Nomi Prins: "All the President's Bankers: The Hidden Alliances that Drive Amercian Power"

Nomi Prins: „All the President’s Bankers: The Hidden Alliances that Drive Amercian Power“ – Nation Books, New York, 2014. US$ 32.99, XVII + 521p.

Es ist eine ganz besondere Freude, hier als ersten Buchtipp das Buch von Nomi Prins – einer sehr interessanten Frau – vorstellen zu können: Wer wäre besser prädestiniert als eine Autorin, die selbst in leitenden Positionen in diversen namhaften ameri­kanischen Banken tätig war?

Nicht nur die Liste ihrer Arbeitgeber von Goldman Sachs, Lehman Brothers, Bear Sterns und Chase Manhatten ist an sich interessant, auch die Tatsache, dass Nomi Prins mit dieser historischen Analyse ihr viertes Buch vorlegt – wobei ich gleich offenlegen will, dass ich bislang nur dieses von ihr gelesen habe. Es ist übrigens auch nur auf englisch erschienen. Sie schreibt aber selbst gleich im Vorwort, dass ein Anstoss für diese historische Tour-de-force ihre eigene Recherche für den Roman über die Ereignisse des Börsencrashs von 1929 war („Black Tuesday – A Novel“, 2011). Vielleicht sollten wir den auch lesen…

Doch der Reihe nach: Das Buch „All the President’s Bankers“ deckt mehr ab als die politischen Reaktionen auf den Börsencrash und die Zeit danach. Tatsächlich handelt es sich um so etwas wie eine Geschichte der Rolle der US-Banken der letzten hundert Jahre. Der Beginn dieser Ära aus dem Übergang vom Eisenbahn- und Industrie-Kapitalismus in das ‚Amerikanische Jahr­hundert‘ lässt in etwa mit einem Ergebnis aus dem Börsencrash von 1907 identifizieren: Die Gründung der US-‚Zentralbank‘ FED (Federal Reserve System) in Folge der Treffen namhafter Banker auf Jekyll Island 1910, allen voran John Pierpont Morgan (die FED wurde dann formal 1913 gegründet). Das Dreiecks-Verhältnis von Poliltik in Washington (dem Weißen Haus), den wichtigen US-(Privat-)Banken und der FED ist der Kern des Buches. Das klingt ein wenig techno­kratisch, ist es aber überhaupt nicht, denn im Kern geht es um die Instrumentalisierung von Banken, Geld und Kapital zum Erreichen politischer Ziele – vorranging der globalen Vor­macht­stellung der USA. Was ihre Geschichte nun noch interessanter macht, ist die Tatsache, dass sich dieses Verhältnis auch umgekehrt entwickelt hat – und von Nomi Prins genau daraufhin Jahr­zehnt für Jahrzehnt seziert wird: wie sich insbesondere sechs der führenden US-Banken der Politik bedient haben, um ihre globale Rolle zu festigen. Dies behandelt sie – ungefähr je ein Kapital je Jahrzehnt – der Reihe nach für alle US-Präsidenten von Teddy Roosevelt und Woodrow Wilson bis Barack Obama.

Nomi Prins‘ Kernthese ist: Seit dieser Zeit suchen Allianzen innerhalb der Bankenszene ihre ge­bündelte Kraft und gemeinsamen Einfluss im eigenen Sinne zu nutzen, um die Politik eigentlich aller ‚Administrations‘ zu beeinflussen. Interessanterweise sind das im wesentlichen sechs Bank­häuser. Ihr Letzter Satz ist ein Appell: „either we break the alliances, or they will break us.“

Das alles kommt historisch-analytisch, spannend wie ein Krimi geschrieben, und ohne rechts- oder linkspolitische Attitüde daher. Eine spannende Längsschnittanalyse mit allen uns bekannten globalen Themen verquickt: vom Ersten Weltkrieg, den boomenden und inflationierenden 20er Jahren, Krise, New Deal, Zweiter Weltkrieg – ich springe ans Ende: bis zu den noch so nahe­liegen­den Ereignissen der globalen Finanzkrise seit 2008.

Man könnte auch sagen: die „Hidden Alliances that Drive American Power“ ist eine Geschichte des 20. Jahrhunderts – mit dem Fokus auf der wechselseitigen Instrumentalisierung von Banken und Politik. Hoch spannend.

Das alles auf 425 Seiten darzustellen, ist Nomi Prins sehr gut und flüssig lesbar gelungen. Die Kehrseite ist, dass eigentlich viel zu viel nur angerissen werden kann. Es gibt bessere (und detailliertere) Darstelllungen fast aller ‚Meilensteine‘: Der New Deal in USA muss mit ca. vier Seiten auskommen, IWF, Weltbank, Kalter Krieg, Bretton Woods, Ölkrisen, S&L-Krise – wie soll das alles akribisch auf das Wechselspiel von ‚Finance‘ und Politik in einem solchen Rahmen unter­sucht werden? Außerdem sollte man/frau schon ein wenig mit der amerikanischen Geschichte vertraut sein. Das Verhältnis zu anderen Finanzplätzen, zum Beispiel London, kommt mir zu kurz, auch wenn das nicht direkt Prins‘ Thema ist. Es spielt aber geopolitisch mehr eine Rolle, als das Innenverhältnis der Banken zur US-Politik. Das Verhältnis von Wall Street zum Euro und zur ECB hat kaum zwei Seiten Platz – aber auch wenn sich die Liste der fehlenden Punkte noch verlängern ließe: meine Empfehlung ist …

Lesen!


Dr Roll_rechtsÜber den Autor dieser Rezension:

Dr. Oliver Roll
ist Founding Partner/CEO des Asset Management-Beratungs- und Vertriebsunternehmens 4AlphaDrivers. Er verfügt über viele Jahre Erfahrung im Bereich institutioneller Kapitalanlage sowie im Vertrieb und Marketing von Fonds- und Finanzprodukten.

 

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