Von einer guten Durchmischung sind wir in der deutschsprachigen Fondsbranche noch weit entfernt. Insbesondere in den Führungsetagen ist der Frauenanteil noch sehr gering, und beim Thema equal pay lassen sich die Gesellschaften nicht gern in die Karten schauen.

Das Branchennetzwerk „Fondsfrauen“ will die Aufmerksamkeit für die Themen Gleichberechtigung und Diversity hochhalten und lobt daher – dieses Jahr zum fünften Mal – den Fondsfrauen-Award aus.

16 Finanzexpertinnen und –experten bzw. Unternehmen werden geehrt
Im Rahmen einer exklusiven Lunch-Veranstaltung haben die Fondsfrauen am 13. Oktober insgesamt 16 Finanzexpertinnen und -experten ins Scheinwerferlicht gerückt (es gab eine Doppel-Nominierung). Ihr Verdienst: Sie haben als Vorbilder, durch die Motivation von Frauen in der Branche bzw. durch ihre herausragenden Leistungen aktiv zu mehr Diversität in der Finanz-Branche beigetragen.

Im Vorfeld hatten die Fondsfrauen gemeinsam mit Medienpartner FONDS professionell Männer und Frauen der Branche gebeten, einzelne Personen und Firmen für die folgenden fünf Kategorien zu benennen – jeweils mit genauer Begründung.

  • Company of the Year
  • Woman of the Year
  • Fundmanager of the Year (w)
  • Role Model of the Year (m/w/d)
  • Rising Talent of the Year (w)

Die Kategorie „Rising Talent“ wurde in diesem Jahr neu hinzugefügt, um Frauen auszuzeichnen, die sich für eine Karriere im Asset Management entschieden haben und innerhalb der ersten fünf Berufsjahre schon Erfolge verzeichnen durften. Schließlich sind die weiblichen Nachwuchstalente die Managerinnen von morgen, und solche Talente brauchen die Unternehmen dringend.

Nach der Begrüßung durch Fondsfrau Anne Connelly hielt Maren Schmitz, Partnerin bei KPMG und Sponsor des Events, eine flammende Rede, warum Diversity der Finanzbranche guttut. Maren Schmitz leitet den Bereich Financial Services Management Consulting in Frankfurt und kümmert sich um das Consulting für Banking, Asset Management und Real Estate in Deutschland. Auch Hans Heuser, Mit-Herausgeber und Chefredakteur von Medienpartner FONDSprofessionell, betonte in seiner Rede, wie wichtig es sei, etwas gegen die „leaky pipeline“, den absinkenden Frauenanteil auf den verschiedenen Karrierestufen in der Branche, zu tun.

Internationale Branche
Mit über 230 Nominierungen wurden diesmal besonders viele Menschen und Unternehmen nominiert, und zwar aus allen vier Ländern, in denen die Fondsfrauen aktiv sind: Deutschland, Österreich, Schweiz und Luxemburg. Bei den Nominierungen wurde auch deutlich, dass die Finanzbranche sehr international arbeitet, denn es wurden auch Personen außerhalb dieser Länder nominiert, weil sie grenzüberschreitend mit Frauen in deutschsprachigen Ländern zusammenarbeiten.

Geehrt werden mit den Fondsfrauen-Awards erfolgreiche Frauen aus der Investmentfondsbranche; Unternehmen, die sich für Gender Diversity im Asset Management stark machen; sowie Männer und Frauen, die Vorbilder sind für andere. Diese Menschen senden ein deutliches Signal, dass Frauen viel leisten in der Finanzbranche, und dass es Unternehmen aus der Branche möglich ist, Diversity zu fördern und zu leben.

