Es geht nur gemeinsam! Wie wir endlich Geschlechtergerechtigkeit erreichen

  • Autorin: Prof. Dr. h.c. Jutta Allmendinger, Ph.D.
  • Verlag: Ullstein, ISBN: 978-354806452-9
  • Preis: € 12,00 (D.), € 12,40 (A.)
  • Hardcover, 137 Seiten
  • Erschienen: Jan. 2021

 

 

„Unterschiede im Bildungsstand von Frauen und Männern sind längst aufgeholt, die schulischen Leistungen entsprechen sich. Heute sind Frauen sogar einen Tick besser als Männer. Auch in der Ausbildung zeigen sich keine Unterschiede, zumindest was die Dauer betrifft. (…). Und dann kommen die Kinder. Sie ändern alles“, meint Prof. Allmendinger. Sie schreibt über den Gender Pay Gap, den Gender Care Gap und den Gender Pensions Gap. Allmendinger ist eine der führenden deutschen Soziologinnen, promoviert an der Harvard University und seit 2007 Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). Seit über drei Jahrzehnten beschäftigt sie sich damit, wie Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern erreicht werden kann, und zeigt auf, dass wir uns aktuell im Rückwärtsgang der Emanzipation befinden.

Nüchtern und sachlich legt die Wissenschaftlerin den Finger in die diversen Wunden, nicht ohne ihre Aussagen mit fundiertem Background und Zahlen zu unterlegen. Sie macht keinen Hehl daraus, dass sie Quoten befürwortet, und fordert gegenseitigen Respekt, Vertrauen und Augenhöhe.

Die Idee zu dieser Streitschrift stammt aus einer Anne-Will-Talkshow Anfang Mai 2020, bei der auch Allmendinger mitdiskutierte. Auf der Agenda standen damals die Themen Konjunkturprogramme, die Abwrackprämie, Frauen und wie sich eine Rezession verhindern lässt. Dann kam das Gespräch darauf, dass die Pandemie Frauen zurückgeworfen hat. „Corona hat die wahren gesellschaftlichen Verhältnisse wie unter einem Brennglas hervortreten lassen: Männer arbeiten, Frauen arbeiten auch – und versorgen die Kinder. Männer verdienen, Frauen verdienen auch – aber bloß etwas dazu. Teilzeit und Elternzeit sind noch fast immer Frauensache, Führungspositionen und hohe Gehälter Männersache“.

Allmendinger kritisiert aber nicht nur, sondern sie zeigt auch Perspektiven auf, was wir alle tun können, damit es künftig gerechter zugehen kann. Denn – wie der Titel schon verrät – es geht nur gemeinsam: Gemeinsam mit Partnern, mit der Wirtschaft, mit dem Staat und dessen Politikern.

Politisch ist das Buch ebenfalls, denn Allmendinger führt auf, wie unterschiedliche steuerrechtliche und sozialpolitische Anreize Frauen in Entscheidungs-Konflikte bringen: Hier die aus der Ehe abgeleitete Unterstützung, dort die eigenständige Absicherung aus Beschäftigung. Die Signale, die diese althergebrachten Anreize senden, „wirken sich mittel- und langfristig auf die gesamte Laufbahn aus. Das wird oft übersehen – und das ist fatal“, lautet Allmendingers Credo.

Fazit:
Es ist wichtig, dass Frauen wie Allmendinger für Gleichberechtigung eintreten, denn sie gilt nicht als schrille Emanze, sondern als Wissenschaftlerin, die u.a. mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet wurde und Mitglied im Herausgeberrat der Wochenzeitung DIE ZEIT ist. Ihr Wort hat Gewicht. Obwohl das Buch ein Appell an Politik, Gesellschaft und uns alle ist, ist es angenehm und kurzweilig zu lesen. Ruck-zuck sind die 100 Seiten Text zu Ende gelesen, und wer tiefer eintauchen will, kann im umfangreichen Literaturverzeichnis und den Endnoten weiterlesen. Wir haben nach der Lektüre auf jeden Fall etwas gelernt!

 

©Beitragsfoto WZB/ David Ausserhofer

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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