Herrjemine, warum machen Frauen bloß weniger Erfindungen als Männer? Leider stammen nur wenige Erfindungen, die in Deutschland zum Patent angemeldet werden, von Frauen, wie eine Auswertung der Patentdatenbank des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) ergeben hat. Das IW meint, dass dies u.a. mit der wenig patentaffinen Berufswahl von Frauen zu tun hat. Daran konnten bislang selbst spezielle Angebote zur Berufsorientierung wie der Girls‘ Day nichts ändern.
Fakt ist leider: Trotz aller Bemühungen, mehr Frauen in technische Berufe zu bringen, ist der Beitrag der hiesigen Erfinderinnen zu den Patentanmeldungen und damit zum Innovationsgeschehen in Deutschland über die Jahre stets winzig geblieben, wie eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt (Grafik):
Gerade einmal 4,4% der Patente, die 2016 von Erfindern mit Wohnsitz in Deutschland beim Deutschen Patent- und Markenamt angemeldet wurden, waren Frauen zuzuschreiben. Das ist kaum mehr als im Durchschnitt der zehn Jahre zuvor, der bei 4,1% lag. Immerhin ist die Tendenz leicht aufsteigend: 2010 steuerten Erfinderinnen letztmals weniger als 4% zu den Patentanmeldungen aus Deutschland bei.
So ticken
Erfinderinnen in Deutschland
Die Auswertung von insgesamt 453.517 Erstanmeldungen in der IW-Patentdatenbank
fördert noch einige andere interessante Erkenntnisse zum weiblichen Erfindertum
zu Tage:
- Ausländerinnen sind innovativer. Unter den in Deutschland wohnenden Patentanmeldern mit Migrationshintergrund sind Frauen deutlich stärker vertreten als unter den deutschsprachigen Erfindern. Insbesondere Frauen aus dem asiatischen Sprachraum sind offensichtlich forschungsaffin: Ihr Anteil an allen in Deutschland lebenden asiatischen Erfindern liegt bei 10,5%.
- Frauen forschen am liebsten an öffentlichen Einrichtungen. Jede elfte Patentanmeldung aus einem Fraunhofer-Institut kam zuletzt von einer Frau. An Universitäten und anderen öffentlichen Einrichtungen der Grundlagenforschung galt dies für jedes zwölfte angemeldete Patent. In privaten Unternehmen dagegen stammte gerade einmal jede 24. Patentanmeldung von einer Frau.
- Frauen tüfteln eher in (größeren) Teams. Hinter einer zum Patent angemeldeten Erfindung können einzelne Tüftler, aber auch Forschungsteams stecken. Berechnet man, wie viele Personen 2016 im Durchschnitt an einem Patent mitgewirkt haben, dann kamen die Anmeldungen, an denen Frauen als Erfinderinnen beteiligt waren, von 2,9%. Die Teams der Männer waren dagegen mit einer Größe von 2,2 Beteiligten deutlich kleiner, nicht zuletzt, weil Männer häufiger als Alleinerfinder in Erscheinung treten. Dieser Unterschied könnte zudem dadurch zu erklären sein, dass Frauen häufiger auf Forschungsfeldern tätig sind, in denen größere Erfinderteams üblich sind, etwa in der Medizin oder der Biologie.
- Hamburg scheint Frauen ein besonders gutes Innovationsumfeld zu bieten. Denn von 100 Patentanmeldungen aus der Hansestadt gingen 2016 immerhin gut 12 auf das Konto von Frauen – das waren mehr doppelt so viele wie in Berlin und sogar dreimal so viele wie in Bremen. Vergleichsweise gut vertreten waren Erfinderinnen auch in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern mit über 8 beziehungsweise knapp 7%. Beim Schlusslicht Brandenburg betrug der Frauenanteil zuletzt nur 2,4%, aber auch in den Ingenieurs-Hochburgen Baden-Württemberg und Bayern sind Frauen als Erfinderinnen rar.
Frauen gehen nach wie vor selten in die MINT-Berufe
Dass Forscherinnen an Innovationen made in Germany einen solch geringen Anteil haben, beruht in erster Linie auf der Studienfach-, Berufs- und Karrierewahl von Frauen, meint das IW: Gerade in den besonders patentrelevanten Ingenieurfachrichtungen Maschinenbau und Elektrotechnik sei der Frauenanteil an den Erwerbstätigen mit 9,5 und 7,3% sehr klein, sagt das Institut. Offenbar braucht es noch viele Girls‘ Days, um hier einen spürbaren kulturellen Wandel herbeizuführen.