Die Selbständigkeit ist für viele Frauen ein Weg, Beruf und Familie miteinander unter einen Hut zu bekommen. Doch oft fehlt es am notwendigen Startkapital. Franziska Gräfin von Hardenberg, Gründerin von BLOOMY DAYS, dem ersten Online Schnittblumen-Versandhandel Deutschlands, entschied sich für den Weg des Crowdfunding. In nur In nur 93 Minuten sammelte sie damit 100.000 Euro ein und hat jetzt seinen zweiten Coup unter Dach und Fach: Gründerin von Hardenberg sammelte mehrere Millionen Euro von Investoren, um ihre ehrgeizigen Wachstumsziele umsetzen zu können. Fondsfrau Anke Dembowski spricht mit ihr über diese noch relativ neue Art der Unternehmensfinanzierung.

FF: Franziska Gräfin von Hardenberg, Sie hatten 2012 eine Geschäftsidee, aber offenbar nicht das notwendige Startkapital. Wie kamen Sie darauf, den Weg des Crowdfunding zu gehen? Wäre eine Bankenfinanzierung nicht einfacher gewesen – gerade bei den niedrigen Zinsen?

Franziska Gräfin von Hardenberg: Ja das stimmt, ursprünglich hatte ich auch eine Bankfinanzierung geplant. Allerdings haben die Banken meine Idee für riskant erachtet und wollten mir keinen Kredit geben. „Falls Sie den Wunsch haben, sich mit einer Currywurstbude selbständig zu machen, Frau von Hardenberg“, sagte einer, „könnten wir Ihnen den Kredit geben. Davon verstehen wir etwas. Aber Blumen im Abonnement und dann auch noch über das Internet, daran glauben wir nicht, das können wir uns nicht vorstellen.“ Eine andere Bank rief mich an und sagte: „Also das mit Ihrer Idee erscheint uns alles zu riskant, wir sind uns nicht sicher wie sich das entwickeln wird. Blumen, Internet, Abonnement sehen wir nicht. Aber bewerben Sie sich gern noch mal mit einer anderen Idee. Sie als Person finden wir hochinteressant.“ Glücklicherweise konnte ich das Stammkapital für die GmbH-Gründung aus eigenen Mitteln aufbringen. Kurz nach dem Launch im Mai 2012 haben wir unser erstes Funding über Seedmatch gemacht. Ein wahnsinniger Erfolg, denn wir hatten 100.000 Euro in nur 93 Minuten zusammen.

FF: Wie haben Sie Ihre Geschäftsidee im Internet dargestellt? Oder anders gefragt: Was waren die Erfolgsfaktoren dafür, dass Sie so rasch 100.000 Euro Startkapital über Crowdfunding einsammeln konnten?

v. Hardenberg: Es ist nicht zu unterschätzen, dass jeder dieses Modell innerhalb von nur 3 Sekunden versteht: „Blumen, Abo, Online“. Lustigerweise ist das eine Idee, bei der am Anfang jeder gesagt hat: Das gibt’s doch bestimmt schon. Ich sage oft: „Das ist wie Gold, das auf der Straße liegt. Aber das muss man halt aufsammeln.“ Und es gibt, meiner Meinung nach, auch nur noch ganz wenige solcher Ideen. Aber bei BLOOMY DAYS war jeder sofort begeistert und dachte sich: Das macht total Sinn, das war der große Erfolg beim Crowdfunding. Einfach weil es eine Idee war, die so einfach zu erklären ist und für jeden schnell verständlich war.

FF: Welche Rendite müssen Sie Ihren Finanzierern aus dem Internet nun abgeben? Hängt das vom Geschäftsergebnis ab, oder sind das feste Zinszahlungen?

v. Hardenberg: Die ursprünglichen Verträge enthielten eine Rückzahlung inkl. Rendite nach einer gewissen Zeit, das heißt, feste Zinszahlungen wurden nicht vereinbart. In unserem speziellen Fall haben wir jedoch den Crowdfunding-Investoren bereits nach einem halben Jahr eine außerplanmäßige Rückzahlung anbieten können, die viele genutzt haben. Alle anderen sind nun ohne eine fest vereinbarte Laufzeit gebündelt und unterbeteiligt.

FF: Und wie müssen Sie reporten? Ist das eine lästige Pflicht, oder müssten Sie diese Zahlen auch ansonsten veröffentlichen?

v. Hardenberg: Wir reporten einmal pro Quartal. Dabei geht es vor allem um Umsatz, EBIT, Liquidität, strategische Ausrichtung, Marketing und Vertrieb und Personal. Das Reporting wird extra für die Seedmatch-Investoren angefertigt.

