Die Platform „frauen&finanzen“ in Zollikon am Zürichsee setzt sich dafür ein, dass Frauen gute Finanzinformationen erhalten und diese dann auch für ihre eigene Vermögensanlage umsetzen können. Dr. Fleur Platow ist die Gründerin von frauen&finanzen, und sie engagiert sich auch im Beirat der Fondsfrauen, vom 1. Tag an. Fleur hat eine Finanzmarktprognose für 2024 erarbeitet, die wir hier in Teilen widergeben.

Annus horribilis 2023: Kriege, Energieknappheit und Bankenzusammenbrüche
Ein Blick auf die globale Entwicklung des vergangenen Jahres zeigt, wie schwierig das Umfeld für Anleger*Innen wieder einmal gewesen ist: Geopolitische Instabilität, Energieknappheit, Lieferengpässe Firmenzusammenbrüche, chinesische Immobilienmarkt-Krise sind schliesslich Grund genug für Verunsicherungen auf dem Kapitalmarkt. Eine Hauptrolle spielte dabei die russische Ukraine-Invasion, die bald in das dritte Jahr geht und die ähnlich wie der im letzten Oktober ausgebrochene israelisch-palästinensische Krieg weiter wütet. Ein Ende der beiden blutigen Auseinandersetzungen ist nicht abzusehen. Zudem nervte letztes Jahr die Verteuerung der Energiepreise nicht nur das benachbarte Ausland, sondern auch die Schweiz, wo der Strompreis mit einem Anstieg um 27% oder rund 260 Franken pro Haushalt durch die Decke gegangen ist. Damit nicht genug, bestätigt der Globalisierungsindex des Konjunkturforschungsinstituts KOF der ETH, dass die seit Ende 2019 in China begonnene und global grassierende Corona-Pandemie den massivsten Rückgang internationaler Handelsströme in der Geschichte verursacht hat.

Zum Antrieb der lahmenden Wirtschaftsmotoren reagierten die Regierungen und Notenbanken seit Herbst 2021 mit großzügigen staatlichen Subventionen, Zinssenkungen und sprudelnder Geldmengenvermehrung. Aber das dicke Ende der gewaltigen Rettungspakete folgte bald, indem die nach der Jahrtausendwende über weite Strecken für irrelevant erklärte Inflation zurückkehrte. Unter anderem getrieben vom Höhenflug der Energiepreise (Anstieg vom Öl der Sorte Brent im ersten Halbjahr 2022 zum Beispiel rund 50 Prozent) erreichte die Jahressteuerung sowohl in den USA mit 9% als auch in der Eurozone mit 10% im Sommer beziehungsweise Herbst 2022 seit Dekaden nicht gesehene Höchststände. Dies rief internationale Notenbanken auf den Plan, denen es unter der Führung der US-Federal Reserve Bank FED gelang, die Teuerung zu dämpfen. Damit entstand ein Teufelskreis: Aus den teilweise rasant angehobenen Leitzinsen resultierten zunächst sowohl fallende Anleihe- als auch Aktienkurse und brachten Portfolios von Privatanlegern und internationalen Banken in Schieflagen. Kunden verloren damit das Vertrauen in die Bonität ihrer Bank, gerieten in Panik und zogen scharenweise ihre Gelder ab. Im Frühling 2023 führte dieser „Bank-Run“ zu einem länderübergreifenden Bankenkollaps. Prominente Beispiele dafür sind die kalifornische Silicon Valley Bank, die Signature Bank oder die Schweizerische Credit Suisse CS, die von der Konkurrenz übernommen wurden. Damit dürfte 2023 eines der schwierigsten Jahre nach der Finanzkrise im Jahr 2008 gewesen sein.

