Renate Kewenig ist Gründerin des Unternehmens „Finanzverstand“, das Seminare, Coaching, Unternehmensberatung und Fachjournalismus anbietet. Sie hat viele Jahre als Anlageberaterin gearbeitet und dabei insbesondere Frauen in Finanzdingen beraten. Zur Corona-Krise haben die Menschen andere Sorgen als Finanzen? Vielleicht! Wir sprechen mit ihr darüber, wie man Finanzthemen jetzt angehen kann.

Renate, seit sechs Monaten schlagen wir uns mit Corona herum, nicht nur privat sondern vor allem auch beruflich. Wie ergeht es Deinem noch relativ neuen Finanzbildungs-Unternehmen?
Corona kam zur Unzeit: Gerade als sich dieses Jahr viele interessante Projekte und mehr Aufmerksamkeit für Finanzbildung abzeichneten, kam der Lockdown. Bis heute sind Veranstaltungen abgesagt, persönliche Coaching-Termine verschoben und die Menschen stehen vor anderen Herausforderungen, als sich finanzschlau zu machen.

Was bedeutet das für Dein Unternehmen „Finanzverstand“?
In erster Linie das, was es für Unternehmer*innen immer bedeutet: Ansätze hinterfragen, neue Ideen entwickeln und Ziele neu definieren. Da ich aber – gegenüber früher – deutliche Zeichen sehe, dass Finanzwissen immer mehr wahrgenommen und als unabhängige Hilfe im Finanzdschungel erkannt wird, mache ich weiter.

Welche Konsequenzen hast Du gezogen?
Wie die allermeisten setze ich stärker auf Online-Formate. Zwar gibt es hier noch eine gewisse Zurückhaltung… Geldfragen sind halt Vertrauenssache, und da ist die persönliche Ebene schon wichtig. Je länger die Corona-Aspekte wirken, treten aber irgendwann Alltagsfragen wie „was mache ich mit meinem Geld?“ wieder in den Vordergrund. Darauf bin ich vorbereitet!

Wie sieht die Vorbereitung aus?
Für mutige analoge Menschen stehen Spuckschutz, Desinfektion und offene Fenster für Coaching-Gespräche bereit. Parallel zum umfassenden Finanzcoaching, das zwei bis drei Termine, Trainings und Dokumentation umfasst, haben wir ein neues Format entwickelt: Ab Herbst bieten wir kurze „Coaching-Schnipsel“ an, die in maximal 90 Minuten spezielle Aspekte behandeln. Dies ist auch preislich ein niederschwelliges Angebot. Inhaltlich geht es darin um Altersvorsorge, Tipps zur eigenen Depotstruktur, Investmentfonds als Lösung, oder auch um das KLASI-Prinzip, eine „Eselsbrücke“, die ich entwickelt habe, um die eigenen Finanzen zu strukturieren. Online-Formate mit einem deutschen Video-Konferenz-Anbieter sind daneben selbstverständlich.

Was macht denn Dein Finanz-Salon? Gibt es den noch?
Tatsächlich erfreut sich unser unkompliziertes Online-Treffen zunehmender Beliebtheit, der Vorteil: Keiner muss anreisen! Es versammeln sich Interessierte aus dem Norden, vom Niederrhein und Berlin, die Entfernung spielt hier ja eben keine Rolle. Mit einem schönen Getränk und dem entsprechenden Mindset kommt sogar Salon-Gefühl auf! (lacht)

Hast Du einen Getränketipp?
Zum Beispiel ein Bananenweizen, auch ohne Alkohol, oder ein schöner, trockener Rosé, zum Beispiel von den Gbr. Geiger aus Franken – meinem diesjährigen Lieblingswein – neben dem Monitor helfen beim Finanz-Talk.

Welches Thema habt Ihr nächstes Mal?
Tatsächlich steht das Treffen bisher grundsätzlich unter keinem Motto, damit wir frei diskutieren können. Künftig werden wir ab und zu ein Anker-Thema anbieten. Am 1. September spielt vielleicht Bausparen eine Rolle: Auch wenn ich als Investmentfrau mich darüber wundere, aber Fragen zum Bausparvertrag begegnen mir gerade aktuell immer öfter.

Woran liegt das, Deiner Meinung nach?
Erstens ist die Immobilie immer noch in aller Munde. Dann argumentieren Bausparkassen mit den planbaren, niedrigen Darlehenszinsen für die Zukunft, durch ihre heutigen Tarife. Außerdem gibt es noch die staatliche Förderung wie Bausparprämie, Vermögenswirksame Leistung (VL) oder Wohn-Riester, die manchem interessant erscheinen. In der jetzigen Zinsphase bieten die Verträge zwar nur minimale Verzinsungen; damit wächst das eigene, eingezahlte Kapital praktisch nicht, sondern wird von der Inflation „angenagt“. Renditestärkerer Vermögensaufbau für mehr Eigenkapital und damit weniger Darlehen beim Hauskauf steht dem gegenüber und weniger Schulden… das ist immer gut! Aber: Da es keine Patentlösungen gibt, muss jede*r individuell entscheiden!

Vielen Dank für das Interview, Renate!

Renate Kewenig ist Gründerin des Unternehmens „Finanzverstand“, das Seminare, Coaching, Unternehmensberatung und Fachjournalismus anbietet.
Kontakt: www.finanz-verstand.de

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Anke Dembowski

Anke Dembowski is a financial journalist and author of various investment fund-related and other financial books. She is also a co-founder of the "Fondsfrauen" network.

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