Stelle ich jemandem die Frage: „Möchten Sie gerne bessere Investmententscheidungen treffen? Ihr Unternehmen nachhaltig erfolgreicher führen? Langfristig erfolgreichere Strategien wählen? Und all das mit motivierteren und glücklicheren Teams?“, so wird mir der- oder diejenige ziemlich sicher antworten: „Aber klar doch!“

Ich kann dafür auch gleich das Rezept mitliefern. Es heißt Gender Lens Investing. Doch Vorsicht, es ist alles andere als einfach zu implementieren! Denn es geht um mehr als nur Quoten und den Prozentsatz von Frauen im Management.

Ganzheitlicher Ansatz
Bei Gender Lens Investing geht es darum, durch ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen bessere Investmententscheidungen zu treffen. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, der nicht nur den gesamten Investment- und Entscheidungsprozess betrifft, sondern tief in die Macht- und Organisationsstrukturen blickt. Es geht nicht nur – wie beim aktuellen ESG Trend – darum, Unternehmen zu finden, die bestimmte Kriterien erfüllen. Der Gedanke des Gender Lens Investing beginnt bereits beim Asset Manager selbst. Wie ist das Investment Komitee zusammengesetzt? Wie sind die Machtverhältnisse, und gibt es bewusste oder auch unbewusste Verzerrungen oder Vorurteile innerhalb oder zwischen Teams? Ziel ist es, durch das wahrhaftig gleichberechtigte Miteinander von Frauen und Männern das gemeinsame Potenzial voll auszuschöpfen und dadurch bessere, umfassendere und nachhaltigere Entscheidungen zu treffen.

Frauen sind hochgebildet
Im Grunde sollte es keine Überraschung sein, dass Frauen und Männer gemeinsam erfolgreiche Teams bilden, weil sie sich in ihren Meinungen, Einstellungen und Einschätzungen ergänzen. Wir leben in einer Zeit, in der Frauen oft sogar besser gebildet sind als Männer. Laut einer Studie der OECD haben derzeit innerhalb der OECD-Länder 43% aller Frauen vor ihrem 30. Geburtstag eine terziäre Ausbildung absolviert, verglichen mit 29% der Männer. Mangelnde Qualifikation kann man den Frauen also nicht mehr nachsagen. Trotzdem sind Frauen in vielen Bereichen wie höheres Management und vor allem in der Finanzindustrie deutlich unterrepräsentiert, in vielen Private Equity-Unternehmen fehlen weibliche Entscheidungsträger sogar komplett. Und gerade dort stößt das Thema Gender Lens Investing auf den größten Widerstand. Dabei sollte es genau hier um die größtmögliche Rendite und rationale Entscheidungen gehen.

Ein Gewinn für alle
Themen wie Gender Lens Investing offenbaren tiefgreifende gesellschaftliche Missstände in der Machtbeziehung zwischen Mann und Frau. Doch gerade deshalb sind Impact Investing, ESG und Gender Lens Finance wichtig. Sie zeigen auf, wie sich unsere Gesellschaft zum Besseren verändern kann, und gleichzeitg in Form von höherer Produktivität, Nachhaltigkeit, gerechterer Verteilung und stabilerer Rendite ein Gewinn für alle sein kann. Genau deshalb ist es mir ein Anliegen, den Gedanken des Gender Lens Investing bekannter zu machen. Es ist meiner Meinung nach ein Ansatz, der gut für Frauen UND Männer ist, und der unsere Welt ein klein bisschen besser machen kann.

In den USA ist das Thema bereits viel weiter. Eine tolle Informationsquelle ist das Criterion Institute, das sich mit dem Thema schon lange befasst und für interessierte Asset Manager eine Fülle hilfreicher Dokumente bereithält. Das Thema ist spannend, wichtig, und es wird uns nachhaltig begleiten, davon bin ich persönlich überzeugt.

P.S. Homeoffice
Zum Thema Homeoffice schreibt uns Matina Bahl auch einen persönlichen Kommentar:
„Ich habe drei kleine Kinder zu Hause (4, 6 und 9), und da kann ich Homeoffice mit nur zwei Worten ganz wunderbar beschreiben: Vergiss es.!“

Zur Autorin:
Martina Bahl, CFA.
Geschäftsführende Gesellschafterin der BahlConsult GmbH Unternehmensberatung.
Sie berät Investoren, Banken und Unternehmen.
Kontakt: +49 2131 524 6715
martina.bahl@bahlconsult.com

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