Optimismus für 2024: USA, Eurozone und die Schweiz stehen vor einer Sanften Landung!
Die USA als führende Volkswirtschaft vermieden aber die für 2023 erwartete Rezession und glänzten besonders im dritten Quartal mit robusten Zahlen. Die Wirtschaft der Eurozone schrammte dagegen im vergangenen Jahr knapp an einer Stagnation vorbei und lässt die Schweiz in marginal besserer Verfassung erscheinen. Doch zu Beginn des vergangenen Jahres waren die Aussichten der USA als Trendsetter für westliche Industriestaaten von anhaltenden Befürchtungen erneuter aggressiver Zinserhöhungen getrübt. Dies erklärt sich vor dem Hintergrund der boomenden Inflation, die damals bei 6,5 % noch weit entfernt von der 2-Prozent-Zielrate der US-Notenbank Federal Reserve Bank FED war. Die Erwartungen einer sogenannten „Harten Landung“ der amerikanischen Konjunktur – einer Schrumpfung des Wirtschaftsprodukts in inflationärem Umfeld – erwiesen sich zum Glück als falsch. Darüber hinaus könnte die US-Zentralbank aus heutiger Sicht ihre lange Schlacht gegen den Teuerungstrend bald gewonnen haben. Der entscheidende Indikator, die „Headline-Inflation“, lag zuletzt nämlich bei 3%, und der konjunkturelle Ausblick verbessert sich deutlicher als noch im Frühsommer erwartet. Dies ist überhaupt nicht selbstverständlich: Immerhin hatte die FED ihren Leitzins in der Phase zwischen Februar 2022 bis zum Sommer 2023 in 11 Schritten von nahezu 0% auf ein Niveau von 5,5% geschraubt.

Trotz der drastischen Verteuerung der Kreditzinsen und der damit verbundenen generellen Dämpfung der Investitionen trafen düstere Prognosen für die US-Wirtschaftsentwicklung nicht ein. Im Gegenteil, das Brutto-Inland-Produkt (BIP)-Wachstum der USA entwickelte sich im 3. Quartal robuster als erwartet, denn es wurde durch die US-Konsumenten gestützt. 2024 rechnet die UBS nun mit einer signifikanten Verlangsamung des Wachstums von 2,4% (2023) auf 1,1%. Damit würde ein „Sanfte Landung“ – schwächere, aber nicht rückläufige Wachstumsraten der Wirtschaft und der Unternehmensgewinne – statt der vormals prognostizierten „Harten Landung“ erreicht.

Ein weiteres Jahr des Wandels der westlichen Wirtschaft dürfte vor uns liegen
Zusammenfassend lässt sich im Blick in die Glaskugel damit folgendes sagen: Ein weiteres Jahr des Wandels dürfte vor uns liegen. Christian Gattiker von Bank Julius Bär rechnet als einer von vielen Chefstrategen ebenfalls mit besagter Sanften Landung der westlichen Wirtschaft. Immerhin stünde aber eine US-Stagnation bevor, obwohl die Investitionen seit Corona mit staatlicher Unterstützung gestiegen seien, bemerkte Gattiker auf der Bank-Bär-Medienkonferenz vor Weihnachten. Die private US-Schuldenquote liege auf einem 40-Jahrestief. Falls die US Privathaushalte ihre Schuldenquote wieder hochschrauben, würde dies den Konsum mit seinem Löwenanteil von 70% am Brutto-Inlandprodukt (BIP) ankurbeln. Auch für die Eurozone prognostiziert Gattiker insgesamt keine Rezession – die Investitionen für die erneuerbaren Energien dürften sich über die ganze Eurozone erstrecken und positiv auf die Wirtschaft ausstrahlen. Diese anständige konjunkturelle Aussicht bedeutet jedoch nicht, dass die Teilnehmer auf Rosen gebettet sein werden. Gattiker betonte, dass es auch bei einer Sanften Landung rütteln könne. Dies gilt wie für andere ebenso für die Schweiz, die unter den benachbarten Industrieländern der Eurozone konjunkturell in marginal positiverer Verfassung ist.

