Jane Wadia hat eine interessante Karriere gemacht und ist heute globale Leiterin Portfoliomanagement und Kundenbetreuung bei AXA Rosenberg Equities. Im Interview mit Fondsfrau Anke Dembowski erklärt sie, wie in ihrem Haus Frauenförderung gelebt wird und gibt hilfreiche Einsichten für andere Frauen in der Branche.

Wie kamen Sie persönlich auf die Idee, ins Portfoliomanagement zu gehen? Stand das bei Ihnen schon als Schülerin mehr oder minder fest, oder hat sich dieser Berufswunsch erst später so herauskristallisiert? Falls ja, wodurch?
Mein Interesse am Portfoliomanagement ist erwacht, als ich ein Teenager war. Der Auslöser waren Gespräche mit meiner Großmutter, die sich um die Investments der Familie gekümmert und mit mir über die von ihr ausgewählten Aktien gesprochen hat. Das hat mein Interesse an Finanzen steigen lassen. Im Laufe von Praktika und nach dem Studium entschied ich dann, dass Asset Management das Richtige für mich wäre. Es ist die langfristige Ausrichtung des Portfoliomanagements und die Bedeutung von Beziehungen dabei, die mich mehr angesprochen haben als die kurzfristig angelegte Arbeit in den Handelsräumen, die ich ebenfalls für einige Monate erlebt habe.

Heute sind Sie globale Leiterin Portfoliomanagement und Kundenbetreuung bei AXA Rosenberg Equities. Ist Ihre Karriere bis dahin völlig geradlinig verlaufen, oder haben Sie sich den einen oder anderen Umweg geleistet?
Ein bisschen von beidem. Zu meinen Rollen gehörten schon der Vertrieb und klassisches Fondsmanagement sowohl für Aktien- als auch Multi-Asset-Strategien. In den vergangenen 15 Jahren bei AXA Rosenberg hat sich meine Rolle vom Portfoliomanagement und der Betreuung von Bestandskunden in Europa hin zur Verantwortung für Business-Development-Initiativen auf der ganzen Welt entwickelt.

Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen, um erfolgreich im Portfoliomanagement zu arbeiten? Sind die benötigten Voraussetzungen für Frauen und Männer gleich?
Meiner Ansicht nach sind die Fähigkeiten, die eine erfolgreiche Karriere im Portfoliomanagement befördern können, geschlechtsneutral. In der Natur des Jobs liegt es, dass die Performance objektiv messbar ist. Studien zeigen, dass Männer nicht systematisch besser im Portfoliomanagement sind als Frauen. Um erfolgreich zu sein, sind Zielstrebigkeit, Engagement und Leidenschaft wichtig. Männer und Frauen gehen möglicherweise unterschiedlich, mit unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen an diese Arbeit heran. Aber sie können gleichermaßen erfolgreich sein.

Warum haben Sie sich für AXA Rosenberg Equities als Arbeitgeber entschieden? War einer der Gründe, dass der Asset Manager ein frauenfreundliches Arbeitsumfeld bietet?
Ich habe AXA Rosenberg Equities gewählt, weil mich der quantitative Investmentansatz angezogen hat. Zuvor hatte ich mich in meiner Karriere mehr auf die traditionellere Fondsmanager-Rolle konzentriert. Die Tätigkeit, für die ich mich damals beworben habe, verband analytische Tätigkeiten und Kommunikation. Beides mag ich bis heute sehr. In meiner Zeit hier habe ich zudem von der familienfreundlichen Umgebung profitiert – insbesondere, weil ich seit meiner Rückkehr in den Job nach der Geburt meiner ersten Tochter, die heute zwölf Jahre alt ist, eine Vier-Tage-Woche habe.

Wie äußert sich für Sie bei der täglichen Arbeit das frauenfreundliche Arbeitsumfeld?
Das Arbeitsumfeld bei AXA Rosenberg ist sehr kollaborativ und teamorientiert. Wichtig ist auch, dass meine Kollegen, sowohl die Frauen als auch die Männer, bei der Arbeit keine Unterschiede wegen des Geschlechts machen. Unsere Kultur legt Wert auf persönliche Glaubwürdigkeit, die man sich durch harte Arbeit und interessante Ideen verdient. Es kommt kaum darauf an, wer Sie sind – sondern viel mehr darauf, welchen Beitrag zum Erfolg Sie leisten.

Was schätzen Sie an Ihrem Arbeitsumfeld besonders?
Was ich insbesondere als Mutter schätze, ist die Flexibilität, die mein Arbeitgeber bietet. Das äußert sich zum Beispiel durch flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, oder auch durch freie Tage, wenn man sie benötigt. In Teilen unserer Branche gilt die Zeit, die man am Arbeitsplatz verbringt, als Indikator für die Produktivität von Mitarbeitern. Das kann insbesondere für Mütter eine Herausforderung sein. Bei AXA Rosenberg dagegen glauben wir daran, dass Produktivität sich in dem ausdrückt, was man erreicht und wie man es umsetzt, nicht durch möglichst lange Anwesenheit am Schreibtisch.

