Regine Wiedemann ist Head of Distribution DACH bei Edmond de Rothschild Asset Management. Wir sprechen mit ihr darüber, was Edmond de Rothschild AM alles unternimmt, um MitarbeiterInnen an das Unternehmen zu binden und welchen Stellenwert Diversity im Unternehmen spielt.

Frau Wiedmann, wie kamen Sie ausgerechnet zu Edmond de Rothschild Asset Management, und wie lange sind Sie bereits dort?
Ich bin seit knapp 3 Jahren im Unternehmen; vorher war ich bei Goldman Sachs Asset Management, und davor war ich selbständig als Geschäftsführerin bei Vicenda Service GmbH. Im Prinzip bin ich meiner Chefin gefolgt, die im Jahr 2020 zu Edmond de Rothschild Asset Management gewechselt ist.

In der Vorbereitung für unser Interview sagten Sie, dass das Thema Gender-Gerechtigkeit bei Edmond de Rothschild AM tatsächlich gelebt wird. Woran machen Sie das fest?
Wir gehören zu einer Unternehmensgruppe, die von Frauenhand geführt wird. Baronesse Ariane de Rothschild leitet zusammen mit ihren vier Töchtern die Edmond de Rothschild Group. Dazu gehören neben dem Asset Management auch die Privatbank, Weingüter, Käsereien, Hotels, und nicht zuletzt eine Stiftung sowie die Regatta-Segelyacht Gitana. Etwa 38 Prozent der Workforce im Unternehmen ist weiblich.

Und wie sieht es auf der Senior-Management-Ebene bei Edmond de Rothschild AM aus?
Dort ist es mehr, da sind es etwa 50 Prozent Frauen. Marie Jacot ist globale Vertriebsleiterin bei Edmond de Rothschild AM und gleichzeitig CEO von Edmond de Rothschild AM France. Sie ist auch Mitglied im Global Asset Management Executive Committee.

Gibt es im Unternehmen harte Zielvorgaben, was die Frauenquote im Management betrifft?
Nein, wir haben keine harten Zielvorgaben, aber Gendergerechtigkeit ist eins der Haupt-Fokusthemen unserer Eigentümerin. Auf Portfoliomanagement-Ebene ist bei uns meistens ein Team im Lead, das mindestens aus einer Frau und einem Mann besteht. Der Emerging Market Climate Bond Fund wird von zwei Frauen gemanagt. Eine gute Balance ist im Unternehmen wichtig, nicht nur zwischen Frauen und Männern, sondern auch zwischen Jung und Alt und so weiter. Die jüngere Generation fordert die ältere heraus durch neue, kreative Ideen. Von gemischten Teams verspricht sich das Unternehmen eine gesunde Balance und letztlich bessere, stabilere Ergebnisse. Außerdem motiviert ein ausgeglichenes Team. Jeder der will, bekommt bei uns Verantwortung übertragen und erhält seine Anerkennung. Und nicht zuletzt sind ja auch unsere Kunden divers aufgestellt und finden sich dann besser widergespiegelt.

Fachkräftemangel ist ein wichtiges Stichwort heute. Wie werden denn gute weibliche Mitarbeiterinnen bei Edmond de Rothschild AM an das Unternehmen gebunden? Flexibilität scheint Frauen ja ein besonders wichtiges Anliegen zu sein.
Ja, Flexibilität wird hier tatsächlich gelebt, beispielsweise bei der Möglichkeit, aus dem Homeoffice zu arbeiten. Auch hier haben wir keine harten Vorgaben, sondern jeder und jede bekommt den größtmöglichen Freiraum, der in der jeweiligen Position machbar ist. Das ist nicht nur sehr effektiv, sondern auch motivierend. In Genf und Paris bietet Edmond de Rothschild AM auch Kita-Plätze an, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihre Kinder nutzen können. Das macht es für Eltern viel leichter, sich auf die Arbeit zu konzentrieren.

Wie sucht Edmund de Rothschild AM neue MitarbeiterInnen?
Wir suchen überall. Wir gehen unter anderem zu Universitäts-Veranstaltungen, um dort zu suchen – sowohl Frauen als auch Männer. Viele Frauen bewerben sich auch proaktiv bei uns. Ich denke, wer keine kompetenten Frauen in der Finanzbranche findet, der sucht nicht richtig. Vielleicht müssen Frauen anders angesprochen werden als Männer; sie brauchen auch innerhalb des Unternehmens eine andere Unterstützung. Ich nehme zum Beispiel gern junge Nachwuchs-Talente mit auf meine Kundentermine, und auch ich selbst habe mich hier immer gut unterstützt gefühlt.

Wie werden Sie als Mitarbeiterin noch motiviert?
Natürlich läuft viel über Video-Konferenzen, aber hin und wieder werden wir auch persönlich nach Genf eingeladen, damit nicht alles ausschließlich per Video besprochen wird. Das trägt sehr zu einer positiven Arbeitsatmosphäre bei. Bei diesen persönlichen Zusammenkünften werden wir auch immer gefragt „was sollten wir im Unternehmen ändern, damit wir noch besser werden? Was ist gut und sollte verstärken werden?“ Das regt zum Nachdenken an und lässt einen den Hut der Unternehmerin aufsetzen.

Können Sie noch mehr zum Management-Stil sagen, der ja offenbar Frauen sehr anspricht?
Was ich persönlich wahrnehme, ist ein Soft-Aspekt der täglichen Unterstützung, der insbesondere zurückhaltenden Menschen sehr zugute kommt. Natürlich gibt es auch zurückhaltende Männer, aber Frauen eben auch. Außerdem fällt auf, dass in jeder Management-Ansprache das Thema Diversity eine Rolle spielt. Auch andere Aspekte der Unternehmens-Kultur werden immer wieder angesprochen, wobei alles auf Balance ausgerichtet ist.

Vielen Dank für die interessanten Einblicke, die Sie uns gegeben haben!

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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