Mütter können so schön besorgt sein: Meine Mutter rief mich neulich aufgeregt an: In ihrem Bekanntenkreis lebte ein Paar – beide nicht mehr ganz jung – über 10 Jahre lang ohne Trauschein zusammen. Als der Mann schwer erkrankte, gab sie ihre ohnehin schon reduzierte Berufstätigkeit auf und pflegte ihn, bis er schließlich starb.

Erben haben oft ihre eigenen Vorstellungen
Seine Kinder, die Erben des Mannes waren, forderten die Frau auf, die bis dahin gemeinsam genutzte Eigentumswohnung, die dem Mann gehört hatte, innerhalb von sechs Monaten zu räumen. Mobiliar, Auto, Wertapierdepot und die Wohnung selbst fielen an die Erben, die Kinder des Mannes.

Zugegeben, eine missliche Situation, in der sich die Frau befindet. Bei genauer Betrachtung der Situation hatte die Frau – rein wirtschaftlich gesehen – durchaus von der Beziehung mit ihrem Partner profitiert:

  • Sie lebte mietfrei in seiner Wohnung
  • Sie musste kein eigenes Auto kaufen bzw. unterhalten, und hatte trotzdem eine jederzeitige „Fahrbereitschaft“
  • Auch sonstige größere Ausgaben, wie z.B. gemeinsame Urlaube oder größere Anschaffungen musste sie nicht bezahlen.

(Was die Dame mit dem so eingesparten Geld gemacht hat, ist mir leider nicht bekannt. Es wäre natürlich gut in ein Fondsdepot oder eine sonstige Form der Vorsorge geflossen.)

Was zu beachten ist bei Partnerschaften ohne Trauschein
Eine Eheschließung oder ein entsprechend formulierter Partnervertrag oder ein Testament hätte die wirtschaftlichen Vorteile, die der Mann ja offenbar gewollt hatte, auch über den Tod des Mannes hinaus konservieren können.

Aus Sicht der Frau wäre das „nachhaltiger“ gewesen als die vorliegende Situation ohne jegliche konkret vereinbarten Maßnahmen.

Nun muss die Frau nicht nur ihr Leben, sondern auch ihre Finanzen neu organisieren, was sicherlich schwierig ist. Doch was kann Frau aus dieser Geschichte lernen?

  • Romantische Liebe ist toll, aber die finanzielle Absicherung sollte trotzdem überlegt und umgesetzt werden. Dies auf „irgendwann einmal“ zu vertagen, ist fahrlässig, denn das Schicksal kann jederzeit zuschlagen.
  • Es ist nicht unromantisch, geeignete Vorsorge-Maßnahmen für die verschiedenen Schicksalsschläge zu treffen – wahre Liebe sorgt sich umeinander, auch über den Tod hinaus!
  • Die Aufgabe der Berufstätigkeit macht Frauen abhängig – meist von einem „Ernährer“ – sofern sie den geführten Lebensstandard nicht aus eigenen Finanzmitteln oder Renten bestreiten können.
  • Der Aufbau eigener Finanzpolster bzw. Rentenansprüche ist extrem wichtig – sowohl für Männer als auch für Frauen; letztere erkennen das aber oft nicht.

Wenn der Aufbau eines eigenen Finanzpolsters bzw. eigener Rentenansprüche nicht möglich oder opportun ist, sollte die Versorgung und die Wohnmöglichkeit des verbleibenden Partners klar und rechtlich unangreifbar geregelt werden – auch Erben gegenüber, die womöglich ihre ganz eigene Sichtweise haben. Dies kann durch Eheschließung erfolgen, aber alternativ auch durch Erbvertrag oder sonstige privatrechtliche Verträge.

Eine fachkundige rechtliche und steuerliche Beratung ist hier unbedingt empfehlenswert, denn die Fallstricke liegen oft in den Details. Nicht selten erkennt der Hinterbliebene – oft ist das nun mal die Frau – die Probleme sonst erst, wenn es zu spät ist, wie im geschilderten Fall.

(Foto: Siegfried Schäfler)


 

Anke DembowskiÜber die Autorin:

Anke Dembowski
ist geschäftsführende Gesellschafterin und Gründungsmitglied der Fondsfrauen. Außerdem arbeitet sie als Finanzjournalistin, u.a.  für Fonds Professionell und Institutional Money.

(Foto: Daniela Prusina)

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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