Einmal jährlich veröffentlicht das Statistische Bundesamt neue Daten zum Gender Pay Gap. WeltSparen hat sich die Daten anlässlich des Equal Pay Day angesehen und zeigt, wieso der Blick auf den Gender Pay Gap allein zu kurz greift. Wie viel Geld Frauen wirklich entgeht, und was das für ihre Finanzen bedeutet, erklärt Katharina Lüth, Chief Client Officer von Raisin und WeltSparen. Sie gibt Frauen zum Equal Pay-Day den Rat: „Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Wichtig ist, sich bei allen Entscheidungen auch über die langfristigen Konsequenzen im Klaren zu sein. Teilzeitarbeit bedeutet letzten Endes eben nicht nur Einbußen beim Einkommen und eine schlechtere Einkommensentwicklung, sondern auch bei der Rente.“ Umso wichtiger sei es daher insbesondere für Frauen, die oft überschaubaren finanziellen Mittel intelligent einzusetzen und klug zu sparen. „Die Verantwortung für die Rahmenbedingungen geht jedoch über die individuelle Ebene hinaus“, meint Lüth, „es liegt an der Gesellschaft, die Diskriminierung von Frauen und Ungerechtigkeiten wie den Gender Pay Gap zu beseitigen.”

Bruttomonatsverdienst von Frauen 32 % niedriger als bei Männern
Frauen in Deutschland haben 2022 pro Stunde im Durchschnitt 18 % weniger verdient als Männer – der bekannte Gender Pay Gap. Doch will man die finanzielle Situation vieler Frauen wirklich verstehen, muss der Blick auch auf andere Unterschiede in den Erwerbsbiografien von Frauen und Männern fallen. Nur so lässt sich erklären, dass aktuell rund 2,7 Millionen Frauen mit einer zukünftigen Rente von weniger als tausend Euro rechnen müssen.

Maßgeblich dafür sind laut Statistischem Bundesamt nämlich auch andere Faktoren. Frauen haben nämlich nicht nur einen geringeren Bruttostundenverdienst, sondern arbeiten zudem auch lediglich 121 Stunden pro Monat, während Männer im Mittel 148 Stunden pro Monat arbeiten. 18 % beträgt dieser sogenannte Gender Hours Gap. Hinzu kommt, dass Frauen grundsätzlich seltener Lohnarbeit nachgehen. 9 % niedriger lag die Erwerbstätigenquote der Frauen zuletzt. Insgesamt haben Frauen dadurch einen durchschnittlichen Bruttomonatsverdienst, der 32 % niedriger liegt als der der Männer.

Frauen müssen deutlich länger sparen, um Ziele zu erreichen
Im Mittel verdienen Männer damit 3.713 Euro brutto im Monat, während Frauen lediglich auf 2.527 Euro kommen. Bei einer angenommenen Sparquote von 5 % des Bruttoeinkommens könnten Männer demnach pro Monat rund 186 Euro sparen, Frauen hingegen nur etwa 126 Euro.

Dementsprechend länger brauchen Frauen, um bestimmte Ziele zu erreichen. 10.000 Euro Sparguthaben erreichen Frauen bei 2 % Zinsen erst nach mehr als 6 Jahren, fast zwei Jahre später als Männer. Will eine Frau einen durchschnittlichen Gebrauchtwagen kaufen, muss sie mehr als 16 Jahre sparen. Männer haben bereits nach 11,5 Jahren die nötigen 28.749 Euro auf der hohen Kante – fast 5 Jahre früher. Geht es um größere Summen, geht die Schere noch weiter auseinander. Bei 100.000 Euro sind es rund 10 Jahre, die Frauen länger sparen müssen. Erst nach 42 Jahren wird ihr Sparguthaben sechsstellig.

Die Zinsen helfen aber auch bei niedrigeren Verdiensten, etwas für das eigene Geld zu bekommen. Bei einer Anlagedauer von 10 Jahren und den obigen Sparraten erzielen Frauen zwar immer noch deutlich weniger als Männer. Es lohnt sich aber trotzdem: Etwa 16.720 Euro hätten Frauen nach 10 Jahren auf der hohen Kante, immerhin knapp 1.600 Euro davon wären Zinsgutschriften. Männer kommen auf etwa 24.700 Euro mit Zinsgutschriften in Höhe von rund 2.360 Euro.

Entgeltfreie Arbeit auf eigene Kosten
Ein Grund für die genannten Unterschiede ist, dass Frauen oft weiterhin den Löwenanteil der wertvollen, aber meist unbezahlten Care-Arbeit tragen. Sie nehmen sich zurück, um Angehörige zu pflegen oder Kinder zu betreuen, können oder wollen dafür aber weniger oder überhaupt nicht als Arbeitnehmerin arbeiten. Oft arbeiten sie auch in Branchen und Berufen, in denen deutlich geringere Löhne bezahlt werden. Aber selbst Frauen mit einer ähnlichen Erwerbsbiographie in einer vergleichbaren Tätigkeit verdienen noch immer deutlich weniger Gehalt als Männer. Mit etwa 7 % beziffert das Statistische Bundesamt diesen Unterschied, der als bereinigter Gender Pay Gap bezeichnet wird.

Foto: Lukas Schramm

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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