uns findet wirklich ein reger Austausch statt und oft habe ich dort schon zwei Vermögensverwalter einander vorgestellt und es haben sich interessante Möglichkeiten für die Beiden ergeben. Das freut mich dann ganz besonders!

Sie haben sicher nicht zu wenig zu tun. Was reizt Sie daran, neben Ihrem Beruf in der Bank auch die Gulaschkanone zu organisieren? Zusatz-Verdienst? Spaß? Ein zweites Standbein? Oder was sonst?
Die Gulaschkanone erdet mich sehr. Da muss ich alles machen: Wenn der Wind das Dach von unserem Stand beschädigt, muss ich es reparieren, wenn es regnet wie aus Eimern, muss ich dort auch stehen und einfach das Beste aus der Situation machen. Die Tätigkeit als „Unternehmerin“ auf Zeit – eben während des Oktoberfestes – gibt mir Einblick in die Welt meiner Kunden, wenn ich mit den Vermögensverwaltern über deren Geschäftsmodelle spreche. Neben der Erdung, die mir der Job an der Gulaschkanone gibt, hilft er mir auch kreativ zu sein, das nehme ich dann natürlich auch in meinen Job in der Finanzbranche mit.

Gibt Ihnen dieses 2. Standbein ein Gefühl von „Freiheit“ oder „Weniger Festgelegtsein“?
Die Gulaschkanone macht mir Spaß – dort zu arbeiten ist einfach etwas ganz anderes als in der Finanzbranche. Es ist schön, wenn man noch ein weiteres Standbein hat, aber darüber denke ich nicht laufend nach, dafür macht mir die Zusammenarbeit mit Vermögensverwaltern zu viel Freude.

Haben Sie vielleicht eine denkwürdige oder lustige Geschichte an der Gulaschkanone erlebt, die Sie uns erzählen können?
Ja: Es hatte fürchterlich geregnet, so sehr, dass die Straßen überschwemmt waren und sich dort kleine Flüsse gebildet haben. Anstatt das schlechte Wetter zu beklagen haben sich die Leute auf die überschwemmten Straßen gesetzt und zur Erheiterung aller anderen Gäste eine Art Ruder-Regatta veranstaltet. Ich fand es toll, dass sie die missliche Situation so humorvoll genommen haben.

Wo ist denn Ihr Stand auf dem Oktoberfest?
Direkt vor dem Haupteingang vom Löwenbräu-Zelt. Gleich dort, wo der Löwe brüllt. Man findet uns auch auf Facebook oder kann uns auf  Instagram folgen.

Vielen Dank für das Interview! Und viel Erfolg und Spaß mit Ihrer Gulaschkanone auf dem diesjährigen Oktoberfestt!

Melanie Fulczyk, Relationshipmanagerin beim Berenberg Vermögensverwalter Office und Betreiberin der Gulaschkanone auf dem Münchener Oktoberfest. 

Fotos: Fam. Fulczyk

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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