Christian Wiecha, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens PensExpert GmbH schreibt für die Fondsfrauen darüber, wie sich der Gender Pension Gap mit Hilfe von Zeitwertkonten verringern lässt.

Angesichts des Equal Pay Days rückt – wie alle Jahre wieder – der Gender Pay Gap in den Fokus. Während Frauen mehr oder minder bewusst den Gender Pay Gap in Kauf nehmen, wenn sie während der Familienzeit im Job pausieren oder Teilzeit arbeiten, sind sich viele über den daraus resultierenden Gender Pension Gap vermutlich nicht ganz so im Klaren.

Der Gender Pension Gap kann im Deutschen als „Rentenlücke“ beschrieben werden. Er beschreibt die Lücke der Rente zwischen Frauen und Männern, die heutzutage leider immer noch sehr groß ist. Die durchschnittliche Altersrente für Männer lag laut Deutscher Rentenversicherung am 31. Dezember 2020 bei € 1.210 und die für Frauen bei €944. Frauen erhalten heute also rund 22% weniger Altersrente.

Um auf diesen sogenannten Gender Pension Gap aufmerksam zu machen, hat die PensExpert AG Schweiz die Vorsorgesituation von Frauen in der Schweiz bei der Universität St. Gallen analysieren lassen. Sie wollte damit herausfinden, weshalb es den Gender Pension Gap immer noch gibt.

Wodurch entsteht die Rentenlücke?
Die Rentenlücke entsteht laut der Studie durch zwei unterschiedliche Faktoren.

  1. Frauen haben eine geringere Arbeitsmarktpartizipation. Das bedeutet, dass aufgrund von unterschiedlichen Lebensphasen (Geburt, Kindererziehung, Pflege) Frauen weniger oder nur reduzierte Beiträge in ihre Vorsorge einzahlen.
  2. Frauen verdienen weniger als Männer – der sogenannte Gender Pay Gap

Generell ist das Wissen über die Vorsorge laut der Studie in jungen Jahren noch sehr gering ausgeprägt und baut sich erst im Alter auf.

Sich frühzeitig mit seiner Vorsorge zu beschäftigen ist genau deshalb sehr wichtig. So kann im Laufe des Lebens eigenes Kapital aufgebaut werden, welches dann später im Alter verwendet werden kann. Sich voll und ganz auf die gesetzliche Rente zu verlassen, reicht heutzutage aber leider nicht mehr aus.

Frauen zahlen durchschnittlich 12 Jahre kürzer ein
Die Studie aus der Schweiz lässt sich auch auf die Vorsorgesituation in Deutschland übertragen. Die Forschungs-Agentur Q hat im Jahr 2020 eine Umfrage gestartet, in der sie die Vorsorgesituation in Deutschland untersucht hat. Dabei wurde festgestellt, dass Frauen durchschnittlich 12 Jahre weniger in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, aufgrund von Unterbrechungen im Arbeitsleben durch Pflege, Geburt und Kindererziehung.

Wie können wir es schaffen, die Unterbrechungen auszugleichen?
Zeitwertkonten könnten hierbei die Lösung sein. Mit einem Zeitwertkonto können Unternehmen ihren Mitarbeiter*innen helfen, die beitragsfreien Zeiten während ihres Arbeitslebens auszugleichen. In einem Zeitwertkonto können Gehaltsanteile, Überstunden und nicht genommene Urlaubstage eingezahlt und später in Geld umgewandelt werden. Günstig ist, dass dies in einem Zeitwertkonto aus dem Bruttogehalt geschieht. Das  bedeutet, dass das Geld steuer- und sozialversicherungsfrei angespart wird. Das angesparte Geld kann dann entweder für eine Auszeit, zum Beispiel für eine verlängerte Elternzeit, verwendet oder bei Renteneintritt ausbezahlt werden. Während der Auszeit sammelt man außerdem weiterhin Rentenpunkte zur Steigerung des gesetzlichen Rentenanspruchs, da das Beschäftigungsverhältnis trotz Auszeit aus dem Berufseben bestehen bleibt.

Kapitalkonten
Ein weiterer Baustein, um den Gender Pension Gap zu schließen, können außerdem Kapitalkonten sein. Wie beim Zeitwertkonto werden hier Gehaltsanteile, Bonuszahlungen, steuerbegünstigt eingezahlt und anschließend professionell angelegt. In der Regel beteiligt sich die Arbeitgeberin oder der Arbeitgeber beim Aufbau von zusätzlichem Vorsorgekapital. Diese Lösung bezieht sich vor allem auf die betriebliche Vorsorge.. Unternehmen können so Ihren Mitarbeiter*innen eine Möglichkeit geben, während ihres Arbeitslebens Kapital aufzubauen, um sich auch im Alter dieselben Wünsche erfüllen zu können.

Kapitalaufbauen ist das A und O
Abschließend können wir sagen, dass es, egal in welcher Lebenslage, wichtig ist, Kapital aufzubauen sowie rentabel und effizient anzulegen und dieses fürs Alter bereit zu haben. Dies kann neben Zeitwert- oder Kapitalkonten auch in anderen Formen der betrieblichen Altersvorsorge oder durch private Kapitalanlagen geschehen. Kapitalaufbau ist besonders für Frauen wichtig, da diese im Schnitt mit geringeren Altersrenten als Männer rechnen müssen. Kapital gibt Sicherheit, die es vor allem in unruhigen Zeiten braucht, und Unabhängigkeit. Außerdem hilft es dabei, später so gut leben zu können wie heute.

Autor dieses Beitrags:
Christian Wiecha, Geschäftsführer der PensExpert GmbH
Experte für die Entwicklung, Konzeption und Umsetzung innovativer Vorsorgemodelle für Unternehmen. Ansprechpartner für investmentbasierte Zeitwert- und Kapitalkonten.
www.pensexpert.de

 

 

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