Chris Hofmann ist Investmentexpertin beim ETF-Anbieter Vanguard und leitet dort das Intermediated-Wholesale-Geschäft für Deutschland und Österreich. Sie beobachtet, dass Frauen viel weniger in Aktien-ETFs investieren als Männer und will Frauen ermutigen, ihre eigenen Finanzen vernünftig und renditeträchtig zu gestalten. Da haben wir sie glatt gebeten, einen Gastbeitrag für uns Fondsfrauen dazu zu schreiben.
Zwischen Komfortzone und Rendite: Die Realität deutscher Anlegerinnen
Trotz gestiegener Zinsen ist und bleibt das Sparkonto das liebste Anlageprodukt der Deutschen. Laut Statista besaßen 2023 rund 42 Prozent ein Sparkonto – deutlich mehr als Aktien oder Investmentfonds, die es erst auf Platz drei der beliebtesten Anlageformen schaffen. Auch Bausparverträge rangieren weiterhin vor Aktien. Doch diese Vorliebe für vermeintlich sichere Anlageformen hat ihren Preis: verpasste Renditechancen.
Besonders Frauen halten sich bei risikobehafteten Anlageformen zurück. Eine aktuelle EY-Studie zeigt: Nur 15 Prozent der Frauen in Deutschland investieren in Einzelaktien, bei den Männern sind es 34 Prozent. Bei ETFs ist das Bild ähnlich: 19 Prozent der Frauen setzen auf Indexfonds, während 36 Prozent der Männer investiert sind. Statista-Daten aus dem Jahr 2024 bestätigen diesen Trend: Nur 12,3 Prozent der Frauen halten Aktien, Fonds oder ETFs, bei den Männern sind es 22,2 Prozent.
Die Angst vor Risiko: Ein Hindernis mit Folgen
Viele Anlegerinnen verschenken Rendite, weil sie das Sparbuch nicht loslassen wollen. Dabei sind gerade langfristige Investments in Aktienmärkte eine gute Möglichkeit, Vermögen aufzubauen. Auch wenn die Märkte schwanken, können sich Investitionen in breit gestreute Produkte wie ETFs auf Dauer lohnen. Besonders Sparpläne bieten eine Einstiegsmöglichkeit mit System – ganz ohne Timing-Frust.
Natürlich spielt die individuelle Risikoneigung eine Rolle. Doch auch dafür gibt es Lösungen. Multi-Asset-ETFs beispielsweise kombinieren Aktien und Anleihen in einem Produkt und bieten so eine ausgewogene Balance zwischen Rendite und Sicherheit. Gerade für Frauen, die ihr Risiko bewusst steuern wollen, kann das ein sinnvoller Einstieg sein.
Einfache Investmentprinzipien: Orientierung für kluge Finanzentscheidungen
Vanguard folgt vier klaren Prinzipien, die sich für Anlegerinnen und Anleger seit Jahrzehnten bewährt haben:
- Klare Ziele setzen: Wer sein Anlageziel kennt, trifft bessere Entscheidungen. Ob Altersvorsorge, Vermögensaufbau oder Hauskauf – ein klares Ziel schafft Orientierung.
- Balanciert investieren: Diversifikation senkt das Risiko und stabilisiert das Portfolio. ETFs, die weltweit investieren, bieten einen einfachen Zugang dazu.
- Kosten gering halten: Jeder Euro an Gebühren schmälert die Rendite. Günstige Produkte machen langfristig den Unterschied.
- Diszipliniert bleiben: Schwankungen gehören zur Börse. Wer investiert bleibt, wird belohnt.
Diese Prinzipien helfen insbesondere Einsteigerinnen, mit Vertrauen und Weitblick ihre finanzielle Zukunft zu gestalten.
Fazit: Es ist Zeit zu handeln!
Sicherheit ist wichtig – aber sie sollte nicht zu Stillstand führen. Gerade Frauen haben beim Thema Geld viel aufzuholen. Wer sich jetzt informiert, einen Sparplan startet und Schritt für Schritt investiert, legt den Grundstein für mehr finanzielle Unabhängigkeit. Das Sparbuch mag ein Klassiker sein, aber es ist Zeit für ein Update.
Über die Autorin dieses Gastbeitrags:
Chris Hofmann ist Mutter von zwei Söhnen, Vertriebsleiterin und ETF-Expertin bei Vanguard. Beim Fondsfrauen Gipfel 2024 (Foto) diskutierte sie in einem Panel über aktives und passives Asset Management.


