Jenny Johnson, die Chefin von US$ 750 Mrd. in Fonds, spricht über ihre Verantwortung für das Geld anderer und schuldige Mütter. Sie ist die Enkelin des Gründers einer der renommierten amerikanischen Fondshäuser, heute bekannt als Franklin Templeton. Als Präsidentin des Unternehmens ist sie verantwortlich für über US$ 750 Milliarden verwaltetem Fondsvolumen weltweit. In Deutschland zählt Franklin Templeton zu den größten ausländischen Fondsanbietern mit über US$ 28 an verwaltetem Vermögen. Neben aktiv verwalteten Fonds bietet das Traditionshaus nun unter der Marke Franklin LibertyShares eine ETF-Serie an. Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Frankfurter Büros hat Fondsfrau Anne Connelly die sympathische und bodenständige Jenny Johnson zum Interview in Frankfurt getroffen.

Fondsfrauen: Jenny, bei Ihrer Familiengeschichte muss Geld Teil Ihrer DNA sein. Was bedeutet Geld für Sie?
Jenny Johnson: Ja, das muss wohl so sein (lacht). Für mich ist Geld ein Mittel zum Zweck, der Zweck ist nie Geld an sich. Für Franklin Templeton heißt das, unseren Anlegern dabei zu helfen, ihre Sparziele zu erreichen, die für sie sehr wichtig sind. Diese Einstellung hatte bereits mein Vater und sie ist fest in unserem Unternehmen verankert. Ehrlich gesagt, denke ich nicht so viel darüber nach was Geld ist, sondern was wir damit erreichen wollen. Wichtig ist mir, dass wir das richtige tun für unsere Anleger. Leider stellt die Presse die Finanzbranche oft so dar als ob es nur um das Geld verdienen geht. Das finde ich sehr schade.

Ja, die Branche wird als gierig angesehen
Das ist im Übrigen aus meiner Sicht ein Grund, warum so wenige Frauen in der Branche arbeiten. Wenn junge Frauen in Interviews gefragt werden, was sie beruflich motiviert, so möchten diese meist etwas Positives tun. Das tut unsere Branche, weil wir Anleger beim Erreichen ihrer finanziellen Ziele helfen. Leider wird das in der öffentlichen Wahrnehmung nicht so gesehen und wir müssen als Branche mehr tun, um das klar zu stellen. Dann würden wir auch mehr Frauen gewinnen können für uns zu arbeiten.

Wie kann man das ändern aus Ihrer Sicht?
Zunächst ist es das wichtigste, das unsere Kunden zufrieden sind. Darauf muss sich unsere Branche konzentrieren. Leider dominieren in den Medien unsägliche Debatten über Fondsgebühren und wie wichtig es zu sein scheint, den billigsten Fonds zu finden.

Sind die Kosten denn nicht wichtig?
Klar, Gebühren sind ein wesentliches Element aber eben nicht das einzige. Wenn Sie ein Auto kaufen wollen und einfach das billigste nehmen, so wird das Ihre Anforderung an Bequemlichkeit und Sicherheit in vielen Situationen nicht erfüllen können. Ähnlich verhält es sich beim Fondskauf. Es kommt auf das persönliches Risiko und Rendite Profil an und dafür müssen Sie den für Sie richtigen Fonds finden. Dabei hilft eine gute Beratung, Kommunikation und Transparenz. Wenn sich alle Fondshäuser darauf konzentrieren, wäre das ein wichtiger Schritt.

Sie vertreiben Ihre Fonds primär über Finanzberater. Ist es da nicht schwierig, diese Qualität bei der Beratung sicherzustellen, da sie nicht direkt Einfluss nehmen können?
Nein, eher das Gegenteil. Nur im persönlichen Gespräch können Sie wirklich die Bedürfnisse des Kunden ermitteln. Das kann kein Robo Advisor. Wir denken, das Robo Advisor den Berater unterstützen können aber er wird nie das persönliche Gespräch ersetzen können. Insbesondere wenn der Markt fällt, braucht es professionelle Unterstützung um nicht irrational zu reagieren.