Hier sind die diesjährigen Nominierungen bzw. die Gewinner*innen in den fünf Kategorien:

Company of the Year

  • BNY Mellon (Gewinner)
  • Amundi Asset Management (Nominiert)
  • GLS Investment (Nominiert)

 Bei BNY Mellon haben alle Mitarbeiter weltweit spezifische Diversity & Inclusion-Zielvorgaben in ihrer jährlichen Leistungsbeurteilung. Auch auf Vorstandsebene wird diese Kultur vorgelebt: hier existieren klar definierte Ziele, beispielsweise zur Erhöhung der Frauenquote über die Hierarchieebenen der Organisation hinweg. Mit der Unterzeichnung der „HM Treasury Women in Finance Charter“ bekennt sich BNY dazu, den Frauenanteil im Senior Management in Europa bis Ende 2025 von 28% auf 33% zu erhöhen. Mit aktuell 32,5% (Ende 2022) Frauen im Senior Management ist man bei BNY Mellon bereits auf einem guten Weg.

Woman of the Year

  • Christel Rendu de Lint, Vontobel (Gewinnerin)
  • Kerstin Gräfe, Amundi (Nominiert)
  • Brenda Skla, LGIM (Nominiert)

Gewinnerin in der Kategorie Woman of the Year ist Christa Rendu de Lint. Sie ist Head of Investments bei Vontobel in Zürich und soll ab Anfang 2024 Co-CEO der traditionsreichen Zürcher Privatbank werden. Von ihren Mitarbeitern wird sie als Gestalterin wahrgenommen. Als Head of Investments führt sie rund 300 Investment Professionals in den Vontobel-Investmentboutiquen an Standorten wie Zürich, München und New York. Damit ist sie für ein verwaltetes Vermögen in Höhe von 128 Mrd. Euro verantwortlich. Einer ihrer beeindruckendsten Erfolge war der Aufbau des Fixed Income-Geschäfts bei der UBP, das während ihrer Amtszeit von 1 Mrd. Dollar auf 20 Mrd. Dollar gewachsen ist.

Role Model of the Year (m/w/d)

  • Martine Capus, Amundi (Gewinnerin)
  • Corinna Valentine (Nominiert)
  • Denise Kißner und Dr. Katharina Seiler, DWS (Nominiert)

Gewinnerin in der Kategorie Role Model of the Year ist Martine Capus. Sie ist Deputy Head of Operations Oversight bei Amundi Luxembourg S.A.. Sie wird als „Fachkraft mit Passion“ beschrieben, die ihren Fokus nicht nur auf Spitzenleistungen im Job legt, sondern auch auf sogenannte „weiche Faktoren“ wie Integration, gute Teamarbeit, Gerechtigkeit und Transparenz. Sie investiert auch viel ihrer privaten Zeit in den Aufbau und die Weiterentwicklung des Fondsfrauen-Netzwerks in Luxemburg. Dank Ihrer Aufbau-Arbeit konnten zahlreiche Frauen auf dem Finanzplatz Luxemburg ihr Netzwerk weiter ausbauen und sind durch die Energie, die sie in die Sache steckt, sehr inspiriert.

Fondsmanagerin of the Year

  • Noushin Irani, DWS (Gewinnerin)
  • Katharina Raatz, Berenberg (Nominiert)
  • Helen Windischbauer, Amundi (Nominiert)

Noushin Irani arbeitet seit gut 10 Jahren im globalen Aktienteam der DWS und ist seit ca. 19 Jahren leitende Portfoliomanagerin des DWS Biotech-Fonds. Ihr Wissen in den Bereichen Gesundheitswesen und Biotechnologie gilt als sehr tiefgreifend und ihr Beitrag für das globale Aktienteam wird als bereichernd angesehen. Ihr Fonds hat eine herausragende Performance: so hat der DWS Biotech seine Benchmark über ein Jahr (per Ende Juni) um fast 7 % (brutto) übertroffen. Darüber hinaus hat Noushin im letzten Jahr den DWS Biotech-Fonds in Richtung ESG umgestellt.