Bei AXA IM arbeiten im Management 40% Frauen, auf Senior-Level erreicht der Frauenanteil 50%. Wie fühlt es sich für Sie an, mit anderen Frauen im Unternehmen zusammenarbeiten? Und gibt es Unterschiede, wie Sie z.B. mit Männern kommunizieren/zusammenarbeiten oder mit Frauen?
Es gibt eine Reihe großartiger Frauen, mit denen ich jeden Tag eng zusammenarbeite. Wir schauen bei der Arbeit grundsätzlich nicht auf das Geschlecht, aber ich denke, dass die Fähigkeit meiner Kolleginnen, erfolgreiche, anspruchsvolle Karrieren mit der Erziehung von Kindern zu vereinen, ein großartiges Beispiel für die nächste Generation von Frauen ist, die auf unserem Gebiet Karriere machen wollen. Bei AXA Rosenberg besteht die Hälfte unseres Leadership-Teams aus Frauen. Wir sind darauf sehr stolz, aber Vielfalt geht bei uns über Geschlechtergrenzen hinaus. Unser Team besteht aus Menschen aus 20 verschiedenen Ländern mit sehr unterschiedlichen persönlichen Hintergründen. Wenn es Unterschiede in der Art gibt, wie ich kommuniziere oder mit jemandem arbeite, dann leiten die sich eher aus der jeweiligen Persönlichkeit ab als aus dem Geschlecht.

Auf dem Fondsfrauen-Gipfel wurde gesagt, dass man zwar gute Frauen als Einsteigerinnen findet, dass die Dropout-Quote dann aber bei Frauen deutlich höher ist als die bei den Männern. Was tun AXA IM und AXA Rosenberg Equities dafür, dass es so viele Frauen in Führungsposition schaffen, also die Dropout-Quote offenbar niedriger ist als bei anderen Asset Managern?
Bei AXA IM haben wir uns öffentlich dazu verpflichtet, die Gleichberechtigung voranzutreiben, indem wir das Women in Finance Charter unterzeichnet und uns zum Ziel gesetzt haben, den Frauenanteil in den höheren Führungspositionen bis 2020 auf 40 % zu bringen. Unser CEO Andrea Rossi ist außerdem dem 30-Prozent-Club beigetreten, um seine Unterstützung zu demonstrieren. Darüber hinaus streben wir eine EDGE-Zertifizierung an, um die Wurzeln der Geschlechterungleichheit zu finden und etwas dagegen zu unternehmen. Bei all dem handelt es sich um wichtige Signale für die Transformation, die wir anstreben.

Und in der täglichen Arbeitspraxis, wie macht sich das dort bemerkbar?
Auf AXA Rosenberg bezogen fördern und schätzen wir Flexibilität, wenn es um unsere persönliche und berufliche Verantwortung geht. Also zum Beispiel bei der Lösung eines familiären Problems die Gewissheit zu haben, dass das Unternehmen hinter einem steht und man einen Job hat, in den man zurückkehren kann. Es ist dieses gemeinsame Wertesystem, das uns geholfen hat, unsere qualifizierten Frauen über ihre Laufbahnen hinweg an uns zu binden und das auch allgemein ein Schlüsselfaktor für unseren Erfolg bei der Bindung von Mitarbeitern ist. Ein anderer wichtiger Faktor in der Förderung weiblicher Karrieren ist ein umfassendes Entwicklungsprogramm, das Unterstützung in jeder Phase der Karriere bietet. Wir haben sehr gute Entwicklungsprogramme, die traditionelle Mentoring-Beziehungen umfassen, aber auch spezifische Maßnahmen für die nächste Generation von Führungskräften und eine robuste Weiterbildungsplattform für all unsere Mitarbeiter. Speziell für Frauen haben wir starke Networking-Gruppen an all unseren Standorten etabliert, um eine Möglichkeit zu schaffen, Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig beim Navigieren der verschiedenen Karrierephasen zu unterstützen.

In einer Studie, die wir gemeinsam mit der Uni Mannheim konzipiert haben, kam heraus, dass Studierende heute den Finanzsektor als unattraktiven Sektor wahrnehmen. Was kann Ihrer Meinung nach die Branche gegen dieses schlechte Image tun?
Wir haben sicher ein Imageproblem, wenn es darum geht, die nächste Generation von Talenten anzuziehen. Es gibt zum Beispiel die Wahrnehmung, dass die Finanzbranche ein bisschen ein exklusiver Club für Jungs ist und dass sie nichts Positives für die Gesellschaft leistet. Tatsächlich wird unsere Branche aber jedes Jahr vielfältiger – egal ob es um das Geschlecht, den persönlichen Hintergrund, die Ausbildung oder berufliche Erfahrungen geht. Investoren und Asset-Manager erkennen, welche positiven Auswirkungen Diversität auf eine Organisation haben kann. Darüber hinaus ist es auch wichtig, dass wir das Bewusstsein dafür stärken, welche positiven Effekte wir generieren, indem wir unseren Kunden helfen, ihre finanziellen Ziele zu erreichen. Diese Arbeit hat direkte Auswirkungen auf die Lebensqualität vieler Menschen.

Was tun Sie bei AXA Rosenberg konkret?
Wenn wir die nächste Generation anziehen wollen, müssen wir als Branche auf die Talente zugehen, bevor sie auf den Arbeitsmarkt kommen. Wir bauen unser Engagement bei Studenten aus, um die Bekanntheit unserer Branche zu erhöhen und das Potenzial für eine erfüllende Karriere aufzuzeigen. In unserem US-Büro sind wir eine Partnerschaft mit einer Organisation namens „Girls Who Invest“ eingegangen. Die Organisation hilft, mithilfe eines umfassenden Angebots an Trainings und Praktika weibliche Talente in die Branche zu bringen. Wir nehmen in diesem Jahr zwei Praktikantinnen auf und hoffen, dies künftig noch ausbauen zu können.

Man teilt zwar keine Geheimnisse… aber haben Sie ein Erfolgsgeheimnis für die Fondsfrauen, die in der Finanzbranche Karriere machen wollen?
Vertraut auf Euer Bauchgefühl – es ist öfter richtig als falsch.

Vielen Dank für das Interview!

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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