Verglichen mit anderen europäischen Ländern und den USA übernahmen die Deutschen früh die Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung, noch bevor sie offiziell angeordnet wurden. In allen befragten Ländern haben Frauen ihr Verhalten stärker verändert als Männer. Außerdem halten sich Ältere besser an das Social Distancing als Junge.

„Wir haben herausgefunden, dass Frauen Covid-19 als bedrohlicher wahrnehmen als Männer“, erklärt Daniela Perrotta. Die Forscherin am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock stellt zudem fest: „Frauen sind auch eher bereit, ihr Verhalten zu ändern, um sich vor Covid-19 zu schützen.“ Das sei besonders vor dem Hintergrund interessant, dass mehr Männer als Frauen an der Infektion gestorben sind.

Frauen haben mehr Vertrauen in die angeordneten Maßnahmen
In den meisten Ländern vertrauen die befragten Frauen auch weniger darauf, dass nationale und internationale Institutionen auf die Pandemie angemessen reagieren.

Die Daten erhob ein Forscher*innen-Team um Daniela Perrotta und André Grow über Facebook. Seit März rekrutieren sie über das Soziale Netzwerk Teilnehmende für eine Online-Umfrage. Zum Zeitpunkt der vorliegenden Auswertung nahmen mehr als 65.000 Personen in sieben europäischen Ländern, darunter Deutschland, Italien, Spanien und Frankreich, sowie den USA teil.

„Über Facebook konnten wir schnell viele Teilnehmende für unsere Umfrage gewinnen. Nachdem wir die Daten statistisch korrigiert haben, können wir nun Muster und Trends in den Reaktionen auf die Pandemie untersuchen“, sagt André Grow.

Da Facebook nur bedingt einen Querschnitt der Gesellschaft abbildet, ist die Umfrage erst einmal nicht repräsentativ. Erst durch die Aufbereitung der Daten, bei der die Wissenschaftler*innen die Altersverteilung, das Geschlechterverhältnis und die regionale Bevölkerungsverteilung der jeweiligen Länder berücksichtigen, werden die Daten repräsentativ für die jeweilige Bevölkerung.

Die Forscher*innen stellten vor allem Fragen zum allgemeinen Gesundheitszustand der Teilnehmenden, ihren Verhaltensweisen, ihren sozialen Kontakten und ihrer Einstellung zu Maßnahmen während der Pandemie. Erste Ergebnisse präsentieren die Forscher*innen nun in einer Studie, die das Max-Planck-Institut für demografische Forschung als vorläufige Version online zur Verfügung stellt.

Hygienemaßnahmen variieren stark von Land zu Land
Im Umfragezeitraum haben die Teilnehmenden die Maßnahmen zur Verringerung der Ansteckung unterschiedlich stark umgesetzt. So gaben nur 6 % der Befragten in den Niederlanden an, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. In Italien waren es dagegen fast 60 %. Das sind im internationalen Vergleich am meisten. In allen Ländern haben dagegen über 85 % der Teilnehmenden angefangen, sich häufiger die Hände zu waschen. Diese Angaben werden nur noch von der Umsetzung der Kontaktbeschränkungen übertroffen. Mit 93 % ist der Wert im Vereinten Königreich am geringsten, in Italien mit 98 % am höchsten.

Im Vergleich zu anderen Ländern, war das Vertrauen von Frauen und Männern in die Behörden und ins Gesundheitssystem in Deutschland von Anfang an hoch und stieg sogar im Laufe der vergangenen Wochen noch weiter an. Gleichzeitig sank in Deutschland die Angst vor der Erkrankung. Am stärksten fühlten sich die Italiener*innen von Covid-19 bedroht, gefolgt von den Brit*innen und Spanier*innen.


Quelle: Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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