Tatjana Götz verantwortet den Bereich Loan Syndication bei der DekaBank. Zuvor arbeitete sie als Portfoliomanagerin im Bereich Immobilien und in der Strukturierung von Infrastruktur-Finanzierungen. Wir sprechen mit ihr über Loan Syndication und die Relevanz von Netzwerken.

Tatjana, Du beschäftigst Dich bei der Deka mit Loan Syndication. Wie sieht Deine Arbeit konkret aus?
Zu der Hauptaufgabe der Loan Syndication gehört es, für eine bestimmte Finanzierung eine Gruppe von mehreren Kreditgebern zu finden. Es ermöglicht, an großvolumigen Finanzierungen teilzuhaben, Risiken zu teilen und von der Expertise der Konsortialpartner zu profitieren. Mein Team prüft hierfür die Immobilien- und Infrastruktur-Finanzierungen der Deka auf ihre Attraktivität für institutionelle Investoren. Wir beraten unsere langjährigen Investoren und neue Geschäftspartner.

Wie können die Investoren an diesen Finanzierungen teilhaben?
Die Investoren können die Anteile an Krediten entweder direkt oder indirekt über Kreditfonds sowie Anlagevehikel erwerben. Je nach Investorentyp haben die Anlageformen praktische und regulatorische Vorteile.

Wie sieht so eine Kreditfondslösung aus?
Bei Kreditfonds konzentrieren wir uns wie bei allen anderen Fonds auf die gezielte Asset Allocation zur Optimierung der risikoadjustierten Rendite. Die Fonds können thematische Schwerpunkte haben wie die Finanzierung von Immobilien in Metropolen oder die Finanzierung der Energiewende.

Bei der Deka beschäftigt Ihr Euch intensiv mit Blockchain und Tokenisierung. Werden Eure Loan-Produkte auch schon tokenisiert?
Blockchain und digitale Assets werden die Zukunft der Finanzbranche verändern, und wir arbeiten an diesen Themen als Deka seit mehreren Jahren mit umfangreichen Aktivitäten. Erste Kryptowertpapiere haben wir bereits 2021 aufgelegt. Durch die Tokenisierung von Krediten für Immobilien und andere Sachwerte möchten wir illiquide Assets liquide und handelbar machen. Die Übertragung von tokenisierten Assets wird deutlich einfacher sein als heute eine Abtretung oder Übertragung eines Loans. Wir arbeiten aktiv an der Umsetzung der Tokenisierung von illiquiden Assets.

Wie sah Deine Karriere bisher aus und was hat dir dabei geholfen? Hattest Du Förderer? Oder hast Du bestimmte Eigenheiten, die für Dich besonders nützlich waren, um im Job weiterzukommen?
Ich bin der Überzeugung, dass es sich lohnt, neue Dinge auszuprobieren und persönliche Risiken einzugehen. Ich bin von der Infrastrukturfinanzierung zum Immobilien-Fondsmanagement gewechselt, obwohl ich hierzu geringe Vorkenntnisse hatte. Das habe ich über Learning-on-the-job und ein weiteres berufsbegleitendes Studium nachgeholt. Ohne einen großen Vertrauensvorschuss in meine Fähigkeiten wäre dies nicht möglich gewesen – hierfür bin ich meinen Förderern sehr dankbar.

Wie hast du Förderer gefunden? Und was würdest Du sagen: Welchen Anteil seiner Arbeitszeit sollten karrierebewusste Frauen in Netzwerk-Arbeiten stecken?
Sehr gute Leistung ist wichtig, reicht aber nicht aus, um Förderer zu finden. Hierfür sollte man regelmäßig innerhalb und außerhalb des eigenen Unternehmens netzwerken und Netzwerk-Kontakte halten – auch mit Kontakten aus höheren Hierarchien. Ich habe dafür immer auch viel Zeit in meiner Freizeit investiert und bin häufig zu Vorträgen oder Afterwork-Veranstaltungen gegangen.

In Deinem jetzigen Job hast Du auch Team-Verantwortung. Was ist Dir dabei besonders wichtig? Und glaubst Du, dass Frauen anders führen als Männer?
Für mich besteht modernes Führen darin, Mitarbeitende zu motivieren und ihnen eine positive Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Die Finanzindustrie ist sehr stark reguliert, jedoch brauchen wir für die Zukunft innovative Ideen, mehr Fehlertoleranz und mutige Mitarbeitende mit Eigeninitiative. Frauen führen nicht grundsätzlich anders, jedoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie mehr auf das Umfeld achten. Ich fände es großartig, wenn mehr Frauen in der Finanzindustrie Führungsaufgaben übernehmen würden – ich kenne bisher leider wenige, die dies anstreben. Wir müssen weiterhin daran arbeiten, diese Positionen attraktiver zu machen. Konkret bedeutet das zum Beispiel flachere Hierarchien und mehr Flexibilität für Mütter und Väter.

Zuvor warst Du Portfoliomanagerin im Immobiliensegment. Was findest Du an diesem Job besonders cool?
Ich habe sehr gerne als Portfoliomanagerin gearbeitet, denn man hat mit unglaublich vielen Fragestellungen zu tun und muss wichtige Entscheidungen treffen. Ich bin viel gereist, um das Immobilienportfolio stets sehr gut zu kennen.

Portfoliomanagement ist überwiegend männlich dominiert – insbesondere im deutschsprachigen Raum. Ist das für alle Assetklassen so?
Ja, leider ist das Portfoliomanagement für alle Assetklassen immer noch männlich dominiert. Bei den Alternatives gibt es bei den Immobilien etwas mehr Frauen als bei der Infrastruktur. Gerade im deutschsprachigen Raum müssen wir da viel nachholen.

Frauennetzwerke nehmen in Europa aktuell an Fahrt auf. Ihr habt auch ein firmeninternes Netzwerk bei der Deka. Was macht Ihr da genau?
Bei uns in der Deka gibt es die Möglichkeit, sich zu vernetzen, intern regelmäßig austauschen und Erfahrungen zu teilen. Das Netzwerk bietet aber auch die Möglichkeit, über den Deka-„Tellerrand“ hinaus zu blicken, beispielsweise durch Vorträge externer Referenten. Generell bin ich eine Unterstützerin professioneller Netzwerke, da Frauen sich dort gut über ähnliche Erfahrungen austauschen und gegenseitig ermutigen können. Zudem sollten wir auch von anderen Branchen lernen und mit diesen den Austausch noch mehr fördern.

Du hast am Mentoring-Programm der Fondsfrauen teilgenommen. Welchen Nutzen ziehst Du daraus, und für welche Situationen speziell?
Als ich mich beim Fondsfrauen-Mentoring bewarb, habe ich mir nur geringe Chancen ausgerechnet. Dann hatte ich plötzlich eine hervorragende Mentorin, die mich begleitet hat und unter anderem fragte: „Wohin soll denn deine Reise gehen? Was ist dir wichtig in deinem Job? Welche Karriereziele hast Du?“ Ich würde jede/n ermutigen, sich auch mit Personen außerhalb des gewohnten Umfelds zu solchen Fragen auszutauschen.

Welchen Leitsatz (oder Leitsätze) möchtest Du unseren Leserinnen mit auf den Weg geben?
Oft hat man sein Glück selbst in der Hand: indem man sich durch Denk- und Verhaltensweisen eher als andere Menschen Glück verheißende Situationen schafft, diese erkennt und auch nutzt.

Vielen Dank, Tatjana, für diese tollen Denkanstöße!

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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