Bislang war es Frauen in Saudi-Arabien als einzigem Land der Welt unter Strafe verboten, selbst ein Auto zu steuern. 2014 handelte sich die Aktivistin Loujain Alhathloul 73 Tage Gefängnisstrafe ein, weil sie Auto fuhr und ein Video davon auf YouTube veröffentlichte.

Doch nun teilt die staatliche saudische Presseagentur SPA mit, dass König Salman ein Dekret erlassen habe, nach dem auch Frauen den Führerschein machen und Auto fahren dürfen –  allerdings erst ab Juni 2018. So lange soll die Vorbereitung dauern, denn immerhin müssten Fahrlehrerinnen eingestellt und die Verkehrspolizisten im Umgang mit Frauen im Straßenverkehr geschult werden. Warum letzteres so lange dauern soll, ist hierzulande schwer nachvollziehbar, ist doch lediglich kein Knöllchen mehr zu schreiben, bloß weil eine Frau am Steuer sitzt – das können sicher auch männliche Verkehrspolizisten in weniger als 8 Monaten lernen.

Bisher waren Frauen in dem konservativ-islamischen Land darauf angewiesen, dass ihr Mann oder männliche Verwandte sie fuhren, oder sie mussten viel Geld für einen Privatchauffeur ausgeben. Das ist traurig in einem Land, wo schon heute die Mehrheit der Uni-Absolventen weiblich ist. Aber es gibt Hoffnung: Der 32-jährige Kronprinz Mohammed bin Salman hat seinem Land die Vision 2030 verordnet, um die Abhängigkeit vom Öl und die Rückständigkeit zu verringern. Und für Männer ist die neue Fahrtüchtigkeit ihrer Frauen auch von Vorteil: Sie müssen nicht mehr ihre weiblichen Verwandten und die Kinder durch die Gegend chauffieren.

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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