Wie es jungen berufstätigen Müttern geht, ist ein wichtiges Thema – sowohl für Frauen als auch für Männer. Wie soll man es anstellen, auf der einen Seite Zeit für sein Baby zu haben, und auf der anderen Seite in seiner Thematik zu bleiben? Wir unterhalten uns mit Isabella Seidl, Director bei Blackrock, und dort im institutionellen Vertrieb tätig. Sie hat vor 20 Wochen ihr Baby bekommen.

Isabella, wie geht es Dir jetzt mit Baby?
Fantastisch, ich genieße jede Sekunde mit unserem kleinen Leo!

Sagst Du uns kurz, was Du vor der Babypause bei Blackrock gemacht hast, und wie Deine Arbeitszeit war?
Ich bin im Vertrieb für Institutionelle Kunden bei BlackRock tätig. Mein Schwerpunkt liegt dabei auf Investment Consultants in der DACH Region, was eine rege Reisetätigkeit zwischen Deutschland und der Schweiz mit sich bringt.

Rückt der Job, die Fonds-Branche überhaupt, weit in den Hintergrund, wenn man so ein neues Wesen in den Armen hält?
Ja, definitiv! In so einem Moment rückt die Fonds-Branche in weite Ferne. Allerdings lese ich weiter regelmäßig Wirtschaftsnachrichten. Das geht am Handy neben dem Stillen wunderbar! (lacht). Emails habe ich hingegen aufs Nötigste reduziert. Mein kleiner Geheimtipp ist hier, automatische “Rules“ in Outlook zu programmieren! Da wird dann schon viel Unnötiges rausgefiltert, und ich bekomme nur noch die wirklich wichtigen Themen per Email mit.

Wie wird die Elternzeit in der Schweiz generell geregelt?
In der Schweiz haben Frauen gesetzlich das Recht auf 14 Wochen Elternzeit, wobei Vätern aktuell ein Tag eingeräumt wird (!). Am 27. September findet in der Schweiz eine Volksabstimmung über die Ausweitung auf zwei Wochen Vaterschaftsurlaub statt – ich bin gespannt ob dies zu Stande kommt! Zudem kann jedes Unternehmen individuell zusätzliche Tage als gesetzlich vorgeschrieben zusprechen. BlackRock gibt weltweit vier Wochen Elternzeit für Männer. Ich habe ebenfalls vier Wochen zusätzlich zur gesetzlichen Elternzeit bekommen.

Wie lange möchtest Du persönlich zu Hause bleiben, und wie lange Dein Partner?
Ich bleibe insgesamt 18 Wochen, das heißt viereinhalb Monate, zuhause. Mein Partner bleibt vier Wochen zuhause. Zwei Wochen war er nach der Geburt bei uns, und zwei Wochen nimmt er für die Kita-Eingewöhnung frei, wenn ich wieder meinen Job aufnehme.

Ist es wichtig, während der Elternzeit Kontakt in die Branche aufrecht zu erhalten, während man zu Hause ist?
Ja, es ist meiner Meinung nach wichtig, den Kontakt in die Branche aufrecht zu halten. Ein gutes Netzwerk ist immer wichtig, ob man in Elternzeit ist oder nicht. Kontakthalten kann auch was Schönes sein ich will ja auch wissen wie es meinem Team geht oder z.B., wenn ich mich mit Dir zum Frühstücks-Interview treffe (lacht).

Und wie hälst Du den Kontakt in die Branche während Deiner Elternzeit?
Ich bin nach wie vor im regelmäßigen Austausch mit KollegInnen und mit meinem Netzwerk. Sei es beim Mittagessen, Kaffeetrinken oder beim gemeinsamen Spaziergang. Das lässt sich auch hervorragend mit Leo verbinden. So wie jetzt auch, habe ich den Kleinen immer in der Trage dabei.

Was könnten Unternehmen tun, um Müttern in dieser Hinsicht das Leben zu erleichtern?
Aktiver mit dem Thema Mutterschutz und Vaterschaftsurlaub umgehen, Schwierigkeiten thematisieren, Austauschplattformen schaffen und flexibel auf die Wünsche der Mütter eingehen. Die Präferenzen der Mütter variieren stark. Mein Manager hat mich vor meiner Elternzeit gefragt, wie oft ich Kontakt halten und welche Infos ich mitbekommen möchte, und wir treffen uns jetzt so 1 Mal im Monat zum Mittagessen. Das ist für mich eine gute Mischung zwischen Informiert-Bleiben und Ums-Kind-Kümmern. Andere Mütter möchten aber vielleicht gern eine andere Intensität – das sollte man individuell besprechen!

Müttern, die junge Kinder zu Hause haben, wird gern unterstellt, sie seien nicht 100%ig bei der Sache im Job. Wie siehst Du das jetzt, als junge Mutter?
Das sehe ich schon immer etwas anders. Mütter arbeiten meiner Meinung nach fokussierter, weil sie in kürzerer Zeit ihre Aufgaben managen müssen. Sie können im Zweifel nicht einfach länger bleiben. Außerdem könnte man ja das gleiche über Väter sagen. Sie haben sicher auch ihre Kinder im Kopf und können tagsüber von der KITA kontaktiert werden, falls etwas ist.

Was rätst Du anderen Frauen, die eine Familienzeit nehmen, und danach wieder in ihren Job zurückkehren möchten?
Für das Rezept einer erfolgreichen Karriere sind der Aufbau und die beständige Pflege des Netzwerks die wichtigsten Zutaten. Und falls Mütter ihre Arbeitszeit reduzieren möchten, rate ich zu berücksichtigen, dass eine reduzierte Arbeitszeit nicht nur eine Auswirkung auf den Lohn, sondern auch auf die Pensionsansprüche, sowie möglicherweise auch auf den Bonus hat.

Vielen Dank für das Gespräch Isabella, und viel Spaß noch mit Eurem Leo!

 

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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