Ein Großteil der Paare legt sein Einkommen zusammen. Verdient die Frau jedoch mehr, bevorzugt sie getrennte Kassen. Zu diesem Ergebnis kommt die Sozialwissenschaftlerin Dr. Yvonne Lott von der Hans-Böckler-Stiftung. In ihrer Untersuchung betrachtete sie die Geldverwaltung in der Partnerschaft. Für die Analyse nutzte die Wissenschaftlerin das Sozio-oekonomische Panel aus den Jahren 2004, 2005 und 2008, dass Daten von über 2.900 heterosexuellen Paaren im erwerbstätigen Alter zusammenfasst.

Klassische Rollenverteilung dominiert
Durch die Studie wird ersichtlich, dass es eine ungleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit gibt. Im untersuchten Zeitraum entfallen auf Frauen 78 % der Hausarbeit sowie 89 % der Kinderbetreuung. Hingegen liegt der Anteil von Frauen am gemeinsamen Einkommen bei nur 32 %. Ein Drittel der Frauen arbeitet in Vollzeit.

Drei Viertel der befragten Paare verwalten ihr Geld gemeinsam, 15 % unabhängig voneinander und 9 % zum Teil getrennt. Zudem spielt auch die Form der Partnerschaft eine wichtige Rolle. Von den nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften wirtschaften weniger als ein Drittel gemeinsam. Bei den Ehepaaren sind es hingegen 83 %.

Auch wenn Faktoren wie Beziehungsdauer, Alter oder die Ausbildung der Partner herausgerechnet werden, bleibt ein signifikanter Unterschied. Das ist auch der Fall, wenn man nicht Paare mit und ohne Trauschein vergleicht, sondern untersucht, wie sich eine Eheschließung auf das Verwalten der Einkommen auswirkt. Hier ergibt sich laut Lott ebenfalls ein deutlicher Effekt auf das partnerschaftliche Arrangement im Umgang mit Geld. Die Geburt eines Kindes hat hingegen keinen messbaren Einfluss.

Starkes Interesse an finanzieller Unabhängigkeit
Von maßgeblicher Bedeutung ist indes das Einkommen der Frau. Bei Paaren mit getrennter Kontoführung ist es im Schnitt fast doppelt so hoch wie bei denen, die ihre Finanzen gemeinsam verwalten. Einkommenszuwächse auf Seiten der Partnerin erhöhen somit maßgeblich die Wahrscheinlichkeit, dass Paare unabhängig voneinander haushalten. Daraus leitet Lott ab, dass Frauen in einer Beziehung stark an finanzieller Unabhängigkeit interessiert sind und diesen Wunsch realisieren, sobald sie es sich leisten können. In traditionellen Partnerschaften laufe das gemeinsame Konto hingegen oft darauf hinaus, dass der Mann einseitig Kontrolle über die Finanzen ausübt.

 


 

Über die Autorin:
Linda Standhardt arbeitet in der Online-Redaktion beim Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA). Neben dem Schreiben von redaktionellen Beiträgen betreut sie dort auch die Social Media-Kanäle. www.dia-vorsorge.de.

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