Frauen sind gut ausgebildet, motiviert, zielstrebig, und doch sind sie in den Führungsebenen der Unternehmen unterrepräsentiert.

Die deutsche Fondsbranche möchte das ändern. So veröffentlicht der BVI kürzlich seine Analyse-Leitlinien für Hauptversammlungen 2021 (ALHV).

Sie dienen den Mitgliedsgesellschaften als Orientierung für die eigenständige Analyse von Beschlussvorschlägen für die Hauptversammlung von börsennotierten und nicht börsennotierten Unternehmen, und sind seit 1. Januar 2021 anwendbar.

In diesen Leitlinien steht z.B. folgendes:

„Als kritische Faktoren bei der Wahl von Mitgliedern des Vorstands, Aufsichts- oder Verwaltungsrats sind anzusehen:

  • mangelnde Diversität, insbesondere unter Berücksichtigung von Geschlecht, Alter oder Qualifikation;
  • Verfehlung der selbst gesetzten Unternehmensziele zur Diversität;“

Das ist ein Schritt in die richtige Richtung und wir begrüßen es, dass Asset Manager darauf achten, wie es in den Unternehmen um Diversity – beispielsweise um Gender-Gerechtigkeit – bestellt ist.

Fondsfrauen untersuchen den Frauen-Anteil bei den Fondsgesellschaften in Deutschland
Nun ist das eine die Überprüfung der Diversity-Ziele bei Dritten, und das andere die Einhaltung von Diversity-Zielen im eigenen Bereich.

Daher haben wir Fondsfrauen uns daran gemacht, uns ein Bild über die Zusammensetzung der Geschäftsleitung in der deutschen Asset-Management-Branche zu verschaffen. Daten-Grundlage sind alle 115 Gesellschaften, die Vollmitglied im BVI sind.

Je nachdem ob es sich bei den Asset Managern um eine GmbH oder eine AG handelt, gibt es im Regelfall mehrere Geschäftsführungs- bzw. Vorstands-Mitglieder. Wir haben alle von ihnen namentlich erfasst. Lediglich bei vier von 115 Gesellschaften war es nicht möglich, die Geschäftsleitung namentlich zu erfahren, weder durch Internet-Recherche noch durch mehrfaches Nachfragen.

Frauen-Quote in der Geschäftsleitung insgesamt 14,7%
Insgesamt befinden sich in den Top-Führungsgremien der BVI-Vollmitgliedsgesellschaften 367 Mitglieder, darunter 54 Frauen. Das entspricht einer Frauen-Quote von 14,7%. Das ist zwar nicht sehr viel, aber immerhin mehr als der Frauen-Anteil unter den Portfoliomanagern, den wir in einer früheren Untersuchung mit 6,6% festgestellt haben (diese Untersuchung der Portfoliomanager von den in Deutschland domizilierten Fonds stammt allerdings aus dem Jahr 2015).

Hier noch ein weiterer Vergleich: Der Frauenanteil in den Top-Etagen der 30 Dax-Konzerne lag Anfang März 2021 bei 16,6 %, nachdem er vor sechs Monaten auf 12,8 % gesunken war.

Bei unserer Analyse der deutschen Fondsbranche ergab sich zunächst die Vermutung, dass der Frauen-Anteil bei den Immobilien-Asset Managern besonders hoch sei, was sich statistisch aber nicht bestätigen ließ. Der Frauen-Anteil in der Geschäftsleitung derjenigen Gesellschaften, die ausschließlich oder überwiegend Immobilien managen, beträgt 13,1%, und bei jenen, die neben anderen Assetklassen auch Immobilien managen, liegt bei 15,06%. Hier gibt es also keine deutliche Abweichung vom Gesamt-Durchschnitt von 14,7%.

AGs haben eine höhere Frauenquote als GmbHs
Ein Unterschied in der Frauenquote ist allerdings bei den Rechtsformen festzustellen: Der Großteil der Asset Manager firmiert als GmbH (72%). Bei ihnen beträgt der Frauen-Anteil in der Geschäftsführung 13,57%.

27% der BVI-Vollmitglieds-Gesellschaften firmieren als AG. Bei ihnen liegt der Anteil der weiblichen Vorstands-Mitglieder bei 17,3%.

Ein Grund könnte darin liegen, dass sich Aktiengesellschaften in einem stärkeren öffentlichen Licht sehen als GmbHs und daher mehr auf sichtbare Governance-Regeln achten.

Bisher wenig Aufmerksamkeit für Frauen-Quote bei Asset Managern
Bislang wurde der Frauen-Quote in der Geschäftsleitung von Fondsgesellschaften keine hohe Aufmerksamkeit geschenkt. Wir begrüßen daher, dass bei einigen Gesellschaften der Frauen-Anteil bereits heute sehr hoch ist. Wir möchten diese gern besonders erwähnen und führen sie daher in der untenstehenden Tabelle auf.

Diese BVI-Vollmitglieds-Gesellschaften haben bereits heute einen besonders hohen Frauen-Anteil (über 30%) in ihrer Geschäftsleitung.

Gesellschaft Anzahl Mitglieder in der Geschäftsleitung Davon Frauen Frauen-Anteil in Geschäftsleitung
Acatis Investment KVG mbH 3 1 33,3%
Allianz Global Investors GmbH 6 2 33,3%
Internationale Kapitalanlagegesellschaft mbH 3 1 33,3%
Lyxor Funds Solutions S.A. 3 1 33,3%
PATRIZIA Frankfurt KVG mbH 3 1 33,3%
Schroder Investment Management (Europe) S.A., German Branch 6 2 33,3%
UBS Real Estate GmbH 3 1 33,3%
Invesco Asset Management Deutschland GmbH 5 2 40,0%
Legal & General Investment Management 7 3 42,9%
LGIM Managers (Europe) Limited, Germany 9 4 44,4%
Alceda Fund Management S.A. 4 2 50,0%
Capital International Management Company Sàrl – Niederlassung Deutschland 2 1 50,0%
CREDIT SUISSE ASSET MANAGEMENT Immobilien Kapitalanlagegesellschaft mbH 2 1 50,0%
DWS Investment S.A. 4 2 50,0%
DWS Real Estate GmbH 2 1 50,0%
PATRIZIA Immobilien KVG mbH 2 1 50,0%
Principal Real Estate Spezialfondsgesellschaft mbH 2 1 50,0%
Savills Fund Management GmbH 2 1 50,0%
State Street Global Advisors GmbH 2 1 50,0%
Warburg Invest AG 2 1 50,0%
BNP Paribas Real Estate Investment Management Germany GmbH 3 2 66,7%
BNY Mellon Service Kapitalanlage-Gesellschaft mbH 3 2 66,7%
NN Investment Partners B.V., German Branch 1 1 100,0%
Swiss Life Kapitalver­wal­tungsgesellschaft mbH 2 2 100,0%
Wellington Management International Ltd, Niederlassung Deutschland 1 1 100,0%

Quelle: Untersuchung der Fondsfrauen vom März 2021

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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