Christine Draws ist Mitglied des Vorstands bei der Bayerischen Versorgungskammer und Bereichsleiterin der Bayerischen Ärzteversorgung. Die Bayerische Versorgungskammer verwaltet zwölf rechtlich selbständige berufsständische und kommunale Altersversorgungseinrichtungen. Die Bayerische Ärzteversorgung konnte neulich ihren 100. Geburtstag feiern. Wir stellen Christine Draws ein paar Fragen.

Frau Draws, Sie sind im Juni 2023 Vorstandsmitglied bei der Bayerischen Versorgungskammer geworden. War das bereits als junge Frau Ihr Karriereplan, oder wie verlief Ihre Karriere?
Ich hatte als junge Frau nicht die Vorstellung, irgendwann Vorstandsmitglied zu werden, allerdings den Wunsch, vielfältige Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen. Rückblickend gibt es ein paar Konstanten auf meinem Lebensweg. Das sind Neugierde, Mut und Freude an der Herausforderung. Und: Wenn ich etwas mache, dann immer richtig, mit Spaß und möglichst gemeinsam mit anderen. Mit diesem Rahmen hat sich eines aus dem anderen ergeben und ich bin Schritt für Schritt den für mich stimmigen Weg gegangen.

Glauben Sie, dass Karriere planbar ist? Oder spielen viele Zufälle eine Rolle?
Den berühmten Masterplan hatte ich nie. Ich sehe es so: Ohne Zielstrebigkeit kommt man nicht weiter. Zufälle spielen eine untergeordnete Rolle. Flexibilität dagegen ist notwendig. Das Wichtigste ist aus meiner Sicht, sich selbst kennenzulernen und dem eigenen Gefühl zu vertrauen. Ich mag im Übrigen auch den Spruch: „Nur Glück ist auch Können“

Welche Ressorts betreuen Sie jetzt als Vorstandsmitglied?
Mein Ressort umfasst die Zuständigkeit für die Bayerische Ärzteversorgung und die IT. Dabei ist mir besonders wichtig, weiterhin Innovation und Prozessoptimierung zu fördern. Ich freue mich darauf, die anstehenden Herausforderungen gemeinsam mit meinen Kollegen im Vorstand und meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern anzugehen.

Können Sie uns etwas über Ihre Tätigkeiten im Tagesgeschäft sagen? Wie sieht ein Arbeitstag bei Ihnen aus?
DEN typischen Arbeitstag gibt es nicht. Es gibt ein paar Fixpunkte wie die Vorstandssitzung und die regelmäßigen Gespräche mit meinen Führungskräften. Abgesehen davon sieht jede Woche anders aus. Meine Tätigkeit hat drei Schwerpunkte. Zunächst die Leitung der Bayerischen Ärzteversorgung. Die Betreuung unserer Versicherten oder Mitglieder ist das Herzstück der BVK und mir seit vielen Jahren sehr vertraut. Damit einher geht nicht zuletzt ein enger, schöner und wichtiger Kontakt mit den berufsständischen Vertretern. Der zweite Schwerpunkt folgt aus meiner Ressortzuständigkeit für die IT der gesamten BVK – ein derzeit besonders herausforderndes, aber auch extrem spannendes Feld. Denken wir nur an die rasanten Entwicklungen zur künstlichen Intelligenz. Wir haben hier erst im vergangenen Jahr unsere Organisationsstrukturen angepasst und befinden uns in einem gemeinsamen Transformationsprozess. Es sind zukunftsgerichtete Strategien zu entwickeln und nicht zuletzt die Ausfallsicherheit der IT-Systeme und der Schutz der Daten im Blick zu behalten. Schließlich bin ich im Rahmen der Gesamtgeschäftsführung des Vorstandes mit allen Maßnahmen von grundsätzlicher Bedeutung befasst, das sind unter anderem grundlegende Fragen der Kapitalanlage oder des Personalmanagements.

Ich kann mir keine abwechslungsreichere Mischung vorstellen. Gerade bei einer solchen Aufgabenvielfalt ist es natürlich wichtig, jeden einzelnen Arbeitstag clever zu strukturieren. Soweit es mir möglich ist, beginne ich meine Arbeitswoche mit dem sogenannten Montagssport, als Gast bei Kolleginnen und Kollegen aus dem Vorstand der Versicherungskammer Bayern. Ganz essentiell sind immer wieder kleine Pausen mit Begegnungen und Bewegung.

Die Bayerische Versorgungskammer tut einiges für Diversity (wir haben dazu vor langer Zeit einmal ein Interview mit Daniel Just geführt). Können Sie uns verraten, welche Projekte und Aktivitäten bei Ihnen laufen, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bekommen?
Bereits in 2015 hat sich unser Vorstand auf das Positionspapier „Mixed Leadership“ verständigt, das die Erhöhung des Anteils von Frauen in Führungspositionen in der BVK zum Ziel hat. Unter den Maßnahmen ist auch die Teilnahme am Memorandum für Frauen in Führung – eine Selbstverpflichtungserklärung deutscher Unternehmen und Organisationen für mehr Frauen in Führung. Die Bayerische Versorgungskammer verpflichtet sich darin zu einer nachhaltigen Unterstützung von weiblichen Karrieren sowie ein attraktiver Arbeitgeber auch für Frauen zu sein und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu unterstützen. Wir ermöglichen flexible Arbeitszeitmodelle und haben einen Familien-Service, der Mütter (und auch Väter) mit Kinderbetreuung unterstützt, zum Beispiel mit Babysittern bei Krankheitsfällen sowie Feriencamps für Familien mit Schulkindern. Auch bei der Pflege von Angehörigen steht der Service unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Hilfsangeboten zur Seite. Neben der gesetzlich vorgeschriebenen Gleichstellungsbeauftragten haben wir zudem ein sehr aktives Frauennetzwerk, das für fachlichen und persönlichen Austausch zwischen unseren Mitarbeiterinnen sorgt. Auf letzteres bin ich besonders stolz, ich habe die Frauen@BVK mitgegründet und unterstütze sie nach längerer Zeit als Vorsitzende nun als Schirmherrin.

Unsere Statistik belegt es – Frauen sind in der Bayerischen Versorgungskammer auch in Führungspositionen zahlreich vertreten: 42% der Führungskräfte sind Frauen, bei einem Gesamtfrauenanteil in der Belegschaft von 59%. Gerade im oberen Führungssegment und in manchen Bereichen ist aber auf jeden Fall noch Luft nach oben.

Welche drei Tipps möchten Sie Frauen mit auf den Weg geben, die Karriere in der Finanzbranche machen wollen?
Aus meiner Erfahrung:

  • Entscheidungen treffen. Einmal hinterfragen (fühlt sich das richtig an?), dann nicht mehr.
  • Bleiben wie man bzw. frau ist und Leichtigkeit leben.
  • Ein Frauennetzwerk gründen/nutzen/genießen.

Vielen Dank für dieses inspirierende Interview, Frau Draws!

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski is a financial journalist and author of various investment fund-related and other financial books. She is also a co-founder of the "Fondsfrauen" network.

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