Sonja Ebhart-Pfeiffer vom Österreichischen Verband Financial Planners gibt Frauen zum Internationalen Frauentag vier goldene Geld-Regeln mit auf den Weg.

Auch heutzutage herrscht in Österreich noch der Grundtenor, dass finanzielle Angelegenheiten in erster Linie Männersache sind. „Dabei ist es vor allem für Frauen besonders wichtig, bei Finanzfragen selbst die Zügel in die Hand zu nehmen“, sagt Sonja Ebhart-Pfeiffer, Vorstandsmitglied beim Österreichischen Verband Financial Planners. Schließlich tragen Frauen ein höheres Risiko als Männer, im Zuge einer Trennung oder eines Schicksalsschlags in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten.

Vor diesem Hintergrund nimmt Ebhart-Pfeiffer den Internationalen Frauentag am 8. März zum Anlass, um Frauen vier goldene Geld-Regeln an die Hand zu geben. Neben ihrer ehrenamtlichen Funktion im Verband arbeitet sie hauptberuflich als Finanzberaterin bei FiNUM Private Finance und weiß daher, wie es in der Praxis oft aussieht.

Weg mit der rosa Brille bei Finanzfragen!
Wer sich in Finanzfragen zu sehr auf den Partner verlässt, erlebt mit großer Wahrscheinlichkeit früher oder später böse Überraschungen. Was tun, wenn die Liebe scheitert? „In solchen Fällen geraten viele Frauen in finanzielle Schwierigkeiten, weil sie sich nur dürftig mit dem Thema Geld beschäftigt haben. Sie können dann ihren gewohnten Lebensstandard allein nicht halten – schon aufgrund ihres oftmals geringen Einkommens“, erzählt Ebhart-Pfeiffer aus ihrer täglichen Beratungspraxis.

Auch heute ist es oft noch so, dass Männer für die langfristige Finanz- und Anlageplanung verantwortlich sind, und Frauen eher die kleineren alltäglichen Ausgaben verwalten. „So trivial es auch klingt: Sich mit den eigenen Finanzen zu beschäftigen, ist der wichtigste Schutz vor der finanziellen Katastrophe. Zuallererst sollte die finanzielle Ist-Situation erhoben werden. Es gilt alle Einnahmen und Ausgaben zu definieren, und dann im nächsten Schritt zu entscheiden, welchen monatlichen fixen Betrag man investiert“, rät die Expertin.

Pensionssplitting schützt in Österreich vor Altersarmut
In den ersten Jahren des Karrierewegs wächst das Einkommen von Frauen ähnlich wie bei Männern. Während dieser Zeit finden Frauen oft auch den Partner fürs Leben, mit dem sie sich ein Eigenheim finanzieren und den Kinderwunsch erfüllen. Dies stellt für die Frau oft einen freien Fall in finanzieller Hinsicht dar. Aber es sind weniger die Karenzjahre, die sie mit dem gemeinsamen Kind zu Hause verbringt, sondern eher die vielen Jahre nur in Teilzeitarbeit, die sich spätestens in der Rente rächen. „Dieser Nachteil kann durch Pensionssplitting zumindest für den Zeitraum der Kindererziehung verbessert werden“, rät Ebhart-Pfeiffer den Frauen, die in Österreich leben. Das bedeutet, dass der Elternteil, der sich nicht der Kindererziehung widmet, bis zu 50 % seiner auf dem Pensionskonto vermerkten Teilgutschrift an den kindererziehenden Elternteil übertragen kann. „Pro Kind können bis zu sieben Jahre an Teilgutschriften übertragen werden. Der Antrag auf Pensionssplitting muss spätestens bis zum zehnten Geburtstag des jüngsten Kindes eingereicht werden“, sagt Ebhart-Pfeiffer. In Deutschland und der Schweiz gelten andere Regeln.

Frauen sollten sich trauen zu investieren!
Durch die aktuelle Rekordinflation und die immer noch kaum vorhandenen Zinsen auf dem Sparbuch verlieren Konsument:innen durch klassisches Sparen ein Vermögen. Daher sollten Frauen den Schritt zur Investition wagen und sich dabei ruhig etwas mehr ins Risiko trauen. Nach wie vor sind Frauen in ihrem Anlageverhalten konservativer als Männer. „Ein risikoaverses Anlageverhalten ist per se nichts Schlechtes. Extreme Vorsicht führt aber dazu, dass nur sehr niedrige Erträge erwirtschaftet werden, was vor allem bei der hohen Inflation einer Geldvernichtung gleicht“, meint Ebhart-Pfeiffer.

Mehr Eigeninitiative bei Gehaltsverhandlungen!
Obwohl die Anzahl erwerbstätiger Frauen wächst und sie die Männer beim Bildungsgrad immer öfter abhängen, gibt es immer noch einen Pay-Gap zwischen den Geschlechtern. Ein Indikator dafür ist der Equal Pay Day, der dieses Jahr in Österreich auf den 16. Februar, und in Deutschland auf den 7. März gefallen ist. Frauen arbeiten also etwa die ersten beiden Monate im Jahr umsonst. Dies ist zwar ein strukturelles Problem, aber Frauen können hier aktiv etwas tun, um ihre Chancen auf ein höheres Einkommen zu steigern. „Viele Frauen fragen nicht proaktiv nach Gehaltserhöhungen, sondern warten bis der oder die Vorgesetzte zu ihnen kommt. Da dies in nur in den seltensten Fällen passiert, sollten Anlässe wie größere berufliche Verantwortung oder gelungene Projekte aktiv genutzt werden, um über eine Gehaltserhöhung zu sprechen. Wer öfter fragt, steigert auch seine Chancen“, meint Ebhart-Pfeiffer. Männer agieren hier eher nach dem Motto „Frechheit siegt“… und erhalten die gewünschte Gehaltserhöhung!

ÜBER DEN ÖSTERREICHISCHEN VERBAND FINANCIAL PLANNERS
Der Österreichische Verband Financial Planners ist ein gemeinnütziger Verein, der Beratungsstandards für Finanzberatung und -planung etabliert, weiterentwickelt und fördert. Er bietet in verschiedenen Bereichen der Finanzberatung und –planung international anerkannte Zertifizierungen wie European Investment Practitioner EIP®, European Financial Advisor EFA® und Certified Financial Planner CFP®, oder Spezialisierungen wie den EFPA ESG Advisor® und den Certified Foundation & Estate Planner CFEP®.

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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