Der Hase und der Igel machen einen Wettlauf. Der Hase rennt und rennt. Runde um Runde. Aber obwohl er als Hase doch optimale Voraussetzungen mitbringt, ist der Igel jedes Mal schon vor ihm am Ziel. Schließlich bricht der Hase entkräftet zusammen. Der Igel gewinnt den Preis. Weil er in einem nicht klar bestimmten Wettlauf die Regeln zu seinen Gunsten geändert hat und mit seiner Frau im Bunde den Hasen ausgetrickst hat. Kommt Ihnen diese Geschichte bekannt vor? Frauen sind besser ausgebildet als je zuvor. Die Chancen auf Vereinbarkeit von Beruf, Karriere und Familienplanung sind größer denn je. Und was leisten Sie nicht alles? Erst Studium, dann Beruf. Und dann möchten Privatleben, Familie, Freizeitgestaltung, Figur, Aussehen berücksichtigt werden. Heutzutage gilt es oft, möglichst viele Ziele gleichzeitig zu erreichen. Die Leistungsbereitschaft wird arg strapaziert, vielleicht überstrapaziert?

Immer schneller, immer mehrdimensionaler – sogar bis zum Burnout?
Überstrapazierung oder anders formuliert Burnout entwickelt sich schleichend. Zunächst sind Sie vielleicht nur müde und abgespannt. Ein Urlaub wird bald helfen. Aber nach dem Urlaub ist die Erholung sofort wieder dahin. Trotzdem geht es weiter im üblichen Tempo. Die Konzentrationsschwierigkeiten werden mit noch mehr Kaffee bekämpft. Da Sport ja bekanntlich gesund ist, wird neben der beruflichen Leistung auch noch im eigentlich für Ausgleich gedachten Bereich hart trainiert. Kleine Unpässlichkeiten werden mehr und mehr medikamentös überspielt. Im wirklich akuten Fall geht dann nichts mehr. Der Kopf steigt aus. Es gibt keine Motivation mehr auch nur morgens aufzustehen. Die Psycho verweigert das Funktionieren total. Da hilft nur noch ein längerfristiger Klinik-Aufenthalt.

Die Wirtschaft und die Krankenkassen tragen jährlich mehr als 50 Mrd. Euro Krankheitskosten aufgrund von Ausfällen durch stressbedingte Krankmeldungen. In der Zeit zwischen 2004 und 2011 hat sich die Zahl um das 18-fache gesteigert. 41% der Frühverrentungen gehen auf chronischen Stress zurück. Dabei spielen körperliche und psychische Erschöpfungszustände sowie Störungen des Verdauungssystems heute eine wesentliche Rolle. Die bisher auftretenden Krankheiten des Bewegungsapparates und des Herz-Kreislauf-Systems wurden durch die Symptome von Stress und Überlastung in der Spitzenposition abgelöst.

Resilienz trainieren
Es gibt auch Menschen, die verkraften diese Höchst- und Mehrfachanforderungen scheinbar mühelos. Sie benötigen selbst nach Einschnitten nur eine kurze Zeit der Neuorientierung und dann können sie erneut leistungsfähig und gern in den nächsten Wettlauf eintreten. Man nennt diese Fähigkeit Resilienz. Damit beschreibt man die Widerstandsfähigkeit, die Elastizität des Menschen, mit komplexen Anforderungen und Irritationen von innen und außen so umzugehen, dass er dabei seine eigene Form und Ausdruckskraft nicht verliert. Resilienz ist ein ganzes Bündel an Eigenschaften, die teils angeboren, teils erlernt sind, die Menschen aus Krisen und Zäsuren wieder aufstehen und kraftvoll weitermachen lässt.

Resilienz kann man  trainieren. Es ist oft eine Rückbesinnung auf sich selbst und die persönlichen Ziele. Erlauben Sie sich, nicht erst im nächsten Urlaub eine kleine regelmäßige Ich-Auszeit. Lassen Sie die „elektronischen Fußfesseln“ zurück und finden Sie einen Ort, an dem Sie sich mit sich selbst für einige Augenblicke wohlfühlen. Überlegen Sie, was Sie gern schon längst einmal wieder machen oder erleben wollten. Machen Sie dies für sich und unabhängig von den Menschen, die sie sonst um sich haben. Kehren Sie Ihren Verpflichtungen für regelmäßige Momente den Rücken. Sie werden sich wundern, wie entspannter es danach wieder in den Wettlauf geht. Überdenken Sie vielleicht auch, wie und was Sie täglich zu sich nehmen. Sie werden schnell entdecken, was Ihnen dabei wirklich als gut tuende Nahrung dient und was zwar schmeckt, aber den Körper kurz- oder langfristig belastet.

Resilienztraining beschäftigt sich mit den inneren Haltungen der Teilnehmer. Es ist damit auch immer Persönlichkeitsentwicklung und Ausprägung eines echten Selbst-Bewußtseins. Mit der wachsenden Vertrautheit dessen, was für das Individuum wirklich bedeutungsvoll ist, kommt die Fähigkeit zur Wahl und Planung des Lebensweges zurück. Sie können wieder unterscheiden, welche Ziele erstrebenswert sind.

Für Sie als Fondsfrauen liegt ein Vergleich aus Ihrem täglichen Berufsleben nahe. Ein auf Staatsanleihen ausgerichtetes Portfolio hat bestimmte Eigenschaften. Damit werden Sie nicht die Eigenschaften eines Aktienportfolios in High Yield Werten erreichen. Bei der Auflage des Fonds wird genau abgesteckt, welche Rahmenbedingungen zugrunde liegen sollen. Dann wird ein meist sehr prozessorientierter Managementansatz erstellt, der genau diese Ziele erreichen soll. Und daran wird der Erfolg gemessen. Natürlich gibt es externe Schocks, aber auch hier steht der Portfoliomanagerin wieder ein finanztechnisches Bündel an Maßnahmen zur Verfügung, die den Fonds in die vorher festgelegten Rahmenbedingungen zurückführen soll. Das Fondskonzept ist dann resilient, wenn das Portfolio anschließen wieder den angestrebten Zielen entspricht.

So ist auch das persönliche Resilienztraining zu verstehen. Neben den psychologischen Aspekten ist auch die Ernährung ein wesentlicher Baustein für eine resiliente Lebensführung. Da wir als Körper und vor allem als Gehirn aus dem bestehen, was wir essen, wird das nur so gut funktionieren, wie die Zutaten gewählt sind, aus denen unsere tägliche Nahrung besteht. Auch hier gilt es zu wählen und die erstrebten Ziele, die aus dem Bedürfnis des einzelnen entspringen, in einen täglichen Prozess umzusetzen.

Lehnen Sie sich einfach mal zurück, besinnen sich auf sich selbst und beobachten das Alltags-Rennen aus der Ferne. Üben Sie Resilienz. Change up!

Martina G. Reichl lebt in München und bietet Coaching für Führungskräfte an. Dabei ist sie u.a. spezialisiert auf Persönlichkeits- und Resilienz-Trainings, springt aber auch als Interim Managerin ein, um Führungskräfte temporär zu entlasten.  www.martina-reichl.de 

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