Anfang 2025 wurde Tania Müller in den Beirat der Fondsfrauen aufgenommen. In diesem Interview möchten wir Tania Müller vorstellen und erfahren, was sie bewegt und wieso sie glaubt, dass Diversity für den Erfolg von Unternehmen wichtig ist.

Tania, Du bist Executive Director bei der UBS in Zürich. Was sind Deine Zuständigkeits-Bereiche?
Im Laufe meiner Karriere habe ich in verschiedenen vertriebs- und kundenorientierten Rollen Teams geführt, die das Umsatzwachstum vorangetrieben und gleichzeitig eine starke Governance in den Bereichen AML/KYC, Verträge, Kundeninteraktionen und regulatorische Anforderungen sichergestellt haben. Ein zentraler Bestandteil meiner Aufgaben waren dabei Veränderungsmanagement und Transformation – sei es durch Prozessoptimierung, operative Effizienzsteigerung oder die Anpassung an sich wandelnde Marktanforderungen.

Gerade die Anpassung an sich wandelnde Marktanforderungen scheinen Dich zu interessieren…
Ja, mit der Zeit habe ich erkannt, dass strategischer Wandel und Business Transformation meine größte Leidenschaft sind. Also habe ich meinen Karrierefokus gezielt darauf ausgerichtet, Unternehmen dabei zu unterstützen, Veränderungen erfolgreich zu gestalten, Effizienz zu steigern und nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen. Beispielsweise habe ich in den letzten acht Monaten zusammen mit einem Kollegen ein Projekt geleitet, das Standorte und Fähigkeiten von Arbeitskräften neue definiert. Und kürzlich habe ich mit einer neuen Aufgabe begonnen, bei der ich mich auf die Integration von CS und UBS AM Alternatives Investments Governance fokussiere.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Dir aus?
Das Gute ist: Kein Tag gleicht dem anderen. Meine Arbeit dreht sich darum, komplexe Probleme zu lösen um strategische Ziele zu erreichen. Ein großer Teil meines Tages besteht darin, mit Menschen zu sprechen – ihre Aufgaben zu verstehen, ihre Prozesse nachzuvollziehen und sie im größeren Kontext des Unternehmens einzuordnen. Ein anderer wesentlicher Teil meiner Arbeit ist es, Experten zusammenzubringen, den Austausch zu moderieren und sie bei der Entwicklung effektiver Lösungen zu begleiten. Es geht darum, Zusammenhänge zu erkennen, Zusammenarbeit zu fördern und nachhaltige Veränderungen voranzutreiben.

Du hast Dich als Führungskraft um robuste Governance-Strukturen, Effizienz und Risikomanagement gekümmert. Auf was hast Du ein besonderes Augenmerkt gelegt, damit die Prozesse effizient und sicherer werden?
Prozesse sollten nicht einfach um ihrer selbst willen verbessert werden, sondern stets im Einklang mit der Unternehmensstrategie stehen. Ich bin überzeugt von dem, was ich die „3 D der Business Transformation“ nenne: Tiefgehendes Wissen (auf Englisch: Deep knowledge), Diversität und Digitalisierung. Diese drei Elemente stehen im Mittelpunkt meines Ansatzes zur Prozessoptimierung, um sicherzustellen, dass Veränderungen sinnvoll, nachhaltig und geschäftlich wertschöpfend sind.

Verrätst Du ein wenig Privates von Dir? Wo bist Du aufgewachsen, und was hat Dich in die Schweiz gebracht?
Ich wurde in Südbrasilien geboren und bin dort aufgewachsen. Während meines Jurastudiums verbrachte ich einige Zeit in Kanada, wo ich Tom kennenlernte – einen Schweizer, der einige Jahre später mein Ehemann und der Vater unserer zwei Söhne wurde.

Was sind Deine Hobbys?
Meine Hobbys drehen sich rund um Outdoor-Aktivitäten, bei denen wir als Familie gemeinsam Zeit verbringen können. Wir sind oft in den Bergen – im Sommer beim Radfahren und Wandern, außerdem spielen wir Tennis und fahren Inlineskates, um uns für das Langlaufen im Winter fit zu halten. Wir sind alle Mitglieder in einem Langlaufclub und genießen in der kalten Jahreszeit auch das alpine Skifahren. Egal zu welcher Jahreszeit – die Natur hat immer etwas zu bieten.

