UBS Wealth Management verkündete Ende Januar, dass es gesetztes Geschäftsziel ist, stärker auf die besonderen Bedürfnisse der weiblichen Kunden einzugehen. Fondsfrau Anke Dembowski spricht mit Olga Miler, Managing Director bei UBS Wealth Management und verantwortlich für die Umsetzung des globalen Programms „UBS Unique“.

Fondsfrauen: Wie kamen Sie bei der UBS auf die Idee, stärker auf die besonderen Bedürfnisse ihrer weiblichen Kunden einzugehen?
Olga Miler: Die Idee entstand vor rund drei Jahren. Eine kleine Gruppe von Mitarbeiterinnen hat sich auf freiwilliger Basis mit Gender-Themen beschäftigt und sich mit verschiedenen Gender-Studien auseinandergesetzt, z.B. „Harnessing the Power of the Purse: Female Investors and Global Opportunities for Growth”. Die Erkenntnis daraus war, dass es viele Frauen gibt, die die Möglichkeiten rund um das Thema Finanzen noch zu wenig kennen und nutzen. Daraufhin haben wir ein Founding-Meeting ins Leben gerufen, zu dem wir unsere Wealth-Management-Kundinnen eingeladen haben. Wir wollten wissen: Was machen wir bei der UBS schon gut? Und was können wir besser machen? Die Kundinnen haben sich mit uns ausgetauscht und wir haben dabei viel gelernt. Danach haben wir uns strukturierter mit dem Thema beschäftigt, denn unsere Vermögensverwaltung hatte durchaus Potenzial, sich zu verbessern, wenn es um unsere weibliche Kundschaft geht. Es gab noch verschiedene Feedback-Loops, und 2016 haben wir dann dem Executive Committe ein global ausgelegtes Change Programm vorgeschlagen. Das kam gut an, und nun geht das Change Programm live.

Wie unterscheiden sich die Bedürfnisse von Frauen im Wealth Management von denen der Männer?
Frauen wollen– genau wie Männer – gute Renditen erzielen, aber sie planen meist längerfristiger. Sie haben nicht nur eine längere Lebenserwartung, sondern ihr Leben ist stärker in Abschnitte unterteilt, als jenes der Männer. Außerdem ist für sie die Nachlassplanung wichtig, dass alles geordnet und gerecht an die nächste Generation übergeht. Uns ist auch aufgefallen, dass Frauen anders an Wealth Management herangehen; sie wollen auch gesellschaftlich etwas verändern und interessieren sich stärker für nachhaltige Investments als Männer.

Wollen Frauen auch eine andere Ansprache im Wealth Management?
Ja, auf jeden Fall! Natürlich wollen auch unsere weiblichen Kunden, dass ihr Berater über die notwendige technische Kompetenz verfügt. Aber daneben wollen sie noch stärker als Männer, dass ihr Berater ein Mensch ist, dem sie vertrauen können. Er soll gewissenhaft und sorgsam sein und auf ihre besondere Lebenssituation eingehen. Dabei kommt es den meisten Frauen nicht darauf an, ob sie von einem Mann oder einer Frau beraten werden, aber sie wollen die Wahl haben, von welchem Berater sie betreut werden. Frauen legen dabei mehr als Männer Wert auf einen guten Dialog.

Brauchen Frauen Ihrer Meinung nach andere Finanzprodukte, oder nur eine andere Form der Beratung?
Die Basis-Investmentprodukte sind dieselben. Wir wollen ja kein „Finanzprodukt für Frauen“, sondern eins, das unsere Bedürfnisse optimal abdeckt, eins das zu unserem Lifestyle passt. Dazu braucht es einen Prozess, der einen optimalen Mix zusammenstellt. Das war in der Auto-Industrie vor ein paar Jahren nicht anders. Es geht nicht darum, Frauen in eine Schachtel zu packen und ihnen eine rosarote Welcome-Box zu überreichen. Vielmehr müssen wir Veränderung im Denken, in den Prozessen bewirken. Das sind teilweise nur Nuancen, aber sie erstrecken sich über alle Prozesse hinweg. Eine Besonderheit bei den Produkten gibt es insofern, als dass Frauen mehr nachhaltige Anlagen nachfragen, unter anderem auch Gender-Investments.

