Maya Bhandari managt gemeinsam mit ihrem Kollegen Toby Nangle den Threadneedle (Lux) Global Multi Asset Income Fund und arbeitet gemeinsam mit ihm im Asset Allocation-Team von Columbia Threadneedle Investments. Fondsfrau Anke Dembowski spricht mit ihr über Frauen im Fondsmanagement.

Frau Bhandari, für welche Fonds bei Columbia Threadneedle sind Sie verantwortlich? Und für welches Volumen insgesamt?
Ich leite das Asset-Allokation-Komitee bei Columbia Threadneedle und arbeite dabei eng mit Toby Nangle, dem Leiter des Bereiches Multi-Asset in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA), zusammen. Insgesamt verwaltet das Multi-Asset-Team sechs Fonds. Darunter sind der Threadneedle (Lux) Global Multi Asset Income Fund und der Threadneedle (Lux) Global Asset Allocation Fund, die ich als Co-Manager verwalte. Sie fragten nach dem Gesamtvolumen: Columbia Threadneedle verwaltet insgesamt 464 Mrd. US-Dollar, Stand Ende März 2016. Die Asset Allocation-Strategien sind dabei ein wichtiges Segment, sie machen etwa ein Drittel des verwalteten Vermögens aus.

Dieses Jahr scheint ja ein sehr volatiles zu werden. Auf welche Assetklassen setzen Sie derzeit?
Richtig, das Jahr hat recht volatil begonnen, und ich bin der Meinung, dass sich das auch so fortsetzen wird. Das bedeutet, dass wir schnell reagieren müssen und eine dynamische Herangehensweise benötigen, um erfolgreich zu sein.

Zu Ihrer Frage nach der Assetklassen-Gewichtung: Die Fonds, für die ich verantwortlich bin, sind sogenannte „unconstrained“ Fonds, d.h. hier haben wir keine Benchmark, so dass es kein neutrales Portfolio gibt. Wir möchten aber beispielsweise mit dem Global Asset Allocation Fund eine aktienähnliche Performance generieren, also etwa 6%. Die Cash-Quote kann hier zwischen 0 und 100 % liegen, die Aktienquote zwischen 0 und 75%. Rohstoffe dürfen 0 bis 20% ausmachen und alternative Instrumente 0 bis 10%. Aktuell bin ich zu 36% in Aktien positioniert, vergangenes Jahr um diese Zeit waren es 52%.

Innerhalb der Aktien-Quote nehmen wir konzentrierte regionale und Länder-Positionen ein. Ein Drittel des Fondsvermögens haben wir derzeit in Renten allokiert – aber so gut wie keine lokalen Staatsanleihen, sondern überwiegend europäische Kreditpapiere. Daneben haben wir auch eine kleinere Position in kurzfristigen US-Papieren sowie 10% in australischen Staatspapieren und knapp 10% in mexikanischen Staatsanleihen. Die australische Währung haben wir abgesichert, während wir beim mexikanischen Peso von der Währungs-Volatilität profitieren wollen. Unsere Cash-Postition liegt aktuell bei 5%.

Columbia Threadneedle hat verschiedene Frauen-Programme. War das für Sie ein Grund, um diese Gesellschaft als Arbeitgeber auszuwählen?
Columbia Threadneedle tut wirklich viel für die Frauenförderung. Zum Beispiel haben wir im März 2016 als erster Asset Manager die „Women in Finance Charter“ des britischen Finanzministeriums unterschrieben – eine freiwillige Selbstverpflichtung zugunsten der Gleichberechtigung von Männern und Frauen bei Finanzdienstleistern.

Bevor ich bei Columbia Threadneedle gearbeitet habe, war ich auf der Sell-Side. Schon damals ist mir positiv aufgefallen, dass es bei Columbia Threadneedle eine relativ hohe Anzahl an Frauen in Führungspositionen gibt.

