Frauen belegen lieber noch einen Weiterbildungs-Kurs mehr als Männer, während Männer derweil Karriere machen. Das klang auf der Podiumsdiskussion „Fondsmanagerinnen im Fokus“ auf dem diesjährigen Fondsfrauen-Gipfel in Mannheim öfter an. Wir Fondsfrauen wollten dem auf den Grund gehen und fanden Interessantes heraus.

Viele Frauen haben einen ökonomischen Universitäts-Abschluss
Zumindest am Anfang der Karriereträume gibt es für diese These Unterstützung. Später, bei der beruflichen Weiterbildung, ergibt sich leider ein anderes Bild: Dann bilden sich viel weniger Frauen als Männer fachlich weiter.

So sind Studien-Absolventen in den wirtschaftswissenschaftlichen Fächern gendermäßg etwa gleich verteilt, beim Bachelor-Abschluss überwiegen Frauen sogar. Beispielsweise gab die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin folgende Absolventen-Zahlen bekannt: Das Sommersemester 2014 schlossen deutlich mehr Frauen mit einem Bachelor of Science in BWL ab, nämlich 44 Frauen und 25 Männer. Mit einem Master-Abschluss gingen genau gleich viele Frauen wie Männer aus dem Semester, nämlich jeweils 13. Auch Im Wintersemester 2014/2015 waren die Frauen in der Überzahl: Hier schafften 26 Frauen und 13 Männer den Bachelor of Science, und den Master of Science in BWL absolvierten 14 Frauen und 10 Männer.

Beim Studiengang Master in Management an der Uni Mannheim gab es hingegen gut ein Viertel weniger Frauen als Männer: Im Herbst/Wintersemester 2014/15 waren dort 43 männliche und 30 weibliche Studenten eingeschrieben.

Frauen unterrepräsentiert beim Ausbildungsberuf Investmentfondskaufmann/-Frau
Bei den Ausbildungsberufen ist das Bild viel durchwachsener als bei den Akademikern. Die breit angelegte Prüfung Industriekaufmann/-frau haben z.B. an der IHK Frankfurt in 2014 insgesamt 246 Teilnehmer abgelegt, davon waren 135 weiblich und 111 männlich.

Während hier die Frauen zahlenmäßig vorne lagen, sind sie bei der speziellen Ausbildung für den Investmentfonds-Bereich deutlich unterrepräsentiert. Hier gab es 2014 nur 22 Absolventen zum Investmentfondskaufmann/-Frau, darunter 2 Frauen und 20 Männer, also ein Frauen-Anteil von gerade einmal 10%! Offenbar müssen die Arbeitgeber, die Absolventen dieser Ausbildung nachfragen, hier bei Schülerinnen mehr für das Berufsbild werben.

Weniger Frauen in der beruflichen Weiterbildung
Die berufliche Weiterbildung – oft ein Schlüssel zum Karriere-Aufstieg – ist leider auch deutlich von Männern dominiert. Dies zeigen z.B. die Zahlen der DVFA, der Standesorganisation der Investment Professionals. Insgesamt zählt die DVFA 4.509 Teilnehmer bei ihren Qualifizierungsprogrammen, die als Präsenzveranstaltung abgehalten werden. Die Abschlüsse heißen hier CIIA, CEFA, DVFA Analyst, CCrA, CRM oder CREA (Näheres dazu hier). Von den Absolventen waren 80% männlich (3.622) und nur 20% (887) weiblich.

Offenbar schätzen Frauen besonders die Networking- und Kommunikationsmöglichkeiten bei der Weiterbildung: Seit 2015 bietet die DVFA beim Certified International Investment Analyst (CIIA) neben dem Präsenzprogramm auch eine Online- und eine „blended“-Variante an; letztere enthält sowohl Präsenzteile als auch Online-Phasen. Während bei der Online-Variante der Frauenanteil bei 13% liegt, beträgt er bei der „blended“-Variante, bei der es auch Präsenzveranstaltungen gibt, immerhin 30%.

Ein ähnliches Bild zeigen die Teilnehmerquoten an der European Business School (ebs). Dort werden bei den Studiengängen drei Richtungen unterschieden: a) Fokus auf Beratungskompetenz (z.B. Kontaktstudium Finanzökonomie, Estate Planning, Stiftungsberatung, Testamentsvollstreckung, etc.); b) Fokus auf Alternative Investments (z.B. Rohstoffe, Hedgefonds, Private Equity, Private Real Estate Management); und c) zwei stark quantitativ und Excel-/VBA-basierte Studiengänge zu Kapitalmarkttheorie und –produkten.

Geringer Frauenanteil insbesondere bei quantitativ ausgerichteten Studiengängen
Die Frauenquote bei den Studiengängen zur Beratungskompetenz liegt mit 21,8% am höchsten. Beim Thema Alternative Investments ist die Frauenquote mit 17,5% schon deutlich geringer, und beim quantitativ ausgerichteten Studiengang Capital Markets melden sich nur 16,6% Frauen an.

Das Bild, das sich zeigt, ist folgendes: Am Anfang sind viele hoch qualifizierte Frauen da, die mit einem akademischen Abschluss in die Fondsbranche einsteigen und das Potenzial haben, dort Karriere zu machen. Bei den beruflichen Weiterbildungs-Kursen sind Frauen hingegen stark unterrepräsentiert. Neben vielen anderen Gründen ist das womöglich ein weiterer, warum in den Führungsetagen und auch im Fondsmanagement nur so wenige Frauen ankommen. Auf dem Weg nach oben fallen viel zu viele Frauen aus dem System – hieran sollte die Branche und sollten wir arbeiten.

Und an unsere weiblichen Leser gerichtet: Dass Frauen bei der beruflichen Weiterbildung so unterrepräsentiert sind, ist bedauerlich, denn zusätzliche Qualifikationen können auf dem Weg nach oben hilfreich sein. Daneben sollten Frauen natürlich auch ihr Karriereziel nicht aus den Augen verlieren und gezielt Netzwerke ausbauen und pflegen – womöglich auch in Weiterbildungs-Kursen, die sie belegen. Das tun Männer auch, und angesichts einer ungeschriebenen Männerquote von über 90% in den Führungsetagen der Fondsgesellschaften scheint das nicht das Schlechteste zu sein!

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

Förderer