Die Zu- und Abflüsse in und aus ETFs sind ein guter Indikator für das Sentiment der Investoren. Das ist der Grund, warum sie regelmäßig analysiert werden. Sophia Wurm kommentiert die Bewegungen am Markt für europäische ETFs im gerade abgelaufenen Monat Juli 2023. Sie ist Vice President SPDR ETFs bei State Street Global Advisors.

ETFs verzeichnen insgesamt Netto-Zuflüsse von 17,2 Milliarden US Dollar
„Im Juli erfreute sich der europäische ETF-Markt erneut einer sehr starken Nachfrage. In Summe waren Netto-Zuflüsse in Höhe von 17,2 Milliarden US Dollar zu verzeichnen, wobei der Großteil diesmal auf den Anleihen-Bereich entfiel. Mehr als 9,5 Milliarden US Dollar an neuen Geldern wurden hier investiert, während Aktien-ETFs auf 7,5 Milliarden US Dollar kamen. Die Schere zwischen den beiden Assetklassen ging ab der Monatsmitte deutlich auseinander“, erklärt Sophia Wurm.

Renten-ETFs erfreuen sich besonders hoher Nachfrage
Im Kontext entscheidender Notenbanksitzungen von Fed, EZB, BoE und weiteren Zentralbanken, wie zum Beispiel der Bank of Japan, waren Staatsanleihen (+4,3 Milliarden USD), Unternehmensanleihen (+2,0 Milliarden USD) sowie Strategien mit besonders kurzen Laufzeiten (+1,8 Milliarden USD) stark nachgefragt. „Neben klassischen Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating erfreuten sich aufgrund der positiven Grundstimmung an den internationalen Finanzmärkten im Juli auch Anleihen im High-Yield-Segment hoher Nachfrage (750 Millionen USD). Moderate Abflüsse gab es lediglich bei Anleihen mit Inflationsschutz“, kommentiert Wurm.

Aktienmärkte profitieren von Technologie- und KI-Hoffnungen
Die Aktienmärkte profitierten auch im Juli weiterhin von der Fantasie rund um technische Neuerungen und Produktivitätssteigerungen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz. Gleichzeitig fielen insbesondere in den USA einige Konjunkturdaten weniger schlecht aus als erwartet bzw. befürchtet. „Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die steigenden Aktienmärkte – S&P 500 und DAX mit neuem Allzeithoch – von Zuflüssen in ETFs begleitet wurden. Besonders beliebt waren ETFs auf US-amerikanische Aktien (+4,3 Milliarden USD). In Ergänzung zum Standardwerte-Index S&P 500 wurde aber auch in mittelgroße Unternehmen wie dem S&P 400 und dem S&P 600 Small Cap investiert“, so Wurm.

Anleger stoßen Bank- und Telekom-Anbieter ab
Bei der Branchen-Betrachtung verzeichneten nach monatelangen Abflüssen und strategischen Untergewichtungen in vielen Portfolios auch Energietitel erstmals wieder Zuflüsse. „ETFs mit Fokus auf US-amerikanische Energiewerte profitierten von diesem Trend mit Zuflüssen in Höhe von rund 250 Millionen US Dollar. Auf der Verliererseite fanden sich europäische Banken und Telekommunikationsanbieter“, verweist Wurm auf die Branchen mit besonders hohen Zu- und Abflüssen.

 

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

Förderer