Ab wann ist man eigentlich alt? Diese Frage stellen sich nicht nur Frauen (und natürlich auch Männer), wenn sie in den Spiegel schauen, sondern diese Frage ist auch wichtig, wenn es um Themen wie Renteneintritts-Alter, Verlängerung der Lebens-Arbeitszeit, lebenslanges Lernen, etc. geht.

Good News: Die Deutschen fühlen sich jünger, als sie sind, im Durchschnitt zehn Jahre. Das ist erfreulich, denn es bedeutet, dass wir uns fitter, aktiver, leistungsfähiger fühlen, und hoffentlich entsprechend positiv in unsere persönliche Zukunft schauen.

Mehrheitlich werden erst über 70-Jährige als „alt“ angesehen. Das ist ein Ergebnis der DIA-Studie 50plus „Einzigartigkeit des Alterns“. Die Buchfassung dieser Studie präsentierten das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) und das Meinungsforschungsinstitut INSA am 22. August in Berlin im Bundesgesundheitsministerium. „Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass ältere Menschen nicht weniger leistungsfähig sind als jüngere, sondern dass sie anders leistungsfähig sind“, erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.

„Alt“ erst ab dem 70. Lebensjahr
Pauschale Aussagen zur Alterung der Bevölkerung greifen jedoch zu kurz. Das zeigen die detaillierten Ergebnisse der Befragung, die in dieser Form bereits zum dritten Mal stattgefunden hat. Die Wahrnehmung des Alterns verschiebt sich u.a. mit zunehmendem Alter. Unter 40-Jährige finden, dass Menschen ab 60 Jahren zu den „Alten“ zählen. Bei den über 40-Jährigen hingegen dominiert die Auffassung, dass man erst nach dem 70. Lebensjahr alt ist. Diese Sicht auf die ältere Generation gewinnt schon allein deshalb an Bedeutung, weil die Altersgruppen der zweiten Lebenshälfte an Umfang und damit auch an Einfluss auf Gesellschaft und Wirtschaft gewinnen. Darauf verweist INSA-Geschäftsführer Hermann Binkert: „Heute sind schon 51 % der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland über 50 Jahre alt. Sie stellen 56 % der Wahlberechtigten und ca. 60 % der Wähler.“

Männer sind kritischer, was das Alter angeht
Auch Frauen und Männer sehen die Altersgrenze unterschiedlich. 11 % der Männer finden, dass Menschen ab 50 Jahren schon „alt“ sind, während nur 5 % der Frauen 50 als Grenze zum „Altsein“ ansehen. Jeweils die Mehrheit der Männer und Frauen sieht Menschen ab 70 Jahren als „alt“ an (35,5 % der Männer und 38,3 % der Frauen). Aber immerhin sehen 7,2 % der Frauen Menschen erst ab mehr als 80 Jahren als „alt“ an, während nur 3,6 % der Männer 80 als Grenze zum Altsein empfinden.

Freiberufler finden erst Menschen jenseits der 80 „alt“
Die Einschätzung, wann Alter beginnt, variiert zum Beispiel auch zwischen den einzelnen Berufsgruppen. Angestellte, Beamte und Selbstständige sowie Freiberufler datierten in der Befragung den Beginn des Alters am häufigsten ab dem 70. Geburtstag. Ungelernte Arbeiter hingegen nennen am häufigsten das Alter von 60 Jahren auf die Frage, ab wann man als alt einzuschätzen sei. Ganz anders denken darüber Freiberufler: Unter ihnen war knapp jeder Fünfte (17 %) der Auffassung, das Alter liege jenseits der 80 Jahre.

„Allein die weite Spanne der Antworten zeigt die Vielfalt beim Altern. Deutschland braucht daher, das zeigt die DIA-Studie 50plus, eine Kultur des aktiven Alterns. Es müssen noch mehr Chancen für Ältere geschaffen werden, sich länger auf dem Arbeitsmarkt zu halten und so lange wie möglich gesund, aktiv und unabhängig zu leben“, erklärte DIA-Sprecher Klaus Morgenstern.

Die DIA-Studie 50plus gehört in eine Reihe mit zwei Vorgängerstudien, die von INSA 2011 („Vielfalt des Alterns“) und 2014 (Bewusster leben) aufgelegt worden sind. Dazu befragt INSA Consulere im Drei-Jahres-Rhythmus eine repräsentative Gruppe von rund 3.000 Erwachsenen. Etwa ein Drittel davon ist unter 50 Jahre alt, zwei Drittel haben die 50 bereits überschritten.

 

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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