Wie oft kommt es vor, dass schwangere Berufstätige gesagt bekommen, dass sie jetzt für die nächste Zeit leider für keine Führungsposition im Unternehmen mehr in Frage kommen? Seit letzter Woche haben wir mit einem prominenten Vorbild weitere Argumentations-Munition hinzugewonnen.

Neuseelands amtierende Premierministerin Jacinda Ardern hat ein Mädchen zur Welt gebracht und bleibt – selbstverständlich – im Amt. „Ich werde Premierministerin UND Mama sein“, schrieb die Politikerin auf Twitter.

6 Wochen daheim, dann wieder ins Amt
Die Regierungschefin und Vorsitzende der sozialdemokratischen Labour-Partei möchte nun sechs Wochen Babypause machen. In dieser Zeit werde sie „erreichbar“ bleiben, versichert Ardern, und Vizepremier Winston Peters, Vorsitzender ihres Koalitionspartners New Zealand First (NZF), wird sie vertreten. Nach den sechs Wochen will sie die Regierungsarbeit wieder aufnehmen. Um das Kind wird sich dann überwiegend ihr Lebenspartner Clarke Gayford kümmern, so der Plan.

Diese Nachricht ist aus drei Gründen großartig:

  1. Hat Ardern ein gesundes Kind zur Welt gebracht, und Mutter und Kind sind wohlauf
  2. Zeigt es, dass man auch Lebensentwürfe leben kann, die nicht „Mainstream“ sind
  3. Ist das ein hervorragendes Beispiel, dass Schwanger-Sein und Mutter-Sein mit einer Führungsposition vereinbar sind.

Ausnahme-Frau mit viel Power
Wer sich jetzt unter Druck gesetzt fühlt, weil Ardern schon sechs Wochen nach der Geburt ihres 1. Kindes wieder fulltime arbeiten will, kann beruhigt sein: Ardern darf man sicher als eine außergewöhnliche Frau ansehen. Mit 37 wurde sie Premierministerin von Neuseeland und ist damit die jüngste Frau der Welt, die je eine Regierung führte. Die erste Frau, die als amtierende Regierungschefin ein Baby erwartet, ist sie allerdings nicht. Auch Benazir Bhutto bekam 1989 ein Baby, während sie Premierministerin von Pakistan war.

Noch im April 2018 – mit rundem Baby-Bauch – besuchte sie Angela Merkel in Berlin und Emmanuel Macron in Paris, um Handels- und weltpolitische Themen zu besprechen. In der Politik steht Arden für Klimaschutz, Wohnungsbau, Handel mit Europa und Frauenrechte. Beispielsweise will sie die bezahlte Elternzeit in Neuseeland von 18 auf 22 Wochen erhöhen.

Wir sagen: Glückwunsch zu so viel Power und Mut, Jacinda Ardern! Und danke, dass wir nun ein Argument mehr haben, wenn in der Firma die Augenbrauen hochgezogen werden, wenn eine Mutter eine Führungsposition will. Immerhin kann man offenbar sowohl als Schwangere als auch frisch gebackene Mutter Premierministerin sein! Wer will dann noch fragen, ob eine Mutter auch Abteilungs- oder Gruppenleiterin sein oder eine sonstige Führungsposition in einem Unternehmen ausfüllen kann?

 

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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