Einer Studie zufolge gibt es weltweit ein deutliches Ungleichgewicht zwischen weiblichen und männlichen Unternehmens-Managern. Veröffentlicht wurde die Studie von Honeypot, einer Jobvermittlungsplattform im Technologie-Bereich, die insbesondere in Deutschland, den Niederlanden und in Großbritannien aktiv ist. Sie möchte mit der Studie nach eigenen Aussagen die Diskussion zu diesem Thema weiter vorantreiben.

Unter der Verwendung von Zahlen des World Economic Forum präsentiert die Studie den Prozentsatz an Frauen in leitenden Positionen, um zu zeigen, welche der 41 Länder die besten und die schlechtesten Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten für Frauen bieten.

Dabei finden sich in den untersuchten 41 OECD- und EU-Ländern deutliche länderspezifische Unterschiede. So hat z.B. Lettland mit 44,4% die höchste Prozentzahl an Frauen in Führungspositionen, gefolgt von den Vereinigten Staaten (43,5%) und Ungarn (40,5%). Südkorea hat hingegen die niedrigste Prozentzahl an Frauen in Führungspositionen mit 10,7%, gefolgt von Japan (11,5%) und der Türkei (13%). Mit Prozentzahlen zwischen 25-30% an weiblichen Managern bewegen sich die Niederlande, Deutschland und Österreich in den unteren Top 15 für Frauen in Führungspositionen, unabhängig davon, dass hier die höchsten Durchschnittsgehälter für Frauen bezahlt werden.

Der hohe Anteil männlich besetzter Führungspositionen führt zu Lohngefälle zwischen Frauen und Männern
“Es ist unglaublich wichtig, den Aspekt der Geschlechterungleichheit zu berücksichtigen, wenn man das Thema Lohngefälle diskutiert. Denn so lange Männer weiterhin für die Mehrheit der Führungspositionen eingesetzt werden, werden Frauen es nie schaffen diese Kluft zu schließen“, erklärt Emma Tracey, Co-Founder von Honeypot.

Die Daten zeigen, dass gerade einmal eine von drei Firmen eine Mehrheit von Frauen unter ihren Topverdienern haben. „Frauen werden im Durchschnitt nur für 31% der Führungspositionen eingesetzt. Keines der gelisteten Länder kann eine 50/50 gleichmäßige Aufteilung zwischen männlichen und weiblichen Managern aufzeigen”, erklärt Tracey.

Als mögliche Ursachen für die Ungleichgewichtung im Management sieht sie eventuelle Nachteile an, die durch Mutterschaft bedingte sind. So würden Frauen nach der Schwangerschaft im Rahmen von Beförderungen oft übersehen oder kehrten zu niedriger qualifizierten Positionen zurück.

Als Gegenmaßnahme schlägt sie vor, dass sich Regierungen am Beispiel von Ländern wie Schweden orientieren, deren fortschrittliches Mutterschafts- und Vaterschaftsgesetz sowie subventionierte Kinderbetreuung das Gender-Gleichgewicht am Arbeitsplatz gestärkt habe.

Besonders große Unterschiede in der deutschen IT-Branche festgestellt
Besonders tief hat Honeypot in die IT-Branche hineingeleuchtet. Hier sieht Tracey folgendes: „Das geschlechtsspezifische Lohngefälle in der IT-Branche beträgt in Deutschland 25%. Dies stellt den schlechtesten Wert in Westeuropa dar und ist doppelt so hoch wie in Belgien und Frankreich, wo die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen 11,8 % beträgt.“ Ihrer Meinung nach deutet dies darauf hin, dass der IT-Sektor in Deutschland in Sachen Gleichberechtigung hinter anderen westlichen Ländern zurückliegt. Sie erkennt zwar, dass die deutsche Regierung Schritte unternimmt, die sich positiv auf die Gleichberechtigung in der Wirtschaft auswirken sollen. Ein Beispiel sei das Lohntransparenzgesetz, das im Juli 2017 in Kraft getreten ist. „Es bleibt jedoch abzuwarten, ob dieses Gesetz tatsächlich Wirkung zeigt oder lediglich zu mehr Bürokratie führt“, ist Tracey skeptisch.

Die IT-Branche würde sich nach Meinung Traceys künftig zur wichtigsten wirtschaftlichen Plattform entwickeln. Daher sei es gerade hier wichtig, etwas gegen die Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern zu unternehmen. „Wir hoffen, dass die Studienergebnisse einen Teil dazu beitragen, die Augen der Führungskräfte dieser Branche zu öffnen und sie zu positiven Änderungen zu bewegen, von denen nicht nur die Gleichberechtigung, sondern die gesamte Weltwirtschaft profitiert,” so Tracey.

Überraschend ist, dass das geschlechtsspezifische Lohngefälle in fünf Jahren in 17 Ländern nicht etwa gefallen, sondern sogar gestiegen ist. Laut Tracey sei jedoch vielversprechend, dass sich in Ländern wie Finnland, Schweden und Großbritannien einiges zu bewegen scheint und sowohl die Gleichberechtigung im Allgemeinen als auch in der IT-Branche in diesen Staaten zugenommen habe. „Die anderen OECD- und EU-Staaten sollten sich ein Beispiel an diesen Ländern nehmen, um ihre eigenen Einkommensunterschiede zu beseitigen”, fordert Tracey.

Die vollständigen Resultate können hier eingesehen werden.

Die Tabellen unten zeigen die 10 Länder mit dem höchsten und dem niedrigsten prozentualen Anteil von Frauen in Führungspositionen

Quelle: Honeypot

 

 

 

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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