Anna Katharina Nolting ist Head of Corporate Communications beim Luxemburger Asset- und Investmentmanager REInvest. Wir sprechen mit ihr darüber, wie ein Job in der Unternehmenskommunikation aussehen kann, und wie sich hier Beruf und Familie miteinander vereinbaren lassen. In einem späteren Interview werden wir mit ihr darüber sprechen, wie sich Unternehmen aus der Finanzbranche für weibliche Fachkräfte attraktiv darstellen können.
Anna Katharina, als Head of Corporate Communications bei REInvest hast Du im Februar 2022 neben der Unternehmenskommunikation auch die Markenführung und -positionierung übernommen. Wie kann man sich Deine Tätigkeit im Einzelnen vorstellen?
Ich begleite REInvest bereits seit vielen Jahren, denn ich war in der Vergangenheit beratend tätig und habe REInvest während meiner Selbständigkeit projektbezogen unterstützt. Aus dem Unternehmenswachstum heraus ergab sich dann für beide Seiten die Möglichkeit der Festanstellung. Seit Februar letzten Jahres bin ich nun ein fester Bestandteil des Teams und verantworte das interne und externe Corporate Marketing.
Neben der Aufgabe, unser Leistungsportfolio darzustellen, fällt auch der Markenaufbau nach innen und außen in mein Resort.
Das Marken- und Unternehmensbild gilt es konsequent und authentisch zu kommunizieren, um das Unternehmen REInvest, das Team, unser Serviceangebot und unser Potenzial in der Außenwahrnehmung stärker zu positionieren.
Was waren für Dich die Gründe, Dich auf eine Stelle bei REInvest zu bewerben?
Ursprünglich komme ich aus dem Fast Moving Consumer Goods und Premium Life-Style-Segment, bin also branchenfremd in der Immobilien- und Finanzbranche. Die Projektarbeit bei REInvest hat mir jedoch gezeigt, dass die Branche unglaublich facettenreich ist, was auch meine beratende Tätigkeit für REInvest sehr spannend und vielseitig gestaltet hat. Letztendlich hat mich die Aufgeschlossenheit des Unternehmens und des Teams aber dazu gebracht die Position anzutreten. Neue Ideen und Anregungen werden stets offen entgegengenommen und wertgeschätzt. Kurze Wege vereinfachen die Umsetzung und lassen uns schnell agieren und reagieren. Für mich bestimmt dies die Arbeitsqualität. Das findet man längst nicht überall.
Ich muss wirklich sagen: Ich hatte der Immobilienbranche zuvor kein großes Interesse geschenkt, und das war grundlegend falsch und wird der Vielseitigkeit dieser Branche nicht gerecht. Ich bin froh diesen Schritt gegangen zu sein und die Immobilien- und Finanzbranche aus meiner eigenen Perspektive heraus kennenlernen zu dürfen.
Du bist selbst Mutter. Wie ändert sich die Sichtweise berufstätiger Frauen, wenn sie Familie haben?
Ja, ich bin Mutter von zwei Kindern, 5 und 7 Jahre alt. Natürlich stellt man sich vor der Familienplanung die Frage: wie geht es im Job weiter, wenn ich Kinder habe? Die Finanzbranche vermittelte bisher den Eindruck, dass Beruf und Familie nicht miteinander vereinbar sind, da man rund um die Uhr arbeiten muss. Am Ende muss aber festgestellt werden, dass sich hier schon viel getan hat und es letztendlich doch die Haltung der Unternehmen ist, die diese Vereinbarkeit ernsthaft möglich macht, und vor allem möglich machen will: Solange Elternschaft und Teilzeitarbeit als negative Auswirkung auf Leistung und Karrierewillen gesehen werden, kann von Familienfreundlichkeit keine Rede sein.
Ist die Finanz- und Immobilienbranche in Bezug auf die Vereinbarkeit von Job und Familie speziell?
Nein, ich glaube grundsätzlich verhält es sich wie in jeder anderen Branche auch. Es wird viel – vielleicht zu viel über dieses Thema geredet und reguliert – und weniger darüber nachgedacht, wie man hier konkrete Veränderung schaffen kann, um Frauen und natürlich auch Männern den Erst- und Wiedereinstieg zu ermöglichen. Grundsätzlich gilt es, sich im Vorfeld Gedanken über die eigenen Ziele und Karrieremöglichkeiten zu machen, um in der neuen Position als Elternteil ein glückliches und erfülltes Berufsleben zu verwirklichen: Was ist mir jetzt wichtig im Job? Möchte ich noch an die Führungsspitze? Eine Führungsposition bedeutet natürlich bessere Erreich- und Verfügbarkeit und weniger Kompromissbereitschaft. Oftmals möchten Eltern diesen Spagat nicht eingehen und sich insbesondere in den ersten Jahren eher dem Nachwuchs widmen und die Karriere im Umkehrschluss entschleunigen. Hier sollten transparente und realistische Entwicklungsmöglichkeiten in engem Austausch mit dem Arbeitgeber im Vorfeld und während der Pause diskutiert werden. Aus Erfahrung weiß ich: der Blick auf diese Dinge ändert sich oftmals, sobald das Kind da ist und die bisherigen Pläne müssen überdacht werden.
Welche Tipps möchtest Du jungen Frauen geben, die sich für die Finanzbranche interessieren?
Die Klischees von der unmoralischen und wenig familienfreundlichen Männerdomäne haben sich größtenteils überholt. Auch in der Finanzbranche findet ein Umdenken in den Unternehmen statt. Am Ende muss das Unternehmen die Werte verkörpern, die für junge Frauen relevant sind. Dennoch ist es wichtig, dass Frauen auch selbstbewusst genug sind, sich durchzusetzen und die Dinge einzufordern, die ihnen ihren individuellen Werdegang ermöglichen. Dazu gehört eben bei vielen auch die Familienplanung und die Vereinbarkeit mit ihrem Beruf. Wenn vor den Kindern schon ein gewisses Karrierelevel erreicht wurde, kann man letztendlich entspannter und selbstbewusster in die Pause gehen! Ich bin froh, dass ich vor meiner Elternzeit schon einen guten – und für mich zufriedenstellenden – Weg gegangen bin und ein starkes Team um mich gefunden hatte. So konnte ich mich beruhigter dieser Auszeit widmen. Auch eine konkrete Wiedereinstiegsplanung in Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber vereinfacht die Rückkehr. Unternehmen sollten hier unterstützend agieren und sich den Wünschen und Bedürfnissen der Frauen nicht entgegensetzen, wenn sie junge Bewerberinnen für sich gewinnen wollen.
Vielen Dank, für die vielen guten Ideen und die Motivation!
Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".