Notenbanken: Zinsgipfel erreicht, SNB könnte sogar mit Zinssenkung überraschen
Dies sei nicht die Zeit für eine Sieges-Verkündung, meinte die Chefin der Europäischen Zentralbank EZB Christine Lagarde anlässlich der November-Sitzung in Frankfurt auf die Frage der Inflations- und Zinsaussichten. Der mittelfristige Ausblick sei noch mit beträchtlichen Unsicherheiten behaftet. Für die meisten Auguren ist es dagegen gewiss, dass sich angesichts der eingetrübten Aussichten auf die Weltwirtschaft sowohl in Europa als auch in den USA in diesem Jahr früher oder später Spielräume für erste Leitzinssenkungen ergeben werden. Ganz andere Töne als Lagarde schlug denn auch US-FED-Präsident Jerome Powell an der letzten Sitzung vor Weihnachten an: Nach der Phase aggressiver Zinserhöhungen seit März 2022 hätten die Währungshüter für 2024 Zinssenkungen im Auge. Der Beschluss der US-Währungshüter lautete auf ihrer Dezember-Sitzung zum dritten Mal in Folge, den geldpolitischen Schlüsselsatz in der Spanne von 5,25 bis 5,50% zu belassen. Fazit: Nach der langen Reihe der Zinsschritte nach oben neigt sich damit bei der FED anders als bei der EZB die Erhöhungsära definitiv ihrem Ende zu. Die US-Währungshüter signalisierten in ihrem Ausblick für 2024, dass sie in die Gegenrichtung marschieren wollen. In ihrer „Forward Guidance“  gehen sie davon aus, dass der Leitzins nächstes Jahr um 0,75 Prozentpunkte sinken wird. Laut Powell rückt damit die Frage ins Blickfeld, wann eine Lockerung angebracht sein werde: „Das wird ein Thema für uns,“ prognostizierte der FED-Präsident.

Auch hierzulande hat die Inflationsrate inzwischen eine Kehrwende vollzogen, indem sie ihren Ende 2022 erreichten 10-jährigen Höchststand im Verlauf des letzten Jahres verliess. So erreichte die Schweizer Teuerung, die zeitweise über die 3 Prozent-Marke geschossen war, schon im vergangenen Mai mit 2,2% gegen Vorjahr das vor Ausbruch des Ukraine-Krieges gemessene Niveau. Thomas Jordan, der Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB), verkündete an der Dezember-Medienkonferenz in Bern seinen geldpolitischen Ausblick und erklärte, dass die SNB aus Gründen der seit Juni 2022 vorgenommenen Zinserhöhungen um insgesamt 250 Basispunkte auf 1,75% sowie der Erstarkung des Frankens die monetären Bedingungen nun für angemessen halte. Die SNB habe deswegen auch nicht geplant, in größerem Stil weitere Devisen zu verkaufen, betonte Jordan. Fazit: Ich setze aufgrund der höheren Zinsen des Dollars und Euros im Vergleich zum Schweizerfranken auf eine Befestigung des Greenbacks zum Franken um rund 3 bis 5 Prozent und einer etwas geringeren Befestigung des Währungspaares EUR/USD.

