Im männlich dominierten American Football geht es hart zu. Beim Super Bowl 2016 wurde Quarterback Peyton Manning wird mit seinen 39 Jahren als „ungeheuer alt“ angesehen. Zum Glück liegt die gläserne Altersgrenze in der Frauenwelt nicht so niedrig, und das Frauenbild scheint generell in Bewegung zu sein. Vielfältiger, interessanter, weniger festgefahren.

Es ist toll, dass nicht mehr ausschließlich das Frauenbild von Mädchen – weit unter 20 und perfekt aussehend – promotet wird. Vielleicht kommt das neue Frauenbild gelegentlich noch ein wenig „bemüht“ rüber – man denke an den Hype um die Kehrseite von Kim Kardashian. Wir sollten hier nicht den Mut verlieren, aller Anfang ist schwer, und ein neues Frauenbild in den Köpfen zu verankern gelingt nicht ruckzuck.

Pirelli-Kalender und Bond-Girls 2.0
Eine interessante Perspektive offenbart beispielsweise der Pirelli-Kalender, der ja bislang eher für Mädchen mit vielen Kurven und wenig Hüllen in KfZ-Ambiente bekannt war. Dieses Jahr konzentriert er sich auf tolle, erfolgreiche Frauen, die überwiegend angezogen und nicht super-jung sind. Sie werden von Starfotografin Annie Leibovitz geschmackvoll in Szene gesetzt und sollen 2016 die Pirelli-Fangemeinde inspirieren. Die Frauen gehören verschiedenen Altersgruppen an und machten in ganz unterschiedlichen Bereichen Karriere, wie z.B. Sängerin Patti Smith, die erste chinesische UNHCR-Botschafterin Yao Chen, Stand-Up-Comedienne Amy Schumer oder Serena Williams, Nummer Eins in der Tennis-Weltrangliste.

Und noch ein tolles Beispiel: Im aktuellen Bond-Film „Spectre“ wird mit der italienischen Schauspielerin Monica Bellucci ein 51-jähriges Bond-Girl in Szene gesetzt. Wenn das nicht auf ein sich änderndes Frauenbild hinweist! Eine über 50-Jährige als Sex-Symbol in einem Film wäre vor 20 Jahren absolut undenkbar gewesen – mal abgesehen von Anne Bancroft als Mrs. Robinson in dem Film „die Reifeprüfung“. Immerhin ist Belluccis Bond-Filmpartner Daniel Craig erst 47… und mal ehrlich, er sieht bei weitem nicht so gut aus wie Monica Bellucci!

Auch ältere und voll-schlanke Frauen sind heute Vorzeige-Damen
In der Werbung setzt sich dieser Trend fort: Vielen dürfte noch die Werbung der Kosmetik-Marke Dove im Gedächtnis sein, die vor gut 10 Jahren auf die bis dato üblichen Top-Models verzichtete und Normalo-Frauen in Unterwäsche zeigte – das tat irgendwie gut, und damals war es ein Novum.

Mittlerweile wird an vielen Stellen deutlich, dass man das Frauenbild in der Öffentlichkeit ändern möchte. Während in der Vergangenheit überwiegend perfekt aussehende Mädchen für Modeschauen, Werbezwecke und Miss-Wahlen verwendet wurden, schreibt die Fernsehzeitschrift rtv in ihrer ersten Ausgabe des Jahres 2016 über die Kürung der „Miss 50plus Germany“ und jubelt: „Eine Generation darf sich feiern lassen“. Kleiner Dämpfer: Die Gewinnerin Martina Selke hat auf ihrer Miss-Schärpe gleich die Werbung von Elasten eingeprägt – offenbar damit sie nicht vergisst, dass sie in ihrem Alter doch bitte auf ihre elastische Haut achten möge.

Vielfalt in der Belegschaft entwickelt Potenziale, die zur Zukunftssicherung des Unternehmens beitragen
Natürlich sind wir uns dessen bewusst, dass bei der Änderung des Frauenbildes knallharte Business-Regeln eine Rolle spielen: Viele Werbetreibende springen nur deswegen auf diesen Zug auf, weil die Generation 50+ eine kaufkräftige Klientel darstellt und die Anzahl der Normalo-Frauen die Anzahl der makellosen Jung-Exemplare übersteigen dürfte. „Die Masse füllt die Kasse“, also müssen die Werbetreibende bei den Massen punkten.

Handfeste wirtschaftliche Gründe sind unter anderem auch der Beweggrund für Josef Lottes, Geschäftsführer Personal und Organisation der Pirelli Deutschland GmbH. Anlässlich des Deutschen Diversity Tags am 09. Juni 2015, den er unterstützte, erklärt er: „Diversity, also Vielfalt oder Verschiedenheit, stößt in der Gesellschaft wie auch in Unternehmen nicht immer von selbst auf Akzeptanz und Wertschätzung. Vielmehr muss die positive Einstellung zur Vielfalt gezielt entwickelt, gefördert und gepflegt werden. Dieses Engagement lohnt sich, wie wir aus langjähriger Erfahrung wissen. Denn Vielfalt in der Belegschaft entwickelt Potenziale, die entscheidend zum wirtschaftlichen Wachstum sowie zur Zukunftssicherung des Unternehmens beitragen. Wie bei der Produktion hochwertiger Reifen gilt auch hier das Motto: Die Mischung macht´s.“

Aber wir sollten nicht an den womöglich gewinnorientierten Hintergründen mäkeln, sondern begrüßen, dass das Frauenbild in der Öffentlichkeit vielseitiger und bunter wird – es gibt uns schließlich in jeder Form, Größe und Altersstufe und da ist ein monoton-einseitiges Bild des Weiblichen in der Werbung oder der sonstigen Öffentlichkeit schlicht zu eng.

Bewerben mit 50+? Einfach machen!
Begrüßenswert wäre es, wenn auf Grund des sich langsam ändernden Frauenbildes auch Frauen (und Männer) jenseits der 50 leichter eine neue Stelle bekämen. Hier hört man immer noch, dass dies kein einfaches Unterfangen ist. Aber der Trend scheint in die richtige Richtung zu gehen – die demographische Entwicklung und der damit einhergehende Fachkräftemangel werden Treiber dieser Entwicklung sein.

Also nicht jammern, sondern auf die interessanten Stellen bewerben und ein gutes Bild abgeben! Auch Fernsehmoderatorin Birgit Schrowange erzählte auf unserem Fondsfrauen-Gipfel 2016, dass sie mit 50+ noch einen neuen Vertrag bei RTL bekommen hat!

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Fotos, auch das Beitrags-Foto: © Pirelli Kalender 2016 by Annie Leibovitz

 

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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