Melanie Kühlborn-Ebach ist seit 2017 Geschäftsführerin der LMM Investment Controlling GmbH und dort für die Geschäftsentwicklung in Deutschland verantwortlich. Nach ihrem Studium der Betriebswirtschaftslehre hat sie an der European Business School ihren Master absolviert und zusätzlich den Abschluss zum Immobilienökonom (EBS) und Real Estate Investment Advisor (EBS) gemacht. Sie ist seit 15 Jahren am Kapitalmarkt tätig. Wie ihr Arbeitsalltag aussieht, wie sie ihren Job und ihre drei Kinder organisiert, und welche Tipps sie für berufstätige Frauen hat, darüber spricht sie mit Fondsfrau Anke Dembowski.

Frau Kühlborn-Ebach, Sie sind seit 2018 Geschäftsführerin der LMM Investment Controlling GmbH. Erklären Sie uns kurz, was die LMM Investment Controlling macht?
Wir beraten vermögende Familien, Stiftungen und Pensionskassen im Bereich der Vermögensanlage. Oft beginnen wir mit einer Standort-Analyse, wo der Kunde aktuell steht, fassen seine Anlage zusammen und finden mit ihm gemeinsam eine geeignete Struktur. Bei der Asset Allocation achten wir beispielsweise darauf, dass das Rendite-Risikoprofil interessewahrend auf Bedürfnisse des Kunden abgestimmt ist. Anschließend übernehmen wir das Monitoring der Anlagen, prüfen z.B., ob die Gebühren richtig abgerechnet sind, die Anlagerichtlinien eingehalten werden und die Vermögensentwicklung auf Kurs ist. Manchmal kommt es z.B. vor, dass eine Pauschalgebühr vereinbart wurde, der Manager aber dann noch eine Einzelgebühr erhebt. Unser Monitoring beginnt bei der Überprüfung jeder einzelnen Transaktion. Letztes Jahr haben wir beispielsweise über 170.000 Belege kontrolliert. Dazu haben wir weitgehend automatisierte Prozesse zu über 75 Banken und Vermögensverwalter etabliert, wo die Belege elektronisch reinkommen. Zum Schluss erstellen wir für die entsprechende Periode einen übersichtlichen Bericht, welcher Auffälligkeiten festhält und einen etwaigen Handlungsbedarf aufzeigt.

Und was sind dabei konkret Ihre Aufgaben?
Ich bin verantwortlich für die Geschäftsentwicklung, den Auf- und Ausbau des Geschäfts in Deutschland. Grundsätzlich bin ich in den gesamten beschriebenen Prozess involviert.

Dürfen Sie die Namen einiger Ihrer Kunden nennen?
Von einigen haben wir die Erlaubnis. Beispielsweise unterstützen wir die Stiftung Kloster Eberbach. Das ist eine Stiftung der öffentlichen Hand, mit dem Zweck, das 900 Jahre alte Kloster als Kulturdenkmal zu erhalten. Ein anderer Kunde von uns ist der Vermögensverwalter Hansen & Heinrich. Er hat einen Stiftungsfonds aufgelegt, der rund 35 Millionen groß ist. Dort prüfen wir das Thema Nachhaltigkeit und übernehmen das ESG-Reporting. Anhand dieser Analysen haben sie dann Transparenz, ob sie Positionen in ihrer Portfolio-Struktur ändern wollen.

Warum machen die Vermögensverwalter ihr ESG-Reporting nicht selbst?
Aufgrund von komplexen Holding-Strukturen ist es nicht immer einfach, herauszufinden, ob beispielsweise Tochterunternehmen der Beteiligung nicht gegen die Anlagerichtlinien verstoßen. So ist eine Tochter eine großen Luxusherstellers beispielsweise im Waffengeschäft tätig. Wir verhelfen den Vermögensverwaltern und Stiftungen zu mehr Transparenz. Es bleibt aber ihre Entscheidung, ob sie sich von Positionen trennen.

