Frauen schätzen ihre Altersvorsorge viel häufiger als unzureichend ein als Männer. Das ergab die jüngste Umfrage im DIA Deutschland-Trend, an der 2.082 Personen ab 18 Jahren teilnahmen. (*

So fühlen sich 61 % der Frauen beim Blick auf alle von ihnen zu erwartenden Alterseinkünfte (gesetzliche Rentenversicherung, Betriebsrente und private Vorsorge) finanziell schlecht abgesichert für das Alter. Unter den Männern ist zwar auch eine absolute Mehrheit dieser Meinung, mit 53 % sind es aber deutlich weniger, die ihre eigene Versorgung so schlecht beurteilen. Umgekehrt gibt es erheblich mehr Männer, die ihre Situation in der Rentenzeit positiv einschätzen (39 %). Bei den Frauen vertreten nur 26 % diese Meinung.

Was auch interessant ist: Auch wenn sich sämtliche Altersgruppen jeweils absolut-mehrheitlich schlecht fürs Alter abgesichert fühlen, geben dies die Befragten ab 60 Jahren (51 %) seltener an als die jüngeren Befragten (58 – 63 %). Die Älteren geben entsprechend häufiger an, dass sie sich gut abgesichert fühlen (41 im Vergleich zu 24 – 31 %). Außerdem: Wer näher am Rentenalter ist, sieht klarer: Mit zunehmendem Lebensalter sinkt der Anteil derer, welche sich dazu nicht positionieren können oder wollen, von 17 auf sechs bzw. acht Prozent

Zuversicht über Altersvorsorge stark abhängig vom aktuellen Einkommen
Bei der Beurteilung der finanziellen Verhältnisse gibt es eine nahezu lehrbuchhafte Abhängigkeit vom Einkommen. Während bei einem Einkommen von weniger als 1.000 Euro im Monat lediglich zehn Prozent angeben, dass sie ein gutes Gefühl für ihre finanzielle Absicherung im Alter haben, steigt diese positive Erwartung mit dem Einkommen stetig an. In der Einkommensgruppe von 4.000 Euro und mehr ist rund die Hälfte der Befragten zuversichtlich gestimmt.

Die Mehrheit der Befragten kennen den Gender Pension Gap
In der Umfrage sollten die Teilnehmer auch angeben, wie hoch sie den sogenannten Gender Pension Gap einschätzen. Diese Größe zeigt, welche Lücke zwischen den durchschnittlichen Alterseinkommen der Frauen im Vergleich mit jenen der Männer besteht.

Die Mehrheit der Befragten schätzt diese Rentenlücke auf 20 bis 39 Prozent. Zehn Prozent der Umfrageteilnehmer rechneten mit weniger als 20 %. Rund ein Fünftel gab den Pension Gender Gap mit 40 bis 59 Prozent an. Damit schätzte eine relative Mehrheit die Rentenlücke der Frauen realistisch ein. Je nach Berechnungen beträgt der Gender Pension Gap in Deutschland 36 Prozent (Eurostat) beziehungsweise 46 Prozent (OECD). Deutschland schneidet damit im Staatenvergleich schlecht ab.

Die Gründe für den Gender Pension Gap sind kein Geheimnis
Frauen wissen also Bescheid über den Gender Pension Gap, sehen aber offenbar keine Möglichkeit, etwas dagegen zu tun. „Für den Gender Pension Gap gibt es eine Reihe von Ursachen. So arbeiten viele Frauen in schlechter vergüteten Dienstleistungsberufen, haben wegen der Kindererziehung und Pflege von Familienangehörigen gebrochene Erwerbsbiografien und arbeiten häufiger in Teilzeit als Männer. Den geringeren Einkünften im Erwerbsleben folgen dann im Alter niedrigere Rentenansprüche“, erklärt DIA-Sprecher Klaus Morgenstern. „Deutschland hat da im Vergleich mit anderen Ländern noch einiges Verbesserungspotential.“

Gender Pension Gap in Deutschland besonders hoch
Das sehen die Umfrageteilnehmer genauso. Die relative Mehrheit von 47 % der Befragten ist der Meinung, dass Deutschland schlechter als die meisten anderen Industriestaaten bei der Rentenlücke zwischen Frauen und Männern abschneidet. 24 % geben an, dass die Rentenlücke in Deutschland in etwa genauso wie in den meisten anderen Industriestaaten ist. Neun Prozent glauben, dass Deutschland besser als die meisten anderen Industriestaaten abschneidet. 18 % wissen hier keine Antwort und drei Prozent machen keine Angabe.

 

*) Die repräsentative Umfrage wurde in der Zeit vom 10. bis 13. Juni durchgeführt. Daran nahmen 2.082 Personen aus Deutschland ab 18 Jahren teil. Sie wurde als Online-Befragung durchgeführt. Die Umfrage ist gestützt auf der permanenten Telefon-Befragung INSA-Perpetua Demoscopia.

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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