Gemeinsam mit KPMG haben die Fondsfrauen eine Untersuchung durchgeführt, wie es um das Thema Gender Diversity bei den Fondsgesellschaften in Deutschland aktuell bestellt ist. Bei dieser Bestandsaufnahme handelt es sich um die erste Datenerhebung dieser Art.
Warum es überhaupt wichtig ist, dass sich Wertpapier-Häuser mit dem Frauenanteil in Führungspositionen befassen? Ganz einfach: Um dem demographischen Wandel zu begegnen, die Mitarbeiter-Potenziale best möglich zu nutzen und eine breite Meinungs- und Talentvielfalt im Unternehmen zu fördern.
41% der Mitarbeiter in der deutschen Fondsbranche sind weiblich
Mit der Untersuchung konnten gute und weniger gute Erkenntnisse zutage gefördert werdn. Beginnen wir mit den guten: Das Thema Frauenförderung ist flächendeckend im Topmanagement angekommen. Dazu hat sicher auch das 2015 verabschiedete „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst“ beigetragen. Und nun die weniger gute Erkenntnis: Firmenweit ist die Auseinandersetzung mit dem Thema in der Fondsbranche noch unterentwickelt, und es mangelt außerdem an Transparenz. Nicht ganz die Hälfte der befragten Investmenthäuser (48 %, gemessen an der Höhe der verwalteten Vermögen) beantwortete unseren Fragebogen. Das mag gar nicht böse gemeint gewesen sein, zum Teil mangelte es schlicht an den Daten, was auch schon ein Statement ist.
Immerhin: 41% der Mitarbeiter in der deutschen Fondsbranche sind weiblich – zumindest unter denjenigen Unternehmen, die mitgemacht haben. Ferner konnten wir feststellen, dass der Prozentsatz weiblicher Führungskräfte bei denjenigen Unternehmen vergleichsweise hoch ist, bei denen der Frauenanteil insgesamt hoch ist.
„Pink Ghettos“ auch in der Fondsbranche
Schaffen es Frauen in eine Führungsposition, dann auch in der Fondsbranche überwiegend in den typischen „Pink Ghettos“, also in den Unternehmensbereichen HR, Marketing, Backoffice und Rechnungswesen. Dies bedeutet, Frauen haben vornehmlich in den unterstützenden Funktionen eine Führungsposition inne, deutlich weniger als in den Kernfunktionen wie Produktentwicklung, Vertrieb und Portfoliomanagement. Dies ist insofern misslich, als dass Führungskräfte der beiden höchsten Leitungsebenen häufig aus den Kernbereichen heraus rekrutiert werden, und eben weniger aus den Unterstützungsfunktionen. Entsprechend liegt die Quote für weibliche Vorstände oder Geschäftsführer bei den befragten Unternehmen bei 12 %.
Die Zielgröße für eine Frauenquote liegt in der Asset Management-Branche in keinem Fall in der Nähe der gesetzlichen Quote von 30 %. Ohnehin geben nur 47 % der teilnehmenden Unternehmen an, überhaupt konkret implementierte Gender Diversity-Ziele zu haben. Auch wenn dies bereits ein Anfang ist, sind die angegebenen Zielgrößen überwiegend wenig ambitioniert, sondern orientieren sich eher am Status Quo. Hier anzusetzen ist wichtig, damit es mittelfristig nicht tatsächlich einen Mangel an qualifizierten Kandidatinnen für die oberste Führungsebene gibt.
79 % der Teilzeitbeschäftigten sind weiblich
Auch das Thema Teilzeitarbeit wurde beleuchtet. Bei den befragten Unternehmen sind im Schnitt 79 % der Teilzeitbeschäftigten weiblich. Es zeigt sich, dass eine Teilzeitbeschäftigung aber eher karrierehinderlich ist, denn von den Teilzeitbeschäftigten sind lediglich 35,4 % in Team- oder Abteilungsleiterpositionen tätig. Dies liegt offenbar daran, dass Männer wie Frauen gleichermaßen die Sichtbarkeit im Unternehmen als wichtig für den Karriereaufstieg einschätzen. Die Präsenzkultur ist also noch sehr verankert in den Köpfen der Mitarbeiter selbst, nicht nur in den Köpfen der Führungsebene.
KPMG und die Fondsfrauen haben die Daten für diese Studie im Sommer 2015 erhoben (3. August – 31. Oktober 2015). Insgesamt wurden 17 Personalleiter und Geschäftsführer von Fondsgesellschaften befragt, die in Deutschland tätig sind. Die Teilnehmer antworteten alle online; einzelne gaben darüber hinaus detaillierteres Feedback in persönlichen Gesprächen. Anne Connelly, geschäftsführende Gesellschafterin der Fondsfrauen kommentiert die Ergebnisse: „Wünschenswert wären mehr Transparenz und ein selbstverständlicherer Umgang mit dem Thema Gender Diversity.“