Es gibt Regeln, über die man sich wundern kann. Vermutlich gehören auch einige Dresscodes, die in den diversen Arbeitsanweisungen europäischer Unternehmen ihr schläfriges Dasein fristen, auf den Prüfstand.

Aber in Japan scheint man ganz aktuell Regeln aufzustellen, die schlicht sexistisch und übergriffig sind.

Bestattungsunternehmen ordnet High Heels an
So wurde Yumi Ishikawa, eine japanische Schauspielerin und Autorin, für einen Teilzeitjob in einem Bestattungsunternehmen gezwungen, High Heels zu tragen. Da muss man sich fragen, welches Schuhwerk das Bestattungsunternehmen wohl seinen männlichen Mitarbeitern empfiehlt.

Ishikawa startete daraufhin eine Social-Media-Kampagne, und nun werden unter dem Hashtag „KuToo“ übergriffige Regeln von Unternehmen kritisiert. Das Wort „KuToo“ ist eine Anspielung auf die MeToo-Bewegung und bringt gleichzeitig die japanischen Worte für Schuhe (kutsu) und Schmerz (kutsuu) ins Spiel.

Hashtag „Brillenverbot“ – einige japanische Firmen untersagen sogar das Tragen von Brillen
Viele japanische Unternehmen verbieten ihren weiblichen Mitarbeitern das Tragen von Brillen, berichtet die Redaktion des Stern-Magazins Neon weiter. Hat das den Grund, dass Frauen das Elend in diesen Unternehmen nicht so genau sehen sollen? Nein, sagen die Firmen! Wenn eine Frau an der Rezeption eine Brille trage, störe die Brille das Gesicht der Firma. Aha! Entspricht es dann eher dem Firmen-Image, wenn man blind wie ein Maulwurf an der Rezeption sitzt und die Kunden nicht erkennen kann?

Auch japanische Kosmetik-Firmen untersagen ihren Mitarbeiterinnen das Tragen von Brillen und argumentieren, dass diese bei Verkäuferinnen das eigene Produkt verdeckten. Wie schade! Wenn das Kosmetik-Produkt bei Brillenträgerinnen nicht sichtbar ist, verringert sich die Gruppe der potenziellen Anwenderinnen beträchtlich, denn viele Kundinnen und Kunden tragen nun mal Brille!

Auch zu dieser Art Arbeitsanweisung gibt es einen japanischsprachigen Hashtag, der auf Deutsch übersetzt „Brillenverbot“ lautet. Ishikawa kritisiert dort, dass die japanische Regierung das Problem zwar anerkenne, aber in die geplanten Richtlinien zu Belästigung am Arbeitsplatz keinen entsprechenden Passus aufnehme.

Kleidung sollte, wenn möglich, Sache des Individuums sein
Wir meinen: Branchen-angemessene Kleidung sollte in der Arbeitswelt eine Selbstverständlichkeit sein. Schließlich würden Kunden zu viele fachfremde Dinge durch den Kopf gehen, wenn sie die Beraterschaft beim nächsten Bank-Beratungsgespräch in Klapperlatschen und Bade-Outfit antreffen würden. Angemessenheit also ja!

Auch Firmen-Uniformen sind in bestimmten Bereichen – z.B. bei Flug- oder Bahnpersonal – so üblich, dass es irgendwie dazugehört. Bei Krankenhaus-Personal oder Sicherheitskräften sprechen auch ganz praktische Gründe für eine Arbeits-Uniform. Sie dient z.B. der Erkennung, wer zum Team gehört und im Krankenhaus helfen kochbare Kittel oder OP-Kleidung, die hygienischen Verhältnisse zu verbessern.

Aber eine bestimmte Absatzhöhe, eine Mindest-Tiefe des Ausschnitts oder Ähnliches, das überschreitet eine ethische Grenze und ist weder richtig noch zeitgemäß. Und wer Hilfsmittel wie Brillen, Krücken, Rollstühle verbieten möchte, hat offensichtlich keinen Sinn fürs Notwendige. Mit solchen Firmen möchte man ja eigentlich nichts zu tun haben, oder?

Das meint zumindest Fondsfrau Anke Dembowski!

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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