Wie wirkt sich das aus?
Das sorgt für eine andere Kultur, eine andere „Energie“, wenn ich es mal so nennen darf. Das Marktumfeld wird tendenziell anspruchsvoller. Daher profitieren Asset Manager, die auf einen breiten Mix an Erfahrungen, Ideen und Meinungen zurückgreifen können, wenn sie ihre Anlagestrategien entwickeln – so wie wir. Denn auf diese Weise können wir die Resultate erwirtschaften, die Anleger von uns erwarten. Studien haben den positiven Einfluss gemischter Asset-Management-Teams auf die Resultate verschiedentlich belegt.

Macht sich diese andere Kultur auch im täglichen Umgang bemerkbar?
Dazu ein Beispiel: Ende 2015 hatten wir ein Meeting, bei dem ein externer Experte eine Präsentation gab. Unser CIO, Mark Burgess, musste lachen, als er bemerkte, dass der Referent mit ihm zusammen der einzige Mann im Raum war. So etwas habe ich bei meinen vorherigen Arbeitgebern noch nie erlebt.

Ist bei einer hohen Frauenquote die Arbeits-Kultur eine andere?
Ja, ich habe das Gefühl, dass die Arbeitsatmosphäre eine andere ist. Es geht vielleicht ein wenig „softer“ zu, einfach angenehmer. Einen gewissen Teil dieser angenehmen Atmosphäre würde ich der Tatsache zuschreiben, dass es bei uns Frauen in Führungspositionen gibt.

Wie sind Sie persönlich eigentlich auf die Idee gekommen, Fondsmanagerin zu werden?
Von meiner Ausbildung her bin ich Volkswirtin und habe erst bei der EU-Kommission gearbeitet. Als Volkswirtin habe ich mir immer gewünscht, meine Makroeinschätzungen in Anlageideen umsetzen zu können. Also wollte ich auf die andere Seite – ins Asset Management, wo Anlageentscheidungen getroffen werden. Vielleicht hatte meine Berufswahl aber auch damit zu tun, dass mein Großvater Volkswirt und Fondsmanager war – wer weiß?

Gab es spezielle Menschen, die Ihnen als Frau geholfen haben? Oder gab es Hindernisse auf Ihrem Karriereweg, speziell als Frau?
Ich kann wirklich nicht sagen, dass es auf meinem Karriereweg ein Nachteil war, Frau zu sein. Die meisten meiner Chefs waren männlich, und einige von ihnen haben mich gefördert. Als beispielsweise die Fondsmanager-Position bei Columbia Threadneedle frei wurde, habe ich mich darauf beworben, und es gab keinerlei Diskussion über das Gender-Thema, sondern ich habe den Job bekommen. Ich glaube, dass es heutzutage kein Nachteil mehr ist, eine Frau zu sein – manchmal ist es vielleicht sogar von Vorteil. Wenn ich mal auf einem Panel sitze oder einen Vortrag halte, bin ich oft die einzige Frau. Das kann ja auch bedeuten, dass man ein wenig heraussticht und die Leute besonders aufmerksam zuhören. Natürlich muss man dennoch wissen, über was man spricht und was man tut.

Nach einer Studie der Fondsfrauen sind nur 6,6% der Fondsmanager in Deutschland weiblich. Können Sie sich erklären, woran das liegen könnte?
Ich war in der Tat sehr überrascht, als Sie mir die Ergebnisse Ihrer Studie geschickt hatten. Asset Management verfolgt in der Regel langfristige Ziele, auch Anlageerfolg und Expertise werden langfristig gemessen. Daher ist im Arbeitsalltag reflektiertes, strategisches und geduldiges Handeln wichtig – die als branchentypisch betrachtete Hektik ist nicht die Regel. Und durch die festen Handelszeiten ist der Arbeitstag gut planbar. Zusammengefasst ermöglicht die Arbeit im Asset Management eine erfolgsorientierte Karriere und bietet gleichzeitig Raum für Privates. Das macht die Branche für Frauen und Männer gleichermaßen attraktiv.

