Wir schreiben das Jahr 2023, und in der Arbeitswelt gibt es bei weitem noch keine Gender-Gerechtigkeit. Eine aktuelle Studie von Equileap unter mehr als 3.700 börsennotierten Unternehmen weltweit vermittelt ein klares Bild der aktuellen Situation: „Weltweit haben nur 6% der Unternehmen einen weiblichen CEO, 15% einen weiblichen CFO und 8% eine weibliche Vorstandsvorsitzende. Von oben nach unten betrachtet, stellen Frauen 28 % der Vorstandsmitglieder, 20 % der Führungskräfte und 38 % der Gesamtbelegschaft.“

Mehr sozialer und wirtschaftlicher Wohlstand
Was spielt das für eine Rolle? Marie Lassegnore hat darauf eine Antwort: „Studien haben gezeigt, dass die Ausbildung und die Präsenz von Frauen in der Arbeitswelt zum sozialen und wirtschaftlichen Wohlstand beitragen, während ihre Unterrepräsentation auf dem Arbeitsmarkt und in Führungspositionen die gesamte Arbeitsproduktivität beeinträchtigt“. Marie Lassegnore ist CFA und Head of Sustainable Investments beim Asset Manager La Française.

Dieser Zusammenhang erkläre auch, warum die Vereinten Nationen die Gleichstellung der Geschlechter zu einem ihrer Ziele für nachhaltige Entwicklung festgelegt haben. Lassegnore verweist auf SDG Nr. 5 der 17 Ziele für Umwelt und Gesellschaft, die bis 2030 erreicht werden sollen.

Mehr Einfluss von Frauen wünschenswert
Die Überwindung dieser Ungleichheiten erfordert eine Abstimmung auf mehreren Ebenen, beginnend mit dem gleichberechtigten Zugang zu Bildung. „Frauen müssen befähigt werden, Einfluss nehmen zu können. Bei der Einstellung, der Entlohnung und dem beruflichen Aufstieg muss die Gleichstellung der Geschlechter angestrebt werden“, meint Lassegnore, und fährt fort: „Als Investoren ist eines unserer wichtigsten Instrumente die Einflussnahme: Durch individuelles oder gemeinsames Engagement mit Unternehmen können wir sicherstellen, dass wir die Themen ansprechen, die für das langfristige Nachhaltigkeitsziel eines Unternehmens relevant sind.“

Einflussnahme durch Engagement
Eine Möglichkeit, der Diskrepanz in der Arbeitswelt entgegenzuwirken, ist die Präsenz von Frauen in Führungspositionen zu fördern. Bei La Française achtet man darauf: „Wir verfolgen diesen Indikator systematisch bei den Unternehmen, in die wir investieren, sei es über Aktien oder Unternehmensanleihen. Wir sind der Überzeugung, dass eine weibliche Besetzung der Führungsebene nicht nur zu einer besseren Performance der Unternehmen in wirtschaftlicher und nachhaltiger Hinsicht führt, sondern auch zu möglichen Veränderungen auf allen anderen Ebenen der Arbeitnehmerschaft“, so Lassegnore. Das umfasse Führungskräfte, Management und die gesamte Belegschaft.

Eine einzelne Frau im Vorstand kann nicht viel bewirken
Ein Umdenken werde aber erst dann spürbar, sobald der Frauenanteil in einem Vorstand mindestens drei Sitze erreicht; das haben Untersuchungen gezeigt. „Aus diesem Grund sind wir der Investorengruppe „30% Club France“ beigetreten, die sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2025 die Geschlechtervielfalt auf Vorstands- und Geschäftsführungsebene der SBF120-Unternehmen um mindestens 30% zu erhöhen“, erklärt Lassegnore.

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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