Sie kommen aus dem institutionellen Bereich. Oft wird gesagt, dass dort noch weniger Frauen tätig sind als im Retail-Bereich. Wie ist Ihre Wahrnehmung?
Ich bin seit 2006 im institutionellen Geschäft tätig und sehe das genauso. Hier sind insbesondere auf der Investorenseite nur wenige Frauen. Und wenn dort welche sind, arbeiten sie meistens im Marketing oder in anderen Funktionen im Hintergrund. Das ist schon eine recht geschlossene Community im institutionellen Bereich! In den Vorstands-Etagen sitzen dort überwiegend Männer. Erfreulich ist, dass diese alten Strukturen im Retail-Bereich bereits etwas weiter aufgebrochen wurden. Aktuell arbeite ich auch viel mit Stiftungen; dort sehe ich viele Frauen.

Finden Sie, dass es einen Unterschied in der Wahrnehmung bei Kunden oder Kollegen macht, ob Sie eine Frau oder ein Mann sind?
In der Wahrnehmung vielleicht schon, aber fachlich sehe ich keine Unterschiede.

Führen Frauen anders als Männer?
Ich glaube schon, dass Frauen anders führen als Männer – sie führen mit mehr Softskills. In vielen Dingen sind sie ruhiger, hauen nicht gleich mit der Faust auf den Tisch. Ich glaube aber, dass man beide Seiten braucht, ein guter Mix wäre gut.

Sie haben eine Stellenausschreibung und es melden sich sowohl männliche als auch weibliche Bewerber. Wie wählen Sie aus? Wer bekommt den Job?
Früher habe ich bei Henderson Global Investors gearbeitet. Bei angelsächsischen Unternehmen ist es üblich, dass die Bewerbungen anonymisiert eingehen, den Bewerbungen lagen also keine Fotos bei. Ich habe gesehen, dass man dann tatsächlich weniger voreingenommen ist. Aber am Ende muss natürlich die Chemie stimmen. Was mir z.B. auffällt ist, dass Frauen mit Kindern lieber mit weiblichen Vorgesetzen arbeiten.

Sie haben 3 Kinder… wie organisieren Sie sich zwischen Job und Familie?
Ich habe großes Glück. Wir mussten unsere Kinder nie fremdbetreuen lassen, denn meine Eltern leben nicht weit von Frankfurt, wo wir wohnen. Sie haben Zeit und auch den Elan, sich um die Kinder zu kümmern. Auch meine Schwiegereltern wohnen nur 5 Kilometer von uns entfernt. Das ist sehr hilfreich! Ohne diese familiäre Unterstützung wäre es viel schwieriger!

Dass familiäre Unterstützung bei der Kinderbetreuung sehr wertvoll ist, höre ich von vielen Frauen! Erfahren Sie hier auch Unterstützung durch Ihren Arbeitgeber?
Ja, LMM ist ein sehr familienfreundliches Unternehmen; das war ein Grund bei der Job-Auswahl. Ich habe eine freie Zeiteinteilung, wann am Tag ich was erledige. Das hilft mir sehr, wenn ich am Nachmittag mal einen Termin mit den Kindern habe oder plötzlich zu Hause gebraucht werde. Das schätze ich sehr.

Wie alt sind Ihre Kinder jetzt?
Sie sind 6, 9 und 13 Jahre alt.

Und wie regenerieren Sie sich? Wie schöpfen Sie Kraft und Kreativität?
Was mir gut tut ist Ausdauersport. Im Sommer spiele ich Tennis und im Winter fahre ich gern Ski. Außerdem arbeite ich ehrenamtlich für eine Stiftung, die sich für Kinder psychisch kranker Eltern einsetzt. Dort bin ich im Vorstand für Finanzen und Marketing zuständig. Diese Tätigkeit empfinde ich als einen schönen Ausgleich, obwohl sie natürlich auch eine gewisse zusätzliche Belastung darstellt.

Haben Sie einen (oder mehrere) Tipps für Frauen, die eine Karriere im Finanz-Sektor anstreben?
Wichtig ist, strukturiert an die Dinge, die es zu erledigen gilt, heranzugehen. Man sollte sich große Ziele und auch Etappenziele setzen. Ich mache das gern am Anfang des Jahres: Was will ich im nächsten Jahr erreichen? Außerdem glaube ich, dass Frauen einfach selbstverständlich mit Familie und mit ihrer Weiblichkeit umgehen sollten. Wir sollten nicht versuchen, wie ein Mann zu sein, sondern einfach in uns selbst vertrauen. So wie wir sind, kommen wir doch ganz gut an!

Vielen Dank für das Interview und die mutmachenden Tipps!

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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