Wie sieht die optimale Beratung für Frauen aus?
Frauen möchten sich nicht stundenlang mit ihren Finanzen auseinandersetzen, sondern sie bevorzugen praktikable Lösungen. In der Beratung mögen sie kein Finanz-Kauderwelsch und keine Prognosen. Wir wollen pragmatische Lösungen, die uns weiterbringen.

Richten Sie die Räume, in denen Sie Frauen beraten, anders ein?
Das Thema kam zwar auf, aber bisher haben wir noch keine speziellen Frauen-Beratungs-Räume. Was wir festgestellt haben ist, dass Frauen das sterile Banken-Flair nicht so mögen. Manche Frauen möchten daher gern, dass der Berater zu ihnen kommt.

Wie sieht Ihre Zielgruppe bei der Beratung von Frauen aus? Was ist die Mindestsumme, die sie anzulegen haben?
Hinsichtlich der Mindestsumme differenzieren wir nicht zwischen Frauen und Männern. Wir haben auch keine besondere Zielgruppe im Wealth Management für Frauen, die bei uns übrigens aus allen Regionen der Welt stammen. Aber wir haben festgestellt, dass es bestimmte Gruppen von Frauen gibt, die auf Grund ihres Lebensabschnittes bestimmte Bedürfnisse haben. Das sind z.B. Frauen, die eine Erbschaft machen oder Frauen, die gerade den Schritt in die Selbständigkeit wagen. Frauen haben – wie Männer – eine einmalige Geschichte. Daher haben wir das Programm „UBS Unique“ genannt. Wir wollen damit der Individualität jeder Frau Rechnung tragen.

Welche weiteren Aufgaben haben Sie sich gestellt?
Neben dem getrennten Erfassen der Daten und der gezielten Beratung von Frauen schauen wir uns sämtliche Produkte, Prozesse und sämtliches Marketingmaterial auf die Gender-Tauglichkeit hin an. Wir sehen uns auch an, wie unsere eigene Organisation zusammengesetzt ist. Wir fragen uns in jedem Punkt, ob wir einen „gender-balanced view“ haben und streben an, dass am Ende alle Prozesse gender-neutral sind. Daneben wollen wir ein Financial Confidence-Programm für Frauen aufbauen, für das wir Trainings-Module entwickeln.

Wie sieht dieses Financial Confidence-Programm aus? Wo fangen Sie an, und wie soll es weitergehen?
Wir konzipieren das gerade. Im Kern geht es um das grundsätzliche Verhältnis von Frauen zu Geld, und von diesem Kern wollen wir uns nach außen hin bewegen. Es geht z.B. darum: Was soll ich zu Geld wissen? Es ist wichtig, dass Frauen verstehen, dass das durchaus unterhaltsam und lustig sein kann. Dann kommen Komponenten mit den wichtigsten Lebensfragen hinzu, und Komponenten, die sich mit Makroökonomie und mit Finanzanlagen beschäftigen, inklusive den Themen Nachhaltigkeit und Impact Investing. Wir wollen auch eine digitale Komponente entwickeln, die dann gezielt jüngere Menschen ansprechen soll, die Ansprache muss ja abhängig vom Lebensabschnitt erfolgen. Uns ist wichtig, das Konzept gemeinsam mit Frauen zu kreieren, denn Frauen sind die treibenden Kräfte hinter der Veränderung. Dadurch entsteht dann ein Dialog – das wird auch für uns ein moderner Lernprozess sein. Wir sehen das Financial Confidence-Programm nicht nur aus unserer Business-Perspektive, sondern auch aus einer gesellschaftlichen Perspektive. Es wird sicher nicht perfekt sein. Aber wir fangen an und tun etwas – wir wollen handeln!

Sie haben sich für das Projekt „UBS Unique“ fünf Jahre gegeben – warum fünf Jahre?
Wir denken, dass es so lange braucht, bis wir jeden einzelnen Prozess überprüft und gegebenenfalls angepasst haben. Natürlich hoffen wir, dass es schneller geht, aber wir sind eine große Organisation. Mein persönliches Ziel ist, dass wir es in drei Jahren schaffen, eine spürbare Änderung hinzubekommen.

Vielen Dank, Frau Miler, für dieses Gespräch, und viel Erfolg mit „UBS Unique“!

Foto: UBS

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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