Und was könnte getan werden, um mehr Frauen dabei zu helfen, im Bereich Fondsmanagement Karriere zu machen?
Asset Manager sollten noch stärker an einem Strang ziehen, um die Vorteile des Berufsbildes zu betonen und die Bedingungen gemeinsam weiter zum Positiven zu verändern. Geschlechterverhältnisse offenzulegen, verstärkt die Transparenz und ist damit ein erster Schritt auf dem Weg hin zur Verbesserung. Allgemein sollte ein Umfeld geschaffen werden, in dem Frauen klar sagen können, dass sie Karriere machen wollen. Wir Frauen müssen dann aber auch deutlich artikulieren, was wir wollen und wohin wir wollen. Im Prinzip gilt das ja für jeden Lebensbereich: Wenn wir nicht sagen was wir wollen, bekommen wir es auch nicht. Meiner Meinung nach sollten Frauen da mehr Selbstbewusstsein haben und einfach danach fragen. Junge Frauen rate ich dazu, sich weibliche Vorbilder zu suchen. Es gibt ja bereits viele Frauen, die im Fondsmanagement sehr gute Ergebnisse aufweisen und entsprechend aufgestiegen sind. Solche Vorbilder machen Mut!

Glauben Sie dass Frauen bessere Fondsmanager sind als Männer? Oder gibt es bestimmte Assetklassen, in denen Frauen vielleicht besser sind?
Studien zeigen, dass vielfältigere Teams generell zu größeren Ideen-Pools führen. Daher sehe ich ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Frauen und Männern im Fondsmanagement auf jeden Fall als etwas Positives.

Im Hedgefonds-Bereich gibt es allerdings Studien, die besagen, dass weibliche Fondsmanager signifikant outperformen. Können Sie sich vorstellen, warum?
Eventuell hat das mit den unterschiedlichen Verhaltensweisen, also im weitesten Sinne Behavioral Finance, zu tun. Womöglich agieren männliche Trader impulsiver als weibliche. Und im Fondsmanagement kommt es eben nicht auf Impulsivität an, sondern dort werden weitsichtigere Entscheidungen getroffen.

Wie organisieren Sie persönlich Ihre Work-Life-Balance?
Ich bin seit zwei Jahren verheiratet, Kinder haben wir nicht. Mein Mann unterstützt mich sehr in meiner Karriere –  und ich glaube, dass es enorm wichtig ist, dass der Partner mitzieht. Noch nie war meine Work-Life-Balance so gut wie jetzt. Denn bei Columbia Threadneedle herrscht die Unternehmens-Kultur vor, dass eine gute Work-Life-Balance der Mitarbeiter nicht nur für die Mitarbeiter gut ist, sondern auch dem Unternehmen zugutekommt. Meine Kolleginnen, die Kinder haben, genießen Flexibilität, um Job und Familie unter einen Hut zu bekommen. Was zählt, ist das Ergebnis.

Das ist toll zu hören! War das einer der Gründe, warum Sie zu Columbia Threadneedle gegangen sind?
Natürlich ist es für mich ermutigend, wenn ich sehe, dass das Unternehmen flexibel ist und auch Familien unterstützt. Wenn mein Mann und ich uns entscheiden sollten, Kinder zu haben, dann finde ich bei uns im Asset Management ein gutes Umfeld vor, um Familie und Job unter einen Hut zu bringen. Ganz einfach wird das natürlich nie sein. Aber es ist doch toll, wenn der Arbeitgeber einen bestmöglich unterstützt.

Vielen Dank für das Interview, Frau Bhandari!

Chart 1: Performance des Threadneedle (Lux) Global Multi Asset Income Fund, den Bhandari seit Dezember 2015 gemeinsam mit Toby Nangle managt. Im Vergleich mit der Peergroup von Morningstar, EAA OE Global Flex-Cap Equity.

Performance-Chart

Net Asset Value (NAV) seit Auflage (im Vergleich zur Morningstar-Gruppe GIFS Offshore – Alternative Multistrategy).

Chart 2: Performance seit Auflage (annualisiertes Return/Risiko-Profil)

Performance since incenption

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski is a financial journalist and author of various investment fund-related and other financial books. She is also a co-founder of the "Fondsfrauen" network.

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