Sie sind mit Geld groß geworden und sind in Ihrer Funktion für viel Geld anderer Leute verantwortlich. Wie sehr prägt Sie das?
Ich bin in einem sehr sparsamen Umfeld aufgewachsen mit Dosenfleisch und Klamotten von der Heilsarmee. Meine Mutter hat die ersten Gardinen für das Büro genäht. Meine Eltern haben die kleine Vermögensverwaltung groß gemacht und hart dafür gearbeitet. Das habe ich hautnah erlebt und das hat mich sehr geprägt.

Den Erfolg haben sie sich schwer erarbeitet. Das wird oft vergessen, wenn man wohlhabende Unternehmer trifft. Es wird nur das Geld gesehen.
Ja und es wird vergessen, dass nur wenige Gründer erfolgreich sind. Für die, die es schaffen gibt es eine große Belohnung. Dieser wirtschaftliche Erfolg ist das Ergebnis harter Arbeit, gutem Timing, Glück und die Zusammenarbeit mit tollen Leuten, die unterschiedliche Talente haben.

Viele Frauen arbeiten in Teilzeit, wenn die Kinder kommen. Sie haben 5 Kinder und arbeiten Vollzeit. Was motiviert Sie zu Ihrer Karriere?
Nun, ich bin die 2. Generation „Schuldige Mutter“ (lacht). Meine Mutter hatte 7 Kinder, studierte parallel und macht ihren Medizinabschluss in Stanford. Sie wurde von meinem Vater dabei immer unterstützt. Ich hatte also ein gutes Vorbild, wie sich Kinder und Karriere gut verbinden lassen. Klar, es gibt keine gute Work-Life-Balance und ich habe leider einige wichtige Events meiner Kinder verpasst. Ich versuche einfach mein Bestes zu geben.

Zuhause zu bleiben bedeutet auch viel Arbeit. Der Druck für Mütter ist hoch, sich in der Rolle der Hauptbetreuerin zu gefallen.
Ich finde, es wird zu wenig über den Druck auf Väter, die zuhause bleiben wollen, gesprochen. Darüber sollten wir reden und nicht nur über die Frauen.

Stimmt! Da sie eine der wenigen Top-Frauen in Ihrer Branche sind, fühlen Sie sich Gender Diversity besonders verpflichtet?
Nun, bei uns sind 27 % der Fondsmanager Frauen. Das hat sich über die Jahre so ergeben, weil wir einfach die besten Talente gefördert haben und flexible Arbeitszeiten haben. Heute achten wir gezielter darauf, Diversity zu fördern.

Was genau tun Sie dafür?
Wir finden, dass verschiedene Meinungen und Sichtweisen in unserem globalen Umfeld wichtig sind, um als Unternehmen erfolgreich zu sein. Wir legen Wert darauf, dass Du Dein wahres Ich zur Arbeit mitbringen kannst. Nur so kommt das volle Potenzial eines Mitarbeiters zum Tragen in einem Team. Wir bemühen uns auch Personal auf unkonventionelle Art zu rekrutieren, z.B. in Universitäten die z.B. vermehrt von Minderheiten besucht werden.

Viele Frauen interessieren sich nicht für das Geldanlegen. Berücksichtigen Sie die besonderen Ansprüche von Frauen in Ihrem Marketing?
Studien zeigen, dass Frauen 70—80 % der Vermögen erben und sie sind eine wichtige Zielgruppe, ohne Frage. Sie haben trotz allem dieselben finanziellen Ziele wie Männer. Hier finde ich, ist wieder gute Beratung gefragt, genau die Ziele der Frauen zu hinterfragen, sich Zeit zu nehmen und ihre Situation zu verstehen. Wir haben erfolgreiche Frauenveranstaltungen in den USA durchgeführt und sehen dies als gute Vermarktungsmöglichkeit.

Was empfehlen Sie anderen Frauen?
Meinen Töchtern empfehle ich sich zu informieren und immer an dem Thema dran zu bleiben. Sie sollen ihre Träume leben aber sie müssen sie auch finanzieren.

Jenny Johnson ist President und Chief Operating Officer von Franklin Resources, Inc.. 2014 wurde sie vom Branchenmagazin Ignites.com’s zur „Most Influential Women in Fund Management“ gewählt. Sie ist Mutter von 5 Kindern und lebt in Kalifornien.

Das Interview ist auch auf der Plattform herMoney erschienen:
http://hermoney.de/ihr-leben/interviews/jenny-johnson-meine-toechter-sollen-ihre-traeume-leben-sie-muessen-sie-auch-finanzieren/

 

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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