Union Investment hat im Mai eine Studie über das Sparverhalten der Deutschen veröffentlicht. Dazu wurden durch das beauftragte Marktforschungsinstitut Elbe 19 insgesamt 8.041 Online-Interviews, sowie 12 Tiefeninterviews geführt. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Deutschen von niedrigen Zinsen das Sparen nicht vermiesen lassen: 90%der Bundesbürger legen Geld zurück, jeder Zweite monatlich. Die Sparquote beträgt nach Angaben der Befragten durchschnittlich 10,6%. „Sparen ist alles andere als ein Auslaufmodell. Die Deutschen sparen regelmäßig auf gleichbleibendem Niveau“, sagt Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment und fährt fort: „Nicht zu sparen bereitet vielen ein ungutes Gefühl. Wer spart, dessen Wohlfühlfaktor steigt, auch wenn es nur rein rational um das Halten oder Steigern des Lebensstandards geht.“

Ebenfalls zu Tage gefördert wurde, dass beim Sparen die Finanzbildung generell ein entscheidender Faktor ist. Je höher Menschen ihr Wissen in der Geldanlage einschätzen, umso regelmäßiger und mit mehr Freude sparen sie. Auch zeigen die Untersuchungsergebnisse, dass die Freude am Sparen mit der Art und Weise der Anlage zusammenhängt. Moderne Sparer, die Wertpapiere und Fonds besitzen, kommen auf einen Sparlaune-Index von 64 auf einer Skala von 0 bis 100. Die traditionellen Sparer, die nur auf die Klassiker wie Tagesgeld und Sparbuch setzen, liegen mit 59 Punkten dahinter zurück. Dies zeigt: Die Freude am Sparen steigt mit dem Besitz von chancenreicheren Anlageformen. Außerdem ergab die Studie, dass diejenigen, die sich selbst als Experten bezeichnen (85,7%), regelmäßiger sparen. Unter den Ahnungslosen spart nur jeder Dritte regelmäßig (33,3%).

Für die Fondsfrauen hat Union Investment die Daten noch einmal getrennt nach Frauen und Männern unter die Lupe genommen und deckt so zum Teil erhebliche Gender-Unterschiede im Sparverhalten auf. Hier die Ergebnisse im Einzelnen:

Vom Sparverweigerer bis zum Gewohnheitstier: Die Deutschen sparen auf hohem Niveau. Immerhin 68,1 % von ihnen sparen regelmäßig. Unter den regelmäßigen Sparern befinden sich prozentual mehr Männer als Frauen. Auf der anderen Seite wissen Frauen noch besser als Männer, wie wichtig Sparen ist: Unter den Sparverweigerern sind mehr Männer als Frauen.

Alle Befragten Männer Frauen
Es sparen regelmäßig 68,1% 68,9% 67,4
Es sparen überhaupt nicht 10,4% 10,7% 10,1%

Sparertypen: Während 53,5% der Männer monatlich sparen, tun dies nur 50,7% der Frauen. Wenn auch nicht so viele Frauen monatlich sparen, so sparen sie zumindest regelmäßig (16,7% der Frauen; 15,5% der Männer). Frauen sparen gern dann, wenn am Ende des Monats etwas übrig bleibt (11,5% der Frauen; 8,5% der Männer).

Alle Befragten Männer Frauen
Ja, ich spare monatlich 52% 53,5% 50,7%
Ja, ich spare regelmäßig, aber nicht jeden Monat 16,1% 15,5% 16,7%
Ja, ich spare hin und wieder 11,4% 11,8% 10,9%
Ja, aber nur, wenn am Ende des Monats was übrig bleibt 10,1% 8,5% 11,5%
Nein, ich spare überhaupt nicht 10,4% 10,7% 10,1%

Spießig war gestern: Offenbar empfinden Frauen noch mehr als Männer, dass Sparen wichtig ist. 92,5% der Frauen halten Sparen weder für altmodisch noch für spießig; bei den Männern sind es 88,5%.

Alle Befragten Männer Frauen
Halten Sparen weder für altmodisch noch für spießig 90% 88,5% 92,5%

Konstant sparsam: Der Anteil des Ersparten am Einkommen (Sparquote) bleibt über Generationen hinweg gleich. Hier gibt es keine nennenswerten Gender-Unterschiede.

Alle Befragten Männer Frauen
Sparquote 10,6% 10,9% 10,4%

Herzensangelegenheit: Sparen liegt Frauen eher am Herzen (63,4%) als Männern (59,2%).

