In seiner aktuellen Ausgabe berichtet das Nachrichtenmagazin Spiegel (Nr. 29 vom 11.7.2015) über Nobelpreisträger, und wie es in der Wissenschaft – insbesondere bei den Nobelpreisträgern – mit der Frauenquote bestellt ist.

Der Nobelpreis wurde 1901 eingeführt, und erst im Jahr 1947 gab es mit der böhmisch-amerikanischen Biochemikerin Gerty Cori die erste weibliche Nobelpreisträgerin im Bereich Medizin / Physiologie. Übrigens forschte Gerty Cori immer gerne gemeinsam mit ihrem Mann Carl, aber nach der Auswanderung des Paars in die USA machte zunächst nur Carl eine akademische Karriere – Gerty arbeitete zeitweise ohne Gehalt als seine Forschungsassistentin. Ihm wurde an einer Universität sogar eine Professur nur unter der Bedingung angeboten, dass seine Frau nicht mehr mit ihm zusammenarbeite. Erst 1977 folgte mit der Amerikanerin Rosalyn Sussman die nächste weibliche Medizin-Nobelpreisträgerin, und in den Folgejahren gab es mehrere weibliche Laureaten. Seit Einführung des Preises 1901 waren unter den 196 Medizin-Nobelpreisträgern immerhin 11 weiblich –eine Quote von 5,6 %!

In seiner aktuellen Ausgabe interviewt der Spiegel die beiden Medizin-Nobelpreisträgerinnen Christine Nüsslein-Volhard (1995, Deutschland) und May-Brit Moser (2014, Norwegen). Das Interview ist absolut lesenswert! Ein paar der Antworten möchten wir Ihnen nicht vorenthalten:
Spiegel: Der ehemalige Harvard-Präsident Larry Summers sagte einmal, Frauen seien von Natur aus weniger talentiert für Naturwissenschaften. Ist da etwas Wahres dran?
Prof. Moser: Der Satz hat ihn den Job gekostet, natürlich ist das falsch! Es ist dumm, so etwas zu sagen.
Prof. Nüsslein-Volhard: Natürlich sind Frauen genauso wissenschaftlich begabt wie Männer. Aber ihre Wünsche unterscheiden sich. Diese Wünsche prägt auch die Gesellschaft, in der sie leben. Um es mal vereinfacht zu sagen: Wenn man Kinder haben will und weniger arbeiten möchte, hat man einen riesigen Nachteil gegenüber einem Mann, dessen Frau ihm daheim den Haushalt macht.

Spiegel: Glauben Sie, dass es schlecht für den Ruf ist, wenn man sich für sein Aussehen interessiert?
Prof. Nüsslein-Volhard: Ja, in gewisser Weise ist es das. Es war mir immer sehr wichtig, für meine Forschung ernst genommen zu werden. Nicht für Schönheit.

Spiegel: In Norwegen gibt es die Quote für Frauen in Aufsichtsräten. Hilft das?
Prof. Moser: Ich bin mir da noch nicht sicher. Was stimmt, ist, dass Männer, die gewohnt sind, unter Männern zu arbeiten, dazu neigen, weiterhin Männer zu fördern. Man muss diese Kultur ändern.

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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