Erlaube mir die Frage, wie Du Deinen anspruchsvollen Job und Deine Familie organisiert bekommst. Es ist vermutlich so, dass man Männern diese Frage selten stellt, aber wir Frauen erfahren einfach gerne, mit welchen Tricks andere Frauen es schaffen, alles unter einen Hut zu bekommen.
Wenn ich diese Frage gestellt bekomme, lautet meine erste Antwort: Man kann alles haben, aber nicht alles zur gleichen Zeit. Das Leben verläuft in Phasen, und die Prioritäten ändern sich. Das zu verstehen, ist entscheidend. Aber für mich liegt das eigentliche Geheimnis, Karriere und Familie zu vereinbaren, in einem starken Unterstützungsnetzwerk. Die wichtigste Säule dieses Netzwerks ist aus meiner Sicht der Partner. Ohne die Unterstützung meines Mannes wäre ich heute nicht hier. Er übernimmt genauso viel Verantwortung für unsere Söhne wie ich – in manchen intensiven Phasen meiner Karriere vielleicht sogar mehr. Zusätzlich können wir auf die aktive Unterstützung unserer Familie und eine Nanny zählen.

Man hört im Markt, dass Du Dich leidenschaftlich für Leadership, Diversität und die Förderung von Frauen in der Finanzbranche engagierst. Was sind Deine Beweggründe dafür?
Neben meiner täglichen Arbeit bin ich dankbar für die Unterstützung der UBS, dass ich interne Initiativen zur Schließung der Geschlechterlücke in unserer Branche leiten darf. Unser Ziel ist es, Frauen im Unternehmen zu stärken, ihr Potenzial sichtbar zu machen und sie in ihrer Karriere voranzubringen. Was mich persönlich antreibt, ist das enorme Potenzial, das wir dadurch für unser Unternehmen freisetzen können – etwas, das zahlreiche Studien bereits belegt haben. Der Weg ist nicht immer einfach, aber mein Ziel ist es, ihn für die nächsten Generationen weniger steinig zu machen.

Seit diesem Jahr bist Du im Beirat der Fondsfrauen. Was hat Dich dazu bewogen, Dich bei uns zu engagieren?
Wir haben gleichen Ziele! Ich bin bereits seit einigen Jahren Mitglied bei den Fondsfrauen und bewundere die Reichweite, die ihr in unserer Branche habt. Als man mich fragte, ob ich im Beirat mitwirken möchte, war mir sofort klar, dass dies ein großartiger Hebel für mein Ziel ist, diese Branche für Frauen besser zu hinterlassen, als ich sie vorgefunden habe. Die Fondsfrauen bieten eine unglaubliche Plattform, und ich möchte meinen Teil dazu beitragen, die Branche für uns alle zu verbessern.

Was bringt es einem Unternehmen, wenn es diverse Teams hat? Was wird dadurch besser?
Diverse Teams haben einen positiven Einfluss auf Unternehmen in mehreren Bereichen. Ich zähle das mal auf:

  1. Bessere Entscheidungen: Verschiedene Perspektiven führen zu gründlicherer Entscheidungsfindung und innovativen Lösungen.
  2. Mehr Innovation: Unterschiedliche Hintergründe fördern kreative Ideen und Innovation.
  3. Bessere Leistung: Studien zeigen, dass Unternehmen mit vielfältigen Teams tendenziell bessere finanzielle Ergebnisse erzielen.
  4. Breitere Kundeneinblicke: Diversität hilft, ein breiteres Kundenverständnis zu entwickeln und Produkte besser anzupassen.
  5. Stärkere Unternehmenskultur: Vielfalt fördert eine inklusivere und respektvollere Arbeitsumgebung, was die Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit erhöht.
  6. Besseres Risikomanagement: Unterschiedliche Ansätze reduzieren das Risiko von Fehlentscheidungen.
  7. Gesetzliche und gesellschaftliche Verantwortung: Unternehmen mit einem starken Fokus auf Diversität verbessern ihre Reputation und erfüllen gesetzliche Anforderungen.

Jeder Mensch führt anders, klar! Aber wie führen Frauen im Schnitt anders als Männer?
Ich finde es schwer, diese Frage zu beantworten, da ich mich nicht mit den stereotypischen weiblichen Eigenschaften identifiziere. Ich denke, das Wichtigste ist, Frauen in Führungspositionen zu haben und der nächsten Generation Vorbilder zu bieten, mit den einzigartigen Eigenschaften, die jede Einzelne mitbringt.

Wenn Männer an Dich reporten müssen, hast Du da schon mal eine komische Reaktion erlebt?
Generell nein. Ich erinnere mich an einen Fall ganz zu Beginn meiner Führungskarriere, als mein Chef – ein Mann – meinte, dass ein Mitarbeiter ein Problem damit hätte, dass ich eine Frau und jünger sei als er. Ansonsten habe ich überwiegend großartige Beziehungen aufgebaut. Ich glaube an eine Augenhöhe-Führung. Jeder hat sein Mandat, und wir brauchen sie alle.

Vielen Dank für das offene Gespräch und die tollen Insights!

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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