Alle Befragten Männer Frauen
Regelmäßig zu sparen ist für mich sehr wichtig 61,0% 59,2% 63,4%

Familiär geprägt: Die Studienergebnisse lassen vermuten, dass Mädchen stärker zum Sparen animiert werden als Jungen, denn 33,1% der Frauen sagen, sie hätten das Sparen in die Wiege gelegt bekommen. Unter den Männern empfinden so nur 30,4%.

Alle Befragten Männer Frauen
Habe das Sparen in die Wiege gelegt bekommen 31,8% 30,4% 33,1%

Einstellungen zum Thema Sparen: Ein wichtiger Treiber für Frauen ist, dass ihnen Sparen und Erspartes ein Gefühl der Sicherheit geben (75,1% der Frauen; 70,9% der Männer). Andererseits sehen Frauen das Thema Sparen nicht als interessantes Thema für Unterhaltungen an – nur 24,5% von ihnen finden das Thema interessant, während 33,1% der Männer sich gern darüber unterhalten.

Alle Befragten Männer Frauen
„Sparen und Erspartes geben mir Sicherheit“ 73,0% 70,9% 75,1%
„Es ist mir wichtig, meinen Lebensstandard mindestens zu halten und auch stetig zu verbessern“ 72,9% 72,8 73,0
„Dauerhaft nicht zu sparen bereitet ein ungutes Gefühl“ 53,6% 50,7% 56,4
Sparen ist ein interessantes Thema, über welches ich mich gern unterhalte. 28,7% 33,1% 24,5

10,4% der Befragten sparen nicht. Warum diese Menschen nicht sparen: 55,6% der Frauen geben an, dass ihnen die Mittel zum Sparen fehlen, während dies nur 46,4% der Männer als Grund angeben. Dagegen sind die niedrigen Zinse für Frauen eher kein Grund, nicht zu sparen. 29,2% der Frauen geben dies als Grund an, während 42,8% der Männer diese Ausrede haben. Immerhin führen die niedrigen Zinsen bisher nicht dazu, dass vorgezogener Konsum etwa über Konsumentenkredite in großem Maßstab das Sparen ersetzt. 31% der insgesamt Befragten gaben eine Affinität zum vorgezogenen Konsum an.

Alle Befragten Männer Frauen
Fehlende Mittel 51% 46,4% 55,6%
Zu geringe Zinsen 36,1% 42,8% 29,2%
Bestehende Tilgungsverpflichtungen 24,8% 26,0% 23,6%
„Ich will nicht sparen“ 22,7% 29,3% 16,1%
Unsicherheit über den Wert des Vermögens 19,1% 20,9% 17,3%

Die Selbsteinschätzung der Befragten: Ein Großteil der Bevölkerung bekennt, dass er mit Wissensdefiziten zu tun hat. Männer schätzen ihr Finanzwissen durchweg höher ein als Frauen. Nicht gesagt ist allerdings, ob Frauen und Männer ihr Wissen realistisch einschätzen.

Alle Befragten Männer Frauen
Bisschen-Wisser 50,1% 47,4% 52,7%
Kenner 28,2% 35,1% 21,6%
Anfänger 13,5% 10,3% 16,7%
Ahnungsloser 5,7% 4,0% 7,4%
Super-Experte 2,4% 3,2% 1,7%

Erwartungen an die Beratung: Die meisten Deutschen möchten sich mit dem Thema aber nicht mehr als erforderlich mit einem Berater auseinandersetzen. Diese Einstellung ist bei Frauen noch stärker ausgeprägt (72,0%) als bei Männern (66,7%).

Alle Befragten Männer Frauen
Möchten idealerweise einmal zum Berater gehen, ihre Angelegenheiten regeln und danach über einen längeren Zeitraum nichts mehr damit zu tun haben 69,4% 66,7% 72,0%
Hält es für notwendig, die getroffenen Entscheidungen regelmäßig mit einem Berater zu überprüfen 30,6% 33,3% 28,0%

Produktbesitz: Erstaunlich sind die Gender-Unterschiede bei der Produktauswahl. Während nur 6% der Frauen einen Fondsparplan haben, sparen 11,6% der Männer regelmäßig in Fonds. Generell ist der Fondsbesitz bei Frauen mit 9,1% deutlich geringer verbreitet als bei Männern (17,1%). Eine private Altersvorsorge hat bei beiden Gruppen nur weniger als ein Drittel (27,7% Frauen; 27,9% Männer).

Alle Befragten Männer Frauen
Fondsparpläne 8,7% 11,6% 6,0%
Fonds 13,0% 17,1% 9,1%
Private Altersvorsorge 27,8% 27,9% 27,7%
VL 25,9% 26,9% 24,9%

Es gibt also noch einiges zu tun, denn vom Ziel einer gut versorgten Rentner-Generation der geburtenstarken Jahrgänge sind wir offenbar noch weit entfernt.

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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