Rising Talent of the Year

  • Ann-Kathrin Behringer, DWS (Gewinnerin)
  • Ann-Katrin Ruhnow, Union Investment (Nominiert)
  • Yara Lavanga, Maerki Baumann (Nominiert)

Ann-Kathrin Behringer arbeitet als Fondsmanagerin im Bereich der quantitativen Aktienstrategien mit ESG-Fokus in einer Nische, in der Frauen bisher wenig vertreten sind. Seit zwei Jahren verwaltet sie als Lead-Portfoliomanagerin zwei quantitative Fokusfonds, den DWS Invest ESG Qi LowVol World und den DWS Qi Global Climate Action. Außerdem verantwortet sie institutionelle Kundenbeziehungen. Dabei agiert sie nicht nur sicher und versiert in der komplexen Welt der quantitativen Modelle, sondern arbeitet innovativ an der Weiterentwicklung der Prozesse. Sie war auch beteiligt an einem wissenschaftlichen Artikel, der im Journal of Impact and ESG Investing veröffentlicht wurde.

Hier könnt Ihr den Artikel zum Fondsfrauen Award von FONDS professionell lesen

Zwei weitere Ehrungen
Neben den Award-Gewinnerinnen möchten die Fondsfrauen in der Kategorie Woman of the Year Emersona Fleck posthum ehren. Sie arbeitete als Director Fonds Sales bei der Raiffeisen Bank International AG in Wien und war nicht nur Fondsfrau und Bankerin mit Leib und Seele, sondern auch Mutter von 2 Söhnen. Sie hat den Kampf gegen den Krebs beim ersten Mal gewonnen und beim zweiten Mal verloren, und starb am 12. August 2023 mit nur 40 Jahren. Eine Mitarbeiterin von ihr schrieb uns: „Sie war eine Inspiration für uns alle, mit ihrem Humor und ihrer puren Lebensfreude“. Sie war im Markt äußerst gut vernetzt und bleibt unvergessen!

Auch in der Kategorie Role Model of the Year möchten wir für eine Frau außerhalb der Awardverleihung unseren ganz besonderen Respekt erklären: Sarah de Lagarde, Global Head of Communications bei Janus Henderson Investors. Sie unterstützt nicht nur aktiv verschiedene Initiativen innerhalb von Janus Henderson Investors. Beispielsweise ist sie Vorstandsmitglied der JH Foundation, einem wichtigen Spendenzweig zur Unterstützung lokaler Gemeinschaften. Wofür wir ihr besonderen Respekt zollen ist, wie sie mit einem lebensverändernden Unfall im London Public Transport zurechtkommt, bei dem sie im vergangenen September ein Bein und einen Arm verloren hat. „Wir sind alle von ihrem unzerbrechlichen Kampfgeist und ihrer Beharrlichkeit als Kollegin, Vorbild und Mutter von zwei Kindern sehr beeindruckt“, schreibt die Person, die sie nominiert hat. Dem schließen wir uns unbedingt an! Sie ist wirklich ein Role Model der besonderen Art!

Viele tolle Frauen in der Finanzbranche!
Die jeweiligen Gewinner*innen der Kategorien waren vor Ort in Frankfurt und nahmen gern ihre Auszeichnung entgegen. Auch die Nominierten freuten sich darüber, dass sie so viel Zuspruch fanden, um in die engere Auswahl genommen zu werden.

Der Award zeigt: Es gibt sie, die erfolgreichen Frauen in der Finanzbranche – auch wenn auf einigen Panels oder Konferenzen der Eindruck entsteht, dass die Branche immer noch sehr männerdominiert ist.

Ein herzliches Dankeschön gilt unserem Medienpartner FONDS professionell für die Organisation der Nominierungen und für die Fotos von der Feierstunde. Und auch bei KPMG bedanken wir uns für’s Sponsoring!

Foto Copyright: FONDSprofessionell/Christoph Hemmerich

 

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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