FF: Haben Ihre Finanzierer Einflussmöglichkeiten oder Mitspracherechte in Ihrer Firma?

v. Hardenberg: Crowdfunding-Investoren haben seit der Wandlung (siehe Frage 3) keine Einflussmöglichkeiten und Mitspracherechte. Durch die Bündelung und Unterbeteiligung wurden etwaige vorherige Rechte und Pflichten abgetreten. So müssen zum Beispiel keine Unterschriften für Gesellschafterbeschlüsse etc. eingeholt werden. Natürlich sind wir aber mit einigen in engem Austausch und nehmen Vorschläge zur Entwicklung gerne an.

FF: Was sind das für Menschen oder Organisationen, die Ihnen über Crowdfunding Geld zur Verfügung stellen. Welche Ziele verfolgen sie?

v. Hardenberg: Es sind zu 99% Privatinvestoren, die Beträge zwischen 250 und 5000 Euro investiert haben. Natürlich ist es – wie bei allen Geldanlagen – immer eine Frage der Alternativen. Investoren haben die Hoffnung, mit dieser Geldanlage mehr zu verdienen, als wenn sie das Geld zum Beispiel auf dem Konto liegen lassen. 2012 war die Finanzierungsform des Crowdfundings auch neu, weshalb viele es sicher deshalb auch als neues Mittel ausprobiert haben, um sich an jungen Unternehmen zu beteiligen.

FF: Sie haben nun einen 2. Coup gelandet, um ihre Wachstumsziele umzusetzen. Wie genau lautet Ihre Wachstumsstrategie, welchen Geldeinsatz erfordert das, und wie haben Sie die Finanzierung dafür auf die Beine gestellt?

v. Hardenberg: Ende letzten Jahres haben wir noch einmal erfolgreich eine zweite Finanzierungsrunde abgeschlossen. So kamen 2014 in der SeriesA die Intan Media Services, Ariadne Capital, die Business Angels Lars Dittrich und Matthias Ummenhofer sowie der Hotelier Zehden hinzu. Mit dieser Finanzierung wollen wir in diesem Jahr vor allem den Marktanteil in Deutschland ausbauen und streben Profitabilität für den deutschen Markt an. Vor kurzem haben wir auch die fünf-Tage-Lieferwoche eingeführt. Eine Expansion in die Schweiz ist ebenso in Planung, da die Schweiz nach Russland und vor Deutschland das Land ist, in dem die Menschen am meisten Geld für Blumen ausgeben. Für 2016 planen wir weitere Märkte zu erschließen. Um weitere Kunden zu akquirieren, wollen wir vor allem weiter ins Marketing investieren. Zum Muttertag konnten wir schon durch unseren TV-Spot und die Plakat-Kampagne unseren Umsatz um 300% steigern.

FF: Was würden Sie in Bezug auf die Finanzierung einer Geschäftsidee anderen Frauen raten, die sich selbständig machen wollen?

v. Hardenberg: Crowdfunding ist perfekt, um einen schnellen Proof of concept zu erreichen. Vor allem bei neuen Geschäftsideen bietet sich diese Finanzierung an, da Banken bei neuen Geschäftskonzepten eher schwer zu überzeugen sind. Der Vorteil bei Crowdfunding ist, dass man auf einen Schlag viele Menschen erreicht, die dann durch ihre Investition zeigen, das sie das Produkt wirklich haben möchten. Wir nennen das immer unseren „Social Proof of concept“.

FF: Herzlichen Dank für das Gespräch!

 


02_26_2014_Teampics_2years_finish-1563 Über Bloomy Days

BLOOMY DAYS wurde im März 2012 von Franziska von Hardenberg gegründet und zählt mittlerweile mehr als 30 Mitarbeiter. Die Geschäftsidee: Saisonale und vasenfertige Schnittblumen werden im Abonnement nach Hause geliefert – und dabei sind sie mindestens drei Tage frischer als Blumen aus dem Laden um die Ecke.

5 € Rabatt für Fondsfrauen:
Wenn Sie die Website https://www.bloomydays.com/de/ besuchen, erhalten Fondsfrauen mit dem folgenden Gutscheincode 5€ Rabatt auf die erste Abobestellung: FF15BDX

Profilbild von Gast Autor

Gast Autor

Unter diesem Autorennamen findest du Gastbeiträge von verschiedenen Personen, die wir in deren Auftrag veröffentlichen.

Förderer