Dieses Jahr fällt der Equal Pay Day auf den 7. März. Dabei markiert der Equal Pay Day den Punkt, bis zu dem Frauen im Vergleich zu Männern theoretisch unentgeltlich gearbeitet haben, obwohl sie die gleiche Leistung erbracht haben. So macht er das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern greifbar.

Frauen verdienen 18 Prozent weniger als Männer
Der Punkt ist: Auch heute noch verdienen Frauen im Durchschnitt weniger im Job als Männer, und das auch dann, wenn es sich um vergleichbare Positionen handelt und die Qualifikation ähnlich ist.

Aktuell beträgt der Verdienstunterschied zwischen den Geschlechtern in Deutschland 18 Prozent. So kommen Frauen für 2022 rechnerisch auf 66 Tage unbezahlte Arbeit oder 4,16 Euro weniger pro geleisteter Arbeitsstunde als Männer.

Der kritische Wendepunkt für Erwerbsbiografien und Gehälter von Frauen ist nach wie vor die Familiengründung. Das zeigt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in einer aktuellen Studie auf Basis von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP).

Folgende Ansatzpunkte sieht das DIW, um Sorgearbeit gerechter aufzuteilen: Reformen bei Elterngeld, Ehegattensplitting und Minijobs.

Aber zurück zur Studie: Immerhin ist der Gender Pay Gap, also die Verdienstlücke zwischen Frauen und Männern, in den vergangenen Jahren langsam, aber kontinuierlich auf 18 Prozent gesunken. Wie des DIW Berlin zeigt, unterscheidet sich der Rückgang allerdings sehr stark nach dem Alter: Während der Gender Pay Gap bei den unter 30-Jährigen von durchschnittlich rund 15% in den Jahren 1990 bis 1999 auf 8% im Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2019 fiel, verharrte er in den Altersgruppen ab 40 Jahren bei deutlich über 20%. „Daran zeigt sich, wie einschneidend die Phase der Familiengründung für die Erwerbsbiografien und damit die Gehälter vieler Frauen nach wie vor ist“, sagt Annekatrin Schrenker aus der Abteilung Staat des DIW Berlin anlässlich des Equal Pay Days. „Frauen legen ab der Geburt des ersten Kindes längere Pausen vom Job ein und arbeiten fortan häufiger in Teilzeit. Die Folge ist, dass Männer mit ihren Stundenlöhnen insbesondere im Alter von 30 bis 40 Jahren davonziehen“, so Schrenker.

Hauptgrund für Verdienstunterschied: Ungleiche Aufteilung der Care-Arbeit
Grund dafür sei in erster Linie die in Deutschland nach wie vor sehr ungleiche Aufteilung der Sorgearbeit. Mütter wenden im Durchschnitt deutlich mehr Zeit für Kinderbetreuung und Hausarbeit auf als Männer. Sie treten beruflich kürzer – und zwar nicht nur vorübergehend, sondern oft dauerhaft, wie vergangene Studien bereits gezeigt haben.

Da Teilzeitjobs nicht nur aufgrund des geringeren Stundenumfangs weniger Gehalt abwerfen, sondern auch pro Stunde schlechter bezahlt werden, weitet sich die Lohnschere zwischen Frauen und Männern ab der Familiengründung aus. Leider schließt sie sich dann in höherem Alter auch nicht mehr. Dass die Verdienstunterschiede im Alter bis 30 Jahren heute geringer ausfallen, ist unter anderem den höheren Bildungsabschlüssen von Frauen zuzurechnen: Junge erwerbstätige Frauen haben mittlerweile häufiger einen Universitätsabschluss als junge Männer. Zudem bekommen sie ihr erstes Kind später als das früher der Fall war.

Quelle: DIW

 

 

 

 

Politik sollte Anreize für gleichmäßigere Aufteilung von Care-Arbeit setzen
„Frauen sind mit ihren Stundenlöhnen in jungen Jahren ihren männlichen Kollegen mittlerweile auf den Fersen – nach der Familiengründung sind die Verdienstunterschiede aber beinahe so groß wie eh und je“, resümiert Katharina Wrohlich, Leiterin der Forschungsgruppe Gender Economics am DIW Berlin. „Um dies zu ändern, braucht es Anreize für eine gleichmäßigere Aufteilung der Sorgearbeit in der kritischen Phase der Familiengründung.“

Eine Möglichkeit wäre den Studienautorinnen zufolge, die Partnermonate beim Elterngeld auszuweiten. Derzeit beschränken sich viele Väter auf das Minimum von zwei Monaten Elternzeit, um das Elterngeld in vollem Umfang in Anspruch zu nehmen. Die Partnermonate sollten schrittweise auf sieben von 14 Monaten erhöht werden. Gleichzeitig sollte die Lohnersatzrate angehoben werden, um das Elterngeld für Väter, die in vielen Familien nach wie vor die Hauptverdiener sind, attraktiver zu machen.

Auch eine Reform des Ehegattensplittings und der Minijobs könnte zu einer gleichmäßigeren Aufteilung der Erwerbs- und Sorgearbeit führen. „Wenn sich sowohl die bezahlten Arbeitsstunden als auch die unbezahlte Sorgearbeit von Frauen und Männern angleichen, würde dies nicht nur geschlechterstereotype Einstellungen abbauen, sondern auch den Gender Pay Gap nachhaltig reduzieren“, so Wrohlich.

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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