Das Wissen erweitert und ändert sich heutzutage so schnell, dass wir mit einem gedruckten Brockhaus oder einer Encyclopaedia Britannica nicht mehr lange bestehen können. Viel nützlicher für den Alltagsgebrauch sind daher Online-Nachschlagewerke wie Wikipedia. Wikipedia begann am 15. Januar 2001 seinen Dienst, wird heute also 20 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch Jimmy Wales, Wikipedias Mitbegründer!

Von der werbefinanzierten Suchmaschine zur kostenlosen Wissensdatenbank
Dass das Nachschlagewerk das Vertrauen vieler Menschen genießt, belegen Studienergebnisse: Demnach rufen Menschen aus den OECD-Ländern im Schnitt neun Wikipedia-Artikel pro Monat auf.

Angefangen hatten der Amerikaner Jimmy Wales und seine beiden Partner mit einem Webkatalog Namens Bomis, der dabei half, eher männerorientierte Inhalte über eine Web-Suchmaschine zu finden: Unter anderem sportliche Aktivitäten, Automobile und spärlich bekleidete Frauen.

Die Umstellung von einer eher seichten Suchmaschine zu einer ernst zu nehmenden Wissensdatenbank war nicht geradlinig. Zunächst versuchte Jimmy Wales mit seinem Kollegen und Philosophie-Studenten Larry Sanger parallel zur Suchmaschine Bomis eine kostenlose Enzyklopädie Namens Nupedia aufzubauen, die durch Werbeeinnahmen finanziert werden sollte. Doch der Review-Prozess für die Artikel, an dem im August 2000 mehr als 60 Akademiker arbeiteten, war nicht nur teuer, sondern auch schwerfällig, so dass nur wenige Beiträge online gestellt wurden. Anfangs mussten die Einnahmen, die Jimmy Wales mit Bomis machte, das Wikipedia-Projekt unterstützen. Doch mit dem Platzen der Dotcom-Blase sanken auch Jimmy Wales Einnahmen aus Bomis rapide.

Im Juni 2003 hatten die Gründer dann die Idee, Wikipedia aus der gewinnorientierten Bomis herauszulösen und an die neu gegründete Non-Profit-Organisation Wikimedia Foundation zu übertragen. Das funktionierte!

Leider nur 10% weibliche Autoren
Am 20. September 2004 erreichte Wikipedia die wichtige Marke von einer Million Artikel. Mittlerweile arbeiten unzählige freiwillige und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Enzyklopädie, die inzwischen 55 Millionen Beiträge in knapp 300 Sprachen umfasst. Was erstaunt: Nur 10% der ehrenamtlich arbeitenden Autoren sind weiblich. Schwer zu sagen, woran das liegt… trauen sich Frauen womöglich nicht zu, wertvolles Wissen für Wikipedia beisteuern zu können? Jede Autorin ist bei dem wichtigsten nicht-kommerziellen Dienst der Internet-Geschichte herzlich willkommen!

Offenbar hat die deutschsprachige Community ein besonderes Faible für die Wikipedia-Idee. Auf der Liste der am häufigsten gesprochenen Sprachen weltweit steht Deutsch zwar nur an 13. Stelle, aber die deutsche Wikipedia ist die viertgrößte aller Ausgaben. Zählt man nur die Artikel, die von Menschen und nicht von Robotern geschrieben wurden, dann liegt die deutsche Wikipedia sogar direkt hinter der englischen Ausgabe auf Platz zwei.

Vergleichsweise niedriger Etat für ein weltweites Nachschlagewerk
Die Wikimedia Foundation beschäftigt und bezahlt nicht nur die rund 100 Programmierer, sondern finanziert auch die komplette Infrastruktur des Online-Lexikons. Sie nimmt jährlich über 120 Millionen Dollar an Spendengeldern ein. Allein der deutsche Förderverein Wikimedia Deutschland verfügt mit über 80.000 Mitgliedern über einen Jahresetat von rund 18 Millionen Euro.

Natürlich ist auch Wikipedia nicht fehlerfrei, aber das Setup ist so, dass Fehler über kurz oder lang von der Wikipedia-Community gefunden und korrigiert werden. So gilt Wikipedia für viele von uns als unabhängige und zuverlässige Informationsquelle. Danke Jimmy!

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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