Anlagesektoren 2024: Einstieg nicht verpassen bei Qualitätsaktien, KI und Small Caps!
Mit der Zinswende dürfte die Geldpolitik im neuen Jahr einen Wechsel vollziehen, den manche Ökonomen aufgrund ihrer positiven Auswirkungen auf die Märkte als Zeitenwende bezeichnen. Schon seitdem sich abzeichnet, dass die Zinsen nicht mehr weiter steigen werden, herrscht an den Märkten eine Art Euphorie. Der amerikanische Index S&P 500 beendet das letzte Jahr nach einer Berg- und Talfahrt mit einem Plus von 25%, die US-Technologiebörse Nasdaq, die durch die resoluten Zinserhöhungen zunächst stark belastet war,  legte satte 45% zu und der deutsche Börsenindex DAX glänzte mit rund 19% Plus. Nur der Schweizer Bluechip-Index SMI machte aufgrund seiner defensiven Ausrichtung 2023 praktisch keine Kursgewinne. Die Aktienbörsen-Entwicklung des Jahres 2024 dürfte aber auch von den fundamentalen Faktoren abhängen. Für den Trend der Kurse an den westlichen Märkten ist beispielsweise die Stärke der Kaufkraft der US-Konsumenten wichtig. Weithin beachtet werden zudem die Bewertungen der Unternehmen und deren Gewinnentwicklungen, die wiederum ins Verhältnis zu den betreffenden Aktienkursen gesetzt werden. Obwohl die Bewertungen der Aktien zu Beginn dieses Jahres beispielsweise beim US-Index S&P 500 mit einem Kurs-Gewinnverhältnis von 25 teuer bewertet sind, rechnet ein Großteil der Experten an der Wall Street für 2024 trotzdem mit einem positiven Börsenverlauf. Die Begründung des bekannten US-Wirtschafts-und Finanzexperten Jens Korte lautet, die Wall Street habe im soeben beendenden Börsenjahr die Bankenkrise sowie die geopolitischen Spannungen nur temporär gespürt. Verantwortlich für den Stimmungsumschwung seien zweifellos die Notenbanken gewesen, allen voran die US-FED mit ihrem Präsidenten Jerome Powell und seinen Hinweisen auf kommende recht ansprechende Zinssenkungen. Versierte Kapitalanleger freuen sich darüber, denn sie wissen: Tiefere Zinsen wirken stimulierend auf die Aktienkurse, weil billigeres Geld und Kapital die Investitionen befeuern.

Fazit: Aufgrund der für 2024 prognostizierten Zinssenkungen in den westlichen Industriestaaten setze ich im Jahr 2024 auf saftige Kursgewinne. Deshalb rufe ich den geneigten Leser*innen mit dem Titel der Frankfurter Platow-Prognose 2024 zu: „Abstieg vom Zinsgipfel – Einstieg in die Börse nicht verpassen!“ Besonders attraktive Chancen dürften sich aus meiner Sicht für Aktienengagements am deutschen Aktienindex DAX ergeben, der um etwa 10% zulegen könnte. Meine Favoriten sind generell bei den Qualitätsaktien zu finden, die sich bei niedrigem Wirtschaftswachstum gewöhnlich überdurchschnittlich entwickeln, sowie in den Sektoren Technologie und Künstliche Intelligenz (KI). Die CS empfiehlt Kernpositionen mit taktischen Engagements in Small Caps, die mit attraktiven Bewertungen aufwarten und stärker von schnelleren Zinssenkungen der FED profitieren würden. Dies klingt für mich einleuchtend!

Wer die komplette Finanzmarktprognose von Dr. Fleur Platow lesen möchte, findet diese auf der Website von Frauen&Finanzen.

Über Dr. Fleur Platow

  • Die Finanzjournalistin Fleur Platow war über ein Jahrzehnt Zürcher Auslandskorrespondentin für International Reports on Finance and Currencies, einer Tochter der Financial Times in New York.
  • Sie hat ihre Erfahrungen der Geldvermehrung in ihr Seminar Frauen&Finanzen eingebracht.
  • Sie war von 1997 bis Sommer 2013 Consultant und Geschäftsleitungsmitglied des Smart Ladies‘ Investmentclubs SLIC.
  • Sie hat das Schweizer Frauen-Fondsforum in Kooperation mit dem SLIC gegründet.
  • Die Anlageexpertin Fleur Platow ist Autorin diverser Bücher und Mitglied verschiedener Beiratsgremien, unter anderem bei den Fondsfrauen.

Foto